Wenn Antibiotika wirkungslos werden: Lüner Journalist dreht Film über drohende Gefahr

© Wech

Wenn Antibiotika wirkungslos werden: Lüner Journalist dreht Film über drohende Gefahr

rnPreis in Kanada

Gegen immer mehr Bakterien sind Antibiotika wirkungslos. Der Lüner Journalist Michael Wech hat darüber einen preisgekrönten Film gedreht: ein spannendes Portrait einer globalen Krise.

Lünen

, 28.10.2019, 10:00 Uhr / Lesedauer: 2 min

Ob über Boris Becker, Udo Jürgens oder Kanzlerin Angela Merkel in der Euro-Krise: Der Lüner Michael Wech dreht seit 20 Jahren als freier Journalist viel beachtete Filme für ARD, ZDF, 3sat und Arte. Jetzt hat sich der 50-Jährige einem Thema gewidmet, das zu einem Problem der modernen Medizin geworden ist: Antibiotika, die zunehmend nicht mehr wirken. Grund dafür sind Keime, die unempfindlich, also resistent, geworden sind.

„Resistance Figthers - Die globale Antibiotika-Krise“ heißt der Dokumentarfilm, der am 19. März auf Arte zu sehen war. Beim internationalen Film-Festival in Vancouver (Kanada) erhielt er den 1. Preis im Wettbewerb „Impact“. Der 99 Minuten lange Film war bereits im September in New York während der Generalversammlung der Vereinten Nationen zu sehen und wird noch in diesem Monat bei Festivals in Stanford und Paris gezeigt.

Der aus Lünen stammende Journalist Michael Wech hat für seinen Film über Antibiotika-Resistenzen den 1. Preis beim internationalen Film-Festival in Vancouver gewonnen.

Der aus Lünen stammende Journalist Michael Wech hat für seinen Film über Antibiotika-Resistenzen den 1. Preis beim internationalen Film-Festival in Vancouver gewonnen. © Wech

Michael Wech hat 1988 am Gymnasium Altlünen Abitur gemacht und seine ersten journalistischen Erfahrungen bei den Ruhr Nachrichten gesammelt. Er studierte Politische Wissenschaften in Hamburg und London und Internationale Beziehungen in Ankara (Türkei). Seit 1998 ist der Diplom-Politologe für unterschiedliche Fernsehsender tätig und mehrfach ausgezeichnet worden. Er lebt in Hamburg.

Michael Wech ist auf das Thema aus eigener Betroffenheit gestoßen. Er lag zweimal mit einer bakteriellen Infektion im Krankenhaus und muste intravenös mit Antibiotika behandelt werden. „Resistenzen waren zwar kein Problem, alles ist glimpflich ausgegangen.“ Doch so hautnah habe er noch nie erlebt, wie abhängig man von Antibiotika sein kann. Das brachte ihn darauf, den Stellenwert von Antibiotika näher zu beleuchten.

Spurensuche in vielen Ländern

Es begann eine internationale Spurensuche mit Drehorten in vielen Ländern. „Damals hatte die britische Regierung den Finanzexperten und ehemaligen Goldman-Sachs-Chefvolkswirt Jim O´Neill zum Staatssekretär gemacht. Er sollte das Thema auf die internationale Ebene heben“, berichtet Michael Wech. Der Journalist konnte ihn begleiten. Er war Gast einer UN-Sonderversammlung zur Antibiotika-Restistenz im September 2016 und bekam Zugang zu Informationen, was sich hinter den Kulissen abspielt. „Bei den Vereinten Nationen gab es zweimal zuvor Hauptresolutionen. Das zeigt, wie ernst das Thema auf der globalen Ebene genommen wird.“

Termine mit Experten

Es sei eine Frage der Hartnäckigkeit gewesen, an ausgewiesene Antibiotika-Experten heranzukommen, wie beispielsweise den Mikrobiologen Timothy Walsh. Sein Terminkalender ist ein Jahr im voraus ausgebucht. Dennoch hat es Michael Wech geschafft, ihn zu begleiten und die rasante Ausbreitung von Resistenzen wissenschaftlich zu beleuchten. Ein historischer Teil ergänzt den Film, der von der Bill Gates-Stiftung unterstützt wurde.

„Resistenzen entwickeln sich schneller, als neue Antibiotika auf den Markt kommen“, hat Wech bei seinen Recherchen erfahren. Der Forschungseinsatz sei enorm hoch, die Kosten auch, so dass sich viele Firmen zurückgezogen hätten. „Es ist ein Wettlauf mit der Zeit, die Resistenzen haben die Nase vorn.“

Aufklären und öffentlich machen

Mit seinem Film will er das Problem in die Öffentlichkeit bringen. „Jeder hat zwar schon mal davon gehört, doch die meisten wissen gar nicht Bescheid“, stellt er fest. Dabei drohen antibiotika-resistente Keime zur weltweiten Todesursache Nummer eins zu werden, wenn nichts unternommen werde.

Der Film vermittelt die Informationen des sehr komplexen Themas allein über Bilder und die Interviewpartner. Er führt die Zuschauer nach Vietnam, Bangladesch, nach Niedersachsen oder Reno in Nevada. Die Dokumentation geht auch auf den Einsatz von Antibiotika in der Tiermast ein.

„Ich war ziemlich überrascht, dass bei weltweiter Konkurrenz der Dokumentarfilm auf dem Festival einen Preis bekommen hat“, freut sich Wech. Inzwischen denke er über eine Vermarktungsstrategie für Kinos in den USA nach. Außerdem arbeitet er schon an einem Folgefilm.