„Das Beste kommt zum Schluss“, heißt es. Ob das auch für unseren Restaurant-Check gilt, der mit dem Besuch unseres Autors im Restaurant des Ringhotels am Stadtpark sein Ende findet?

Lünen

, 16.03.2019, 14:30 Uhr / Lesedauer: 4 min

Seit 1989 gibt es das Hotel Riepe an der Kurt-Schumacher-Straße. Es bildet einen großen Gebäudekomplex mit dem Hansesaal und dem Heinz-Hilpert-Theater. Verglichen damit kommt das Restaurant eher klein und bescheiden daher. Wir wollten für unseren Restaurant-Check, der mit der heutigen Folge endet, herausfinden, ob es sich hier um ein Understatement handelt.

Die Atmosphäre

Direkt neben dem Hoteleingang befindet sich eine mit „Restaurant“ überschriebene Doppeltür. Das macht die Sache einfacher, aber man käme auch durch die Hoteltür zum Ziel - schließlich handelt es sich bei dem Restaurant natürlich um die Hotelgastronomie, die zum Beispiel auch für das Frühstücksbuffet verantwortlich zeichnet. Entsprechend funktional und übersichtlich gestaltet sich der Thekenbereich. Gegessen wird entweder im angrenzenden Wintergarten, oder, so wie heute Abend, im Palmengarten gleich nebenan.

Ein großer Raum mit kompletter Glasfront (im Sommer komplett zu öffnen), stilvoll eingerichtet - nur die Decke versprüht dann doch den eher biederen Hotel-Charme. Auffällig: Trotz des gut besetzten Restaurants ist es angenehm ruhig, das Gespräch mit meinem Begleiter - Kollege Jörg Heckenkamp aus Werne - kann ebenfalls mit gedämpften Stimmen stattfinden.

Die Speisekarte

Fisch, Fleisch, Pasta, Salat - es gibt von jedem etwas, allerdings ohne dass es sich dabei um einen simplen Querschnitt der Speisen aus aller Welt handelt. Dafür sorgt allein schon die „Westfälische Karte“, die zum Beispiel mit dem klassischen „Himmel und Erde“ oder der Spanferkelschulter in Malzbiersauce punkten kann. Bei den Vorspeisen stechen das Dreierlei von der Bachforelle und das Rindercarpaccio hervor, bei den Hauptspeisen gibt es unter anderem die Kalbsleber „Lüner Art“ oder das konfierte Lachsfilet mit Kerbel-Limonenöl. Kurzum: eine ganze Reihe exklusiver, absolut nicht alltäglicher Speisen, die von einer umfangreichen Weinkarte ergänzt werden.

Die Vorspeisen

Entsprechend schwierig ist die Auswahl. Dank der Erfahrungen vorangegangener Restaurant-Checks entscheiden wir uns heute Abend für Suppen als ersten Gang. Jörg Heckenkamp wählt die Cremesuppe von Blumenkohl und Safran mit einer Forellenfrühlingsrolle (6,50 Euro), ich entscheide mich für die klassische Tafelspitzbouillon mit Eierstich und Einlage (6,50 Euro).

Die Tafelspitzbouillon mit Einlage.

Die Tafelspitzbouillon mit Einlage. © Daniel Claeßen

Die Cremesuppe ist wirklich cremig. „Aber wüsste ich nicht, dass es Blumenkohl und Safran sind, könnte ich das nicht schmecken“, merkt mein Begleiter an. Als er von der Forellenfrühlingsrolle kostet, ist der Suppengeschmack aber auch egal: „Großartig, wirklich sehr, sehr gut.“

Die Cremesuppe mit Forellenfrühlingsrolle.

Die Cremesuppe mit Forellenfrühlingsrolle. © Daniel Claeßen

Wie eigentlich alle anderen klassischen Suppen musste es auch die Tafelspitzbouillon mit dem Geschmack jener Suppe aufnehmen, die meine Oma mir als Kind auftischte, und von der sie im Idealfall dann einen Einmachkessel gekocht hatte. Dafür schlug sich die Bouillon achtbar: Angenehme Würze und eine bissfeste, aber nicht zu harte Einlage. Wie sagt der Deutsche, wenn er etwas wirklich gut findet? „Da kann man nicht meckern.“

Die Hauptspeisen

Eigentlich hätte man auch hier die Qual der Wahl. Doch mir springt sofort das Wiener Schnitzel ins Auge. Kein Schnitzel Wiener Art, wie man es in jeder Pommesbude kriegt. Nein, ein richtiges Kalbsschnitzel, mit Möhren-Kartoffelstampf und Rahmkohlrabi - das soll es an diesem Abend sein (21,50 Euro). Jörg Heckenkamp wählt mit der gefüllten Rinderroulade an Rotweinjus mit süß-pikantem Rotkohl und Klößen eine Variante von der Westfalen-Karte.

Das Wiener Schnitzel.

Das Wiener Schnitzel. © Daniel Claeßen

Die Vorfreude auf das Wiener Schnitzel war gerechtfertigt: Das Fleisch ist hauchzart, die Panade nicht zu cross - genau so muss ein Schnitzel sein. Der Möhren-Kartoffelstampf ist mir fast einen Tick zu mehlig, wird aber von den bissfesten Rahmkohlrabi perfekt aufgefangen. Eine wirklich gelungene Komposition.

Echt westfälisch: Die Rinderroulade.

