Wolski-Vorwürfe schockieren nicht nur Lüner SPD Politiker fordern schnelle Aufklärung

Wolski-Vorwürfe schockieren nicht nur Lüner SPD
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Die Nachricht von der Festnahme und Inhaftierung von Lünens stellvertretendem Bürgermeister, dem langjährigen SPD-Ratsmitglied und ehemaligen Juso-Vorsitzenden Daniel Wolski (41), schlägt sowohl in der örtlichen Politik und Verwaltung als auch landesweit hohe Wellen.

Neben der Lüner Verwaltungsspitze rund um Bürgermeister Jürgen Kleine-Frauns und der örtlichen Sozialdemokratie zeigen sich sämtliche Ratsfraktionen von den gegen den Kommunalpolitiker erhobenen Vorwürfen schockiert. Diverse Medien berichten überregional.

Wie von unserer Redaktion am Donnerstag (26. Oktober) exklusiv berichtet, wirft die Bochumer Staatsanwaltschaft dem 41-Jährigen den Besitz kinder- und jugendpornografischen Materials sowie den sexuellen Missbrauch von Jugendlichen im Alter von 13 bis 17 Jahren vor.

Weil Flucht- und Verdunkelungsgefahr bestanden habe, hieß es Donnerstag bei der Staatsanwaltschaft, sei Wolski von Lünen aus in die Justizvollzugsanstalt Bochum überführt worden, wo er in Untersuchungshaft sitzt.

Daniel Wolskis Rechtsbeistand, die renommierte Dortmunder Strafverteidigerin Dr. Arabella Pooth, war am Freitag für eine ausführliche Stellungnahme nicht zu erreichen. Von ihr zu hören war lediglich, dass sie von der Festnahme überrascht worden sei und Akteneinsicht beantragt habe.

Nachdem Lünens Bürgermeister Jürgen Kleine-Frauns (parteilos) sich noch am Donnerstagabend auf X, ehemals Twitter, zu den Vorwürfen äußerte und ausnahmslos jede Form von sexuellem Missbrauch verurteilte, gab er Freitagmittag im Lüner Rathaus vor laufenden Kameras ein weiteres kurzes Statement ab -Nachfragen waren nicht erlaubt.

Er habe auch erst aus den Medien von den Vorwürfen gegen Daniel Wolski erfahren und sei sehr betroffen, sagte Kleine-Frauns. Der parteilose Bürgermeister stellte klar, dass alle Entscheidungen über den stellvertretenden, ehrenamtlichen Bürgermeister Daniel Wolski der Stadtrat treffe: „Mit den Fraktionen befinde ich mich darüber, wie es hier weitergeht, natürlich im Austausch.“

SPD: „Nichts gewusst“

Derweil erklärte die Lüner Sozialdemokratie bestehend aus Stadtverband und Fraktion unisono gegenüber unserer Redaktion, dass die SPD Lünen schockiert sei von den schwerwiegenden Vorwürfen, die im Raum stehen: „Jetzt sind die Ermittlungsbehörden gefragt, um dem Sachverhalt auf den Grund zu gehen. Wir erwarten, dass Daniel Wolski mit seiner anwaltlichen Vertretung unverzüglich und in vollem Umfang mit den Ermittlungsbehörden kooperiert. Sollten sich die Anschuldigungen bestätigen, hat Daniel Wolski nichts mehr in den Reihen der Sozialdemokratie verloren.“ Auf Nachfrage hieß es, dass man nichts von den Anschuldigungen gewusst habe und auch kein Kontakt zu Wolski bestehe.

Michael Thews, Bundestagsabgeordneter der Lüner SPD, erklärte am Freitag (27. Oktober) in einem Telefongespräch, dass er es immer noch nicht fassen könne: „Ich bin nach wie vor total schockiert. Sollte sich das bewahrheiten, kenne ich Null-Toleranz. Das ist keine Lappalie, das sind ganz schwere Anschuldigungen.“

