
© Heidi Vakilzadeh
Welttag des Buches: Lüner Experten über Kinderbücher früher und heute
TKKG bis Gregs Tagebücher
Am Welttag des Buches erzählen eine Lüner Buchhändlerin und eine Bibliothekarin von Büchern ihrer Kindheit und davon, dass Kinder heute anders lesen.
Am Welttag des Buches, dem 23. April, wird seit 1995 weltweit in Bibliotheken, Schulen und Buchhandlungen das Lesen gefeiert. Auch in Lünen gab es in den vergangenen Jahren Aktionen in der Stadtbücherei oder der Lippe-Buchhandlung. Lesungen und Vorleseaktionen fanden statt, Bücher wurden verschenkt.
Wie so vieles, fällt auch das Lesefest in diesem Jahr corona-bedingt aus. Um das Lesen trotzdem zu feiern, haben wir eine Lüner Buchhändlerin und eine Bibliothekarin nach Büchern ihrer Kindheit und Jugend gefragt.
100 TKKG-Bücher gesammelt
„Ich habe die Bücher meiner Kindheit gut verwahrt in mehreren Kartons auf dem Dachboden stehen“, erzählt Daniela Jack, Mitarbeiterin in der Stadtbücherei Lünen. „Gerne gelesen habe ich zum Beispiel ‚Ronja Räubertochter‘ oder ‚Wir Kinder aus Bullerbü‘ von Astrid Lindgren oder auch die ‚Tina & Tini‘- Reihe von Enid Blyton.“ Besonders großer Fan war die heute 45-Jährige auch von den TKKG-Büchern. „Zu einem bestimmten Zeitpunkt hatte ich an die 100 Bücher davon angesammelt, die habe ich alle aufgehoben. All diese Bücher haben mir beim Lesen eine schöne Zeit bereitet, ich konnte als Betrachter in unterschiedliche Welten abtauchen.“
Mit ihrem zehnjährigen Sohn stöberte sie schon mal in den Kartons, „aber die Geschmäcker sind da wohl grundsätzlich verschieden“, bemerkt die Bibliothekarin, „besonders großes Interesse gab es da nicht.“ Das habe wohl mit der Zeit zu tun, vermutet sie. Damals gab es ja noch keine Handys oder Computer. „Ich will ihm auch nichts aufzwingen“, sagt sie. „Es ist jetzt einfach die Zeit, sich in seiner Freizeit zum Beispiel mit Spielkonsolen zu beschäftigen. Aber er liest schon auch: ‚Gregs Tagebuch‘ zum Beispiel oder die ‚Schule der magischen Tiere‘-Bücher.“
Fan gesellschaftskritischer Bücher
Auch Heidi Vakilzadeh, Inhaberin der Lippe-Buchhandlung, las als Kind im Iran gerne Astrid-Lindgren-Bücher, vor allem „Wir Kinder aus Büllerbü“. Warum ihr das damals so gut gefallen hat, kann sie gar nicht sagen. „Aber diese alten Klassiker werden auch heute noch, in Neuauflagen und wunderschön koloriert, gerne gekauft. Und es gibt auch einige Autoren, die versuchen, das Konzept auf die heutige Zeit zu übertragen, zum Beispiel Kirsten Boie mit ihrem ‚Wir Kinder aus dem Möwenweg‘..“
Als Heidi Vakilzadeh dann als Jugendliche mit ihren Eltern nach Deutschland kam, verschlang sie die Bücher von Hans-Georg Noack, einem deutschen Kinder-und Jugendbuchautoren, dessen Geschichten sich viel mit Rassismus, Arbeitslosigkeit, der Situation der „Gastarbeiter“ in Deutschland beschäftigen. „Von ihm habe ich fast alles gelesen, seine Werke sind so schön gesellschaftskritisch“, erzählt Vakilzadeh.
„Dann las ich aber auch, mehrmals sogar, ‚Wir Kinder vom Bahnhof Zoo‘ oder Bücher von Gudrun Pausewang.“ Zu ihren ersten Bücher gehörten die Bilderbücher von Ali Mitgutsch, dem Vater der Wimmelbücher. „Da habe ich stundenlang drin geblättert. Empfehlen würde ich sie heute allerdings nicht mehr.“ Warum? Vor allem, weil sie zu überladen sind. Viel lieber legt Vakilzadeh Eltern die Wimmelbücher von Rotraut Susanne Berner an Herz.
Kinder lesen heute anders
Insgesamt seien ältere Bücher, bis auf ausgezeichnete Klassiker in neuer Gestaltung, kaum noch nachgefragt. Zu sehr hat sich die Erzählweise im Laufe der Jahre verändert. „Bücher, die heute gefallen, müssen schneller erzählen, auch schneller packen, also direkt mit Spannung, Action oder Grusel einsteigen und von der Gestaltung her ein besonderer Blickfang sein“, sagt Buchhändlerin Heidi Vakilzadeh. „Aber Hauptsache ist, die Kinder lesen überhaupt, da empfehle ich dann auch gerne mal comic-artige Bücher, wie ‚Gregs Tagebuch‘.“
In und um Stuttgart aufgewachsen, in Mittelhessen Studienjahre verbracht und schließlich im Ruhrgebiet gestrandet treibt Kristina Gerstenmaier vor allem eine ausgeprägte Neugier. Im Lokalen wird die am besten befriedigt, findet sie.