Echt westfälisch: Die Rinderroulade. © Daniel Claeßen

Ein ähnliches Urteil fällt mein Begleiter, dessen Roulade alle Anforderungen erfüllt: Gürkchen im Kern, Zwiebeln und Senf. Die Klöße haben die richtige Konsistenz, der Rotkohl erscheint ihm zunächst „etwas laff“. Ein Urteil, dass er später jedoch revidiert: „Nein, der Rotkohl ist genau richtig. Die wirklich gut gewürzte Roulade hat meine Geschmacksnerven da offenbar ein wenig irritiert.“

Das Dessert

Es ist tatsächlich noch Platz für ein Dessert, auch wenn wir erst einmal jeder einen doppelten Espresso (3,60 Euro) genießen. Viel Platz ist es allerdings nicht, weshalb Jörg Heckenkamps Wahl auf die „Kleine süße Versuchung“ fällt - ein Mousse von belgischer Schokolade mit Blutorangen-Espuma (8 Euro). Ich freue mich auf eine Trilogie von Zitronen-, Mango- und Cassissorbet (7 Euro).

Eine kleine Versuchung aus Schoko-Mousse.

Eine kleine Versuchung aus Schoko-Mousse. © Daniel Claeßen

So klein ist die süße Versuchung eigentlich gar nicht. Mein Begleiter zeigt sich begeistert von der Mouse und der dazugehörigen Schokoladensoße. Nettes Detail: Die Schälchen sind mit Hilfe von Teig auf dem Teller fixiert.

Eigentlich ein Eisbecher für sich: Das Sorbet-Trio.

Eigentlich ein Eisbecher für sich: Das Sorbet-Trio. © Daniel Claeßen

Meine Sorbet-Trilogie habe ich indes unterschätzt: Die eiskalte Erfrischung ist im Grunde ein eigenständiger Eisbecher, wie ich ihn an einem sonnigen Nachmittag in der Innenstadt bestellt hätte (und sie schmeckt auch so). Ich bleibe jedoch standhaft und schaffe auch diese große Versuchung.

Die Getränke

Jörg fährt und wählt ein alkoholfreies Weizen, als sein Beifahrer gönne ich mir die alkoholische Variante (jeweils 3,70 Euro). Das reicht bei uns beiden für diesen Restaurantbesuch, auch wenn wir dank der zweiseitigen Getränkekarte noch eine weitaus größere Auswahl an allen handelsüblichen Drinks gehabt hätten.

Der Service

Wir werden an der Theke freundlich in Empfang genommen, man nimmt uns unsere Jacken ab und hängt diese an eine Garderobe. Gleich mit den Karten werden wir zum Tisch geleitet, die Frage, ob man schon Getränke bringen könne, beantworten wir positiv. Generell sind die Service-Kräfte an diesem Abend freundlich und zuvorkommend. Da fällt es auch nicht ins Gewicht, dass wir auf die Vorspeise etwas länger warten als vielleicht üblich - dafür werden wir nach jedem Gang gefragt, ob wir eine Pause möchten oder es gleich weitergehen darf. Alles in allem fühlen wir uns sehr gut aufgehoben.

Die Preise

Eine Vorspeise für 13,50 Euro ist schon mal eine Ansage. Dieses Preisniveau zieht sich durch die gesamte Karte und gipfelt im Rinderfiletsteak für 31 Euro. Das Hotel Am Stadtpark Riepe ist auch preislich definitiv nichts „für mal eben zwischendurch“.

Kinderfreundlichkeit

Es gibt auf Nachfrage Kindergerichte, darunter Pommes Frites und Nudeln. Ob eine herumtollende Rasselbande allerdings die Zielgruppe des Restaurants ist, scheint zumindest fraglich. Andererseits: Wenn im Sommer die Glasfronten offen sind, bedeutet das auch einen direkten Zugang zu Kinderspielgeräten auf dem angrenzenden Rasen. Von daher wäre ein Besuch mit Kindern vielleicht am Wochenende nachmittags - bei gutem Wetter - zu empfehlen.

Barrierefreiheit

Das komplette Restaurant inklusive der (Hotel-)Toiletten ist barrierefrei.

Erreichbarkeit

Das Hotel hat einen eigenen Parkplatz, der allerdings vornehmlich Hotelgästen vorbehalten ist. Der große Parkplatz neben dem Hilpert-Theater bietet ausreichend Stellflächen, und der Fußweg zum Restaurant ist durchaus zumutbar.

Fazit

Am Ende stehen knapp 80 Euro auf der Rechnung. Angesichts des generellen Preisniveaus kommt mir das für zwei Personen fast noch günstig vor. Wer das Hotel am Stadtpark besucht, muss vorher wissen, auf was er sich preislich einlässt. Wenn er (oder sie) das tut, steht einem gelungenem Abend eigentlich nichts im Wege. Zumindest wir wurden von der Küche nicht enttäuscht.

Was das Netz sagt

Vier von fünf Sternen bei Google. Gerade die negativen Bewertungen haben keine Kommentare, so dass sich die Ursache hier nicht eindeutig festmachen lässt. Von den positiv reagierenden Gästen teilen viele unsere Eindrücke.

Alle Infos

Ringhotel am Stadtpark, Kurt-Schumacher-Straße 43, 44532 Lünen, Tel. (02306) 20100, E-Mail AmStadtpark@riepe.com, Homepage: www.riepe.com/luenen.

Wir gehen ohne Vorankündigung in die jeweiligen Restaurants, als ganz normale Gäste. Wir sind keine Gastro-Experten, sondern einfache Menschen, die gerne an schönen Orten essen. Wir beschreiben die Läden so, wie wir über sie auch mit Freunden und Bekannten sprechen würden. Mit ihren Schwächen, mit ihren Stärken. Ehrlich. Nachdem wir die Rechnung beglichen haben, offenbaren wir uns und vereinbaren einen Fototermin für die Gaststätten-Aufnahmen.