
© Hennes
Hamsterkäufe wegen Corona: Tafel muss wöchentlich Ausgabestellen im Kreis Unna schließen
Coronavirus
Kaum Tomaten oder Paprika: Durch Hamsterkäufe kommen bei der Tafel weniger Lebensmittel an. Um sie gerecht an Bedürftige zu verteilen, werden jetzt wöchentlich Ausgabestellen geschlossen.
Die Tafel konnte bisher immer Rotkohl, Weißkohl oder Äpfel an bedürftige Menschen ausgeben. Im Moment nicht. Ein Grund sind Hamsterkäufe in den Supermärkten. Aus Angst vor Quarantäne durch das Cororna-Virus scheinen viele Menschen Lebensmittel zu bunkern. „Vielleicht kochen sie das ein“, vermutet Ulrike Trümper.
Sie hat vor 16 Jahren die Unnaer Tafel mit inzwischen neun Ausgabestellen gegründet, jetzt steht sie vor einer neuen Situation: „Man merkt das schon“, sagt sie. Weil in den Geschäften weniger vorhanden ist, kommt auch bei der Tafel weniger an. In den Ausgabestellen würden mit dem, was da ist, einheitliche Pakete gepackt. Nur in Lünen-Gahmen nicht. Hier wollen die Ehrenamtlichen so verteilen wie bisher.
Alle Ausgabestellen gerecht versorgen
Damit alle Ausgabestellen gleichmäßig bedacht werden können, werden jetzt Woche für Woche einige geschlossen: Unna-Massen und Bönen waren schon dran, am Dienstag (17.3) schließen Bergkamen und Unna, am Mittwoch (25.3.) Werne und Holzwickede sowie am Donnerstag (2.4.) Lünen und Fröndenberg. Selm wäre Karfreitag dran, da ist aber ohnehin ein Feiertag.
Es sind nicht nur die Hamsterkäufe, die der Tafel das Leben schwer machen. Läden wie Aldi gingen inzwischen dazu über, schon früh morgens nicht mehr so schön aussehendes Obst und Gemüse günstiger zu verkaufen. In Frankreich dürften Lebensmittel nicht mehr weggegeben werden. Ulrike Trümper findet auch gut, dass Verbraucher sich damit günstiger eindecken können. Aber dadurch könne die Tafel ein Drittel weniger verteilen. „Für uns kommt jetzt alles zusammen“, sagt sie.
Ehrenamtliche haben Angst vor Risiko
Damit meint Ulrike Trümper auch den Ausfall ehrenamtlicher Helfer. Sie sind meist Ältere. Einige blieben aus Angst vor dem Corona-Virus lieber zuhause, hinzu komme die Erkältungswelle. „Uns fehlen zurzeit 15 Mitarbeiter, die Obst und Gemüse sortieren und ehrenamtliche Fahrer“, sagt Trümper.
Sie hat Verständnis. Die 70 Helfer wolle man nicht besonderen Risiken aussetzen. Um den Betrieb aufrecht zu erhalten, fährt jetzt auch eine Bürokraft mit. Statt sechs seien jetzt nur drei Autos unterwegs, um die Lebensmittel abzuholen.
Derweil hat Jochen Brühl, Vorsitzender des Vereins „Die Tafel Deutschland“ in der “Neuen Osnabrücker Zeitung“ erklärt: „Wer merkt, dass er doch zu viele lang haltbare Vorräte gekauft hat, kann sich gerne an die Tafel in seiner Stadt wenden.“
So einen Fall hat Ulrike Trümper tatsächlich erlebt. Eine Mutter brachte Gläschen fürs Baby, ein Mann wollte Geld spenden, damit die Tafel davon Lebensmittel kaufen kann. Aber das mache die Unnaer Tafel nicht, so Trümper. Nur Lebensmittelspenden würden angenommen.
Lünen ist eine Stadt mit unterschiedlichen Facetten. Nah dran zu sein an den lokalen Themen, ist eine spannende Aufgabe. Obwohl ich schon lange in Lünen arbeite, gibt es immer noch viel zu entdecken.
