„Windräder in Niederaden?“ Die Antwort auf diese Frage beantworten die rund 20 Mitglieder der gleichnamigen Lüner Interessengemeinschaft mit einem klaren Nein. Nicht etwa, weil sie grundsätzlich etwas gegen Windräder hätten, wie der Niederadener Thomas Dähn im Gespräch mit unserer Redaktion sagt. „Die machen hier schlichtweg keinen Sinn. Hier ist es einfach nicht windig genug.“
Das sehen die Stadtwerke Lünen bekanntermaßen anders. Das städtische Unternehmen plant den Bau von zwei Windrädern in Niederaden (Im Erlensundern und Niederaden-Nord) und den Bau von einem in Brambauer.
Dafür hat die Politik dem Unternehmen im November vergangenen Jahres im Stadtentwicklungs-Ausschuss das gemeindliche Einvernehmen in Aussicht stellt - nach intensiver Diskussion wurde der Antrag der Verwaltung pro Windräder mit den Stimmen von CDU und SPD gegen die von Grünen, GFL, FDP und AfD beschlossen.
Damit ist das letzte Wort in der Sache aber noch nicht gesprochen, eine spürbare Auswirkung hat der beschlossene Verwaltungsantrag nicht. Er bedeutet nur, dass die Planung der Windenergieanlagen im Einvernehmen mit der Kommune erfolgt.
Bürgerwohl
Die Beantragung der Windräder beim Kreis oder der Bezirksregierung ist allein Sache der Stadtwerke, die dafür nicht zwingend auf einen Beschluss der Politik angewiesen sind. Wobei für Dähns Mitstreiter Dirk Adam außer Frage steht, dass die Stadtwerke „sich nicht über das Bürgerwohl hinwegsetzen dürfen“. Als Stichworte nennt Adam: Lärmbelastung, Schlagschatten, Bodenvergiftung durch Rotorenabrieb, sinkende Grundstückspreise, Eingriffe in Landschaftsschutzgebiete und Vogelschlag.
„Außer den Stadtwerken hat niemand etwas von diesen Windrädern, für die viel Fördergeld fließt. Das Nachsehen haben die Menschen hier vor Ort“, sind Thomas Dähn und Dirk Adam überzeugt. Deshalb setzen die „interessierten Bürger“, wie sie sich selbst nennen, alles daran, die breite Öffentlichkeit über die Windradpläne der Stadtwerke zu informieren:
„Wir haben unlängst eine entsprechende Petition gestartet und sind seit kurzem dabei, in Niederaden und Umgebung große Banner aufzuhängen. Außerdem gehen wir von Tür zu Tür und verteilen Flyer.“ Dabei stellten sie immer wieder fest, dass viele Menschen zum ersten Mal von den Windradplänen hören.
Gespräche mit Politik
Daneben sucht die Interessengemeinschaft das Gespräch mit der Politik. „Mit Landrat Mario Löhr haben wir schon gesprochen und ihm unsere Sicht der Dinge erklärt“, sagt Thomas Dähn. In Kürze soll es noch individuelle Treffen mit Bürgermeister Jürgen Kleine-Frauns (parteilos), Martina Förster-Teutenberg (SPD, stellvertretende Bürgermeisterin), Dr. Christian Klicki (CDU, Beigeordneter) und Andreas Dahlke (GFL, Ratsherr) geben. Außerdem, sagt Dähn weiter, habe er Ina Scharrenbach (CDU) Ministerin für Heimat, Kommunales, Bau und Digitalisierung angeschrieben, um die Windradpläne der Stadtwerke zu stoppen.
Grüne skeptisch
Grünen-Ratsherr Eckhard Kneisel hatte in der Diskussion Ende vergangenen Jahres bereits erklärt, dass die Grünen nicht gegen Windkraft seien, „aber wir wollen nicht Windkraft um jeden Preis. Der Regionalverband Ruhr hat bereits bestimmte Bereiche für die Windenergie ausgewiesen. Niederaden ist aus landschaftsökologischer Sicht problematisch.“ Die „Vorfestlegung“ auf die geplanten Stadtwerke-Standorte sei nicht nachvollziehbar.
Festlegung des Regionalverbands
Fakt sei, sagt Dirk Adam, dass der Regionalverband Ruhr beabsichtigt, zwei Gebiete in Lünen explizit als Windenergiebereiche auszuweisen, nämlich die Alstedder Mark und den Stadthafen Süd in Brambauer“ - hier ist auch eine der drei zur Debatte stehenden Anlagen geplant. In diesen Windenergiebereichen soll der Bau von Windrädern künftig einfacher sein.