Ähnlich äußerte sich der Lüner SPD-Landtagsabgeordnete Rainer Schmeltzer: „Ich war zutiefst betroffen und erschüttert. Das habe ich mir nicht vorstellen können.“ Er erwarte, dass Wolski mit seinem Rechtsbeistand vollumfänglich mit den Ermittlungsbehörden kooperiere: „Die Anschuldigungen wiegen schwer, sollten sie sich bestätigen, wird in den Reihen der Sozialdemokraten kein Platz mehr für ihn sein.“

CDU-Fraktionschef Christoph Tölle
CDU-Fraktionschef Christoph Tölle © CDU

CDU: „Zutiefst schockiert“

CDU-Fraktionschef Christoph Tölle sagte, dass die CDU über die Ermittlungen gegen Daniel Wolski zutiefst schockiert sei: „Wir verabscheuen jedwede Handlungen, die in Zusammenhang mit dem Verbreiten als auch dem Besitz von kinderpornografischem Material stehen. Allem voran verurteilen wir zutiefst sexualisierte Gewalt jedweder Art, besonders aber gegenüber Schutzbefohlenen.“ Im Falle einer Verurteilung sei für die CDU klar, dass „es kein zurück in die Politik geben kann und darf“.

FDP-Fraktionschef Karsten Niehues
FDP-Fraktionschef Karsten Niehues © FDP

FDP: „Freiwilliger Rücktritt?“

FDP-Fraktionschef Karsten Niehues teilte der Redaktion Freitag schriftlich mit, dass Vorwürfe dieser Art, aber auch alle sonstigen strafrechtlich relevanten Vorwürfe von der FDP sehr ernst genommen werden und man auf eine zeitnahe Aufklärung hoffe: „Bislang haben wir noch keine gesicherten Unterlagen (wie Haftbefehl, Anklageschrift oder gar Urteil), sodass sich (...) schon aus Gründen der Unschuldsvermutung eine Stellungnahme zur Causa Wolski verbietet.“ Auch wenn für Wolski Untersuchungshaft angeordnet wurde, schreibt Niehues weiter, liege es bis zu einem rechtskräftigen Urteil nach hiesiger Auffassung in der Hand des Ratsmitglieds Wolski, durch einen freiwilligen Rücktritt einen Makel auf dem Mandat und der Position als stellvertretender Bürgermeister zu beenden.

Grüne: Auch an Opfer denken

Grünen-Fraktionschefin Tessa Schächter erklärte: „Wir sind persönlich als Menschen und als kommunale Politiker tief erschüttert von solchen Schlagzeilen. Vor allem hoffen wir, dass die Opfer seelische Unterstützung erhalten, sollten die Anschuldigungen zutreffen. Der Straftatbestand ist für alle persönlich betroffenen eine Katastrophe.“ Im Falle einer Verurteilung wäre es ein Erfolg gegen Kinderpornographie und sexuellen Missbrauch, schrieb Schächter weiter: „Damit darf niemand davonkommen. Solange es kein Urteil gibt, gilt Daniel Wolski für uns als unschuldig und sollte nicht vorverurteilt werden.“ Auf die Frage, ob Wolski als stellvertretender Bürgermeister und Ratsmitglied noch tragbar ist, antwortete Tessa Schächter: „Wichtig ist, dass die Stadt Lünen keinen weiteren Schaden nimmt. Die politische Zukunft von Herrn Wolski entscheiden SPD und Daniel Wolski allein. Die Entscheidung darüber wird sicher wesentlich von den Ermittlungsergebnissen abhängen.“

GFL: „Erwarten Stellungnahme“

Für die „Wählergemeinschaft Gemeinsam Für Lünen“ (GFL) erklärten Dr. Johannes Hofnagel (Parteivorsitzender) und Andreas Dahlke (Fraktionschef) unisono, dass die GFL erschüttert sei wegen der Anschuldigen gegen Daniel Wolski. Die GFL verurteile aufs Schärfste jegliche Vergehen bezüglich des Besitzes kinder- und jugendpornografischen Materials sowie des sexuellen Missbrauchs: „Wir haben volles Vertrauen in die Ermittlungsbehörden. Von dem Beschuldigten wird eine kurzfristige Stellungnahme zu den schwerwiegenden Vorwürfen erwartet. Diese bleibt abzuwarten. Sollten sich Anschuldigungen als richtig erweisen, ist er in seinen politischen Funktionen nicht mehr tragbar.“

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