Erinnerungen an Bergbau in Brambauer „In den Kneipen nach der Schicht den Kohlenstaub runtergespült“

Schacht IV der Zeche Minister Achenbach feiert besonderes Jubiläum
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Deutschland im Jahre 1923. Der Hitler Putsch, die Ruhrkrise und die galoppierende Hyperinflation, das wirtschaftliche Leben funktionierte praktisch nicht mehr und kam größtenteils zum Erliegen. Und Brambauer gehörte noch zu Dortmund.

Nach dem ersten Spatentisch am 28. Juni 1918 folgte im Jahre 1923 endlich die Fertigstellung von Schacht IV der Brambauer Zeche Minister Achenbach. Damit setzte die damalige Ruhrkohle ein positives Signal für den Standort Brambauer. Ein neuer Brötchengeber für viele Männer - in Spitzenzeiten sprach man von bis zu 1000 Kumpeln - sorgte für ein dickes Plus in der Lohntüte.

Drei Sohlen Untertage in maximaler Tiefe von 1012 Meter, Übertage eine Maschinenhalle, eine Werkstatt, eine Kohlenwäsche, eine Lichthalle, ein Holz- und Schrottplatz, eine Verwaltung mit Steigerstube und ein Verladebahnhof für das „schwarze Gold“. Und nicht zu vergessen der über die Stadtgrenze hinaus zu sehende Förderturm.

Schächte waren mit Gleisbahn verbunden

„Bei uns lautete das Motto einer für alle, alle für einen. Wir waren ja Untertage aufeinander angewiesen. Das schweißte zusammen. Insbesondere die Kameradschaft stand bei uns im Vordergrund. Bis heute ist ein elitärer Kreis von uns noch immer in Kontakt“, sagt der ehemalige stellvertretende Reviersteiger Hubert Flick.

Obwohl eigentlich die Hauptschächte I+II an der Zechenstraße lagen, hatte der Schacht IV eine strategisch wertvolle Verbindung für die Brambauer Zeche Minister Achenbach. Die Verbindungen Untertage zu Schacht III (Auf dem Kelm), Schacht V (in Alstedde Geistwinkel) und Schacht VI (Steag-Gelände) waren mit einer Gleisbahn verbunden.

Demo gegen Stilllegung des Bergwerks

Aber auch der angrenzende Stummhafen Übertrage war für den Kohleweitertransport eine wichtige Ader, ausgehend von Schacht IV. Ebenso die Seilbahnverbindung zwischen Schacht IV und den beiden Hauptschächten in Brambauer. „Nach der Förderung des schwarzen Goldes wurden die Kohlen entweder zu Schacht I + II mit der Seilbahn befördert, mit dem Zug weggefahren oder mit dem Schiff über den Stummhafen verbreitet“, so der einstige Kumpel und Bergmann Klaus Link rückblickend.

Dass die Brambauer Bergmänner nicht nur Untertage hart arbeiteten, beweisen die Kumpel auch während der Demonstrationen in den „80er“-Jahren gegen die Stilllegung des Bergwerks. Trotz Massenprotesten mit bis zu 36.000 Kumpel und dem Sturmlauf gegen die Beschlüsse der früheren Bundesregierung wurden im Jahre 1989 die Pforten von Schacht IV endgültig geschlossen. Der Garaus für den Steinkohlenbergbau in ganz Brambauer folgte drei Jahre später mit der Schließung der Zeche Minister Achenbach.

Starke Gemeinschaft auch nach Zechenschließung

„Auch nach der Schacht- beziehungsweise Zechenschließung blieben viele von uns eine starke Gemeinschaft. Die Pflege der Kameradschaft existiert bis heute in die Gegenwart. Früher trafen wir uns in einer der zahlreichen Brambauer Kneipen um nach der Schicht den Kohlenstaub herunter zu spülen. Heute treffen wir uns halt in einem Café. Es gibt eben fast keine Bierkneipen mehr in Brambauer“, so Stefan Hubert.

Auch im Vorfeld zu den Jubiläumsfeierlichkeiten trafen sich Michael Meier, Gerd Bonaß, Stefan Hubert, Klaus Link, Detlef Eilers, Hubert Flick und Lothar Fälker (AT-Angestellter) im Café „Lüntec“, gelegen auf dem alten Zechengelände. Der offizielle Festakt ist für den 23. November, ab 16.30 Uhr angesetzt. Nach der Jahreshauptversammlung der IGBCE Ortsgruppe Brambauer startet das Event in der Lüntec-Lichthalle. Einen Tag später findet das traditionelle „Achenbacher-Treffen“ ab 18 Uhr im Bürgerhaus Brambauer statt. Ebenfalls ein nostalgisches Eldorado für viele ehemalige Kumpel der Brambauer Zeche Minister Achenbach.

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