Für die kommunale Baugesellschaft UKBS kündigt sich eine Kehrtwende bei ihren baulichen Aktivitäten an: Nachdem noch vor wenigen Monaten zahlreiche Bauprojekte wegen steigender Zinsen und Preise auf Eis gelegt worden waren, ob in Unna, Selm, Kamen, Bergkamen oder Holzwickede, kommt nun ein gewichtiger Impuls für eine millionenschwere Investition.
In ihrem Geschäftsbericht von April hatte die UKBS zwar noch auf den prognostizierten bundesweiten Rückgang beim Wohnungsbau im laufenden Jahr hingewiesen. „Aufgrund der Steigerung der Baukosten und des deutlichen Anstiegs der Finanzierungskosten ist derzeit ein Bau von Wohnraum wirtschaftlich nicht darstellbar“, heißt es wörtlich.
270 Wohnungen für 100 Millionen Euro
Der Zentralverband des Deutschen Baugewerbes verkündet in seiner Konjunkturprognose für 2023 aber mittlerweile wieder eine überwiegend positive Beurteilung der gegenwärtigen Geschäftslage durch die Unternehmen.
„Wir greifen jetzt auch wieder an“, sagt Landrat Mario Löhr. Der Chef der Kreisverwaltung in Unna ist in Personalunion Vorsitzender des Aufsichtsrates der Unnaer Kreis-Bau- und Siedlungsgesellschaft (UKBS).
Als dessen Chef werde er den Mitgliedern des Kontrollgremiums demnächst die Auflage eines üppigen Wohnungsbauprogramms vorschlagen: Löhr will, dass die UKBS bis zum Jahr 2026 mit einer Investition von 100 Millionen Euro 270 neue Wohnungen selbst baut oder bauen lässt.
Löhr hatte den sozialen Wohnungsbau 2020 zu einem seiner Hauptwahlkampfthemen gemacht. Bezogen auf das UKBS-Programm „200plus“-Wohnungen zeigte sich Löhr damals ehrgeizig: „Mich interessiert vor allem das ,plus‘ im Projekttitel“, ließ er im Vorfeld der Kommunalwahlen wissen.
Keine Wohnung ohne Bauland
Für die UKBS dürften allerdings nicht nur die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen entscheidend dafür sein, ob das von Löhr verkündete 270-Wohnungen-Ziel überhaupt erreicht werden kann. Neben Baupreisen und Kreditzinsen ist nämlich nicht nur die Auftragskapazität des Bauhauptgewerbes ein weiterer Faktor dabei, das angestrebte Zeitfenster 2026 überhaupt einhalten zu können.

Denn: keine neue Wohnung ohne Bauland. UKBS-Geschäftsführer Matthias Fischer hatte in der Vergangenheit mehrfach darauf hingewiesen, dass das Unternehmen ohne geeigneten Baugrund auch nicht bauen könne. Angebotene Flächen der kreisangehörigen Kommunen lagen oft in örtlichen Randlagen.
Damit kamen sie aus Sicht der UKBS, die bevorzugt innerhalb bereits vorhandener Infrastruktur in größeren Stadtteilen baut, ebenso häufig erst gar nicht für eine Bebauung in Betracht.
Dagegen hatte die UKBS im größten Stadtteil Ardey mit mehr als 2000 Einwohnern eine viel beachtete „Neue Mitte“ mit Versammlungs- und Jugendraum geschaffen, in deren Wohnanlage sich zudem ein Hausarzt, ein ehrenamtlich getragenes Dorfcafé und ein Geldinstitut mit EC-Automat niederließen.
Kommunen sollen Flächen ausweisen
Angesprochen auf dieses Hemmnis nimmt der Landrat auch die Städte und Gemeinden in die Pflicht, um sein Wohnungsbauziel erreichen zu können. „Ich kann den Kommunen nur sagen: Ihr müsst Flächen ausweisen“, so Löhr. Die UKBS müsse jedenfalls für ihre Bauzwecke „nicht jedes Grundstück nehmen“, so der Aufsichtsratschef.
- Seit dem 14. Dezember 1979 hat die UKBS, gegründet 1939, folgende Gesellschafter: Verwaltungs- und Beteiligungsgesellschaft Kreis Unna mbH (VBU), Stadt Unna, Stadt Bergkamen, Stadt Kamen, Stadt Hamm, Stadt Fröndenberg, Gemeinde Bönen, Stadt Selm, Gemeinde Holzwickede.
- Der VBU obliegen beim Kreis Unna die unternehmensstrategische Steuerung sowie das Halten und Bewirtschaften der Unternehmensbeteiligungen und anderer Vermögenswerte.
- Die UKBS bewirtschaftet ihren eigenen Hausbesitz, der zum 31. Dezember 2022 folgende Objekte umfasste: 2925 Wohnungen und 54 Büro- und sonstige Einheiten in 414 Häusern, einem Parkhaus mit 81 Stellplätzen sowie 468 Garagen mit einer Gesamtwohn/-Nutzfläche von 216.602,52 Quadratmetern.
- Der Aufsichtsrat hat einschließlich seines Vorsitzenden 16 Mitglieder, die von den einzelnen Gesellschaftern entsandt werden und in der Regel aus den Kommunalverwaltungen oder -vertretungen stammen.
Der soziale Aspekt bei dem Wohnungsbauprojekt, sollte es vom Aufsichtsrat positiv aufgenommen werden, wird über eine Mischfinanzierung gewährleistet, die die UKBS regelmäßig bei Neubauten einsetzt: also Eigenkapital, Bankdarlehen und Mittel der staatlichen Wohnungsbauförderung. Werden staatliche Gelder eingesetzt, muss die Miete entsprechend sinken.
Das Ziel von 270 Wohnungen bis zum Jahr 2026 ist übrigens nicht utopisch: Im Januar 2020, als die Baubranche noch boomte, hatte die UKBS eine Investitionsoffensive von 267 neuen Wohnungen angekündigt – umzusetzen innerhalb von zwei Baujahren.