Er ist der Vater der Klinik für Gefäßchirurgie am St. Marien-Hospital in Lünen. Bevor Dr. Thomas Fährenkemper 1996 mit knapp 36 Jahren als Chefarzt begann, war diese Fachdisziplin Teil der Allgemeinchirurgie. Aus kleinsten Anfängen entwickelte sich unter seiner Leitung eine überregional anerkannte Fachabteilung mit heute 1300 Operationen im Jahr. Sie hat jüngst mit Bravour das aufwendige Audit bestanden, das die Krankenhaus-Strukturreform vorschreibt. „Ich freue mich, dass wir diese Hürde genommen haben“, sagt Thomas Fährenkemper.
Er hinterlässt seinem Nachfolger ein bestelltes Haus. Nach 27 Jahren verabschiedet sich Thomas Fährenkemper am 31. Mai in den Ruhestand. Mit dem neuen Chefarzt Dr. Martin Schröder (45) teilt er sich seit Anfang Mai für die Übergabe das Büro. „Wie in einer Chefarzt-WG“, scherzt er.

Die Blutbahnen des Köpers sind Hunderte von Kilometer lang. Störungen können schwerwiegende Folgen haben. In den vergangenen Jahren hat Thomas Fährenkemper an die 3000 Halsschlagadern, 1000 Aorten und etliche 1000 Bypass-Operationen vorgenommen. Durch Eingriffe an Fußgefäßen konnte er viele Patienten vor Amputationen bewahren. Skalpell, Schere und Pinzette waren seine Hauptwerkzeuge, bei kleinsten Gefäßen kam die Lupe zum Einsatz. Auch an seinem letzten Arbeitstag steht der Chefarzt noch im OP. Er übernimmt einen Eingriff an einem Aorten-Aneurysma, einer Erweiterung der Hauptschlagader. Ein Aneurysma kann gefährlich werden: ein lebensbedrohlicher Notfall.
Vielfach wird klassisch in der „offenen Chirurgie“ operiert. Zunehmend arbeiten Gefäßchirurgen aber auch endovaskulär. Dabei werden die kranken Gefäße unter Röntgenkontrolle quasi von innen behandelt. Das ist die Domäne seines Nachfolgers, der noch in beiden Techniken ausgebildet wurde. Das ist heute nicht mehr der Fall. „Besser geht es kaum“, sagt Fährenkemper. In sogenannten Hybrideingriffen können diese Methoden auch kombiniert werden.
Reisen und fotografieren
Als High-Tech-Medizin gilt die Gefäßchirurgie. Thomas Fährenkemper hatte immer eine handwerkliche Ader und interessierte sich besonders für Chirurgie. Nach beruflichen Stationen an Kliniken in Duisburg-Nord, der Uni Düsseldorf und St. Johannes in Duisburg, kam Fährenkemper 1996 nach Lünen. Inzwischen bringt er es auf 39,5 Jahre aktive Chirurgie.
„Ich habe das immer gerne gemacht, aber alles hat seine Zeit“, sagt er. Jetzt will der Chefarzt einen neuen Lebensabschnitt starten. Sein großes Hobby ist die analoge Fotografie. Filme entwickelt er selbst in der Dunkelkammer. In Zukunft möchte der Mediziner viel reisen und fotografieren. Außerdem freut sich der Vater dreier Kinder irgendwann mal auf Enkelkinder.
Neue Techniken einführen
Der Kontakt zu seinem Nachfolger Dr. Martin Schröder entstand vor einem Jahr. „Die Gefäßchirurgie Lünen hat eine gute Mannschaft und ist gut aufgestellt. Wir konnten uns schnell einigen“, sagt Schröder. Der neue Chefarzt stammt aus einer Medizinerfamilie. Der Großvater war Orthopäde, die Mutter Kinderärztin. Martin Schröder hat in Aachen studiert. Nach Stationen in Kamp-Lintfort, Duisburg-Nord, im Uniklinik Münster, Franziskus-Hospital und im Marienhospital Witten war er zuletzt leitender Oberarzt an der Uniklinik Marienhospital Herne. Dort hat er die endovaskuläre Chirurgie mit ausgebaut.
Dass will er auch in Lünen tun und neue Techniken einführen. Beispielsweise endovaskuläre Operationen unter lokaler Anästhesie, bei denen der Patient durch Videobrille und Kopfhörer abgelenkt wird. Schröder ist Gründer der internationalen E-Learning-Plattform Vascupedia und damit am Puls der Zeit für Innovationen. Privat fährt der neue Chefarzt gern Ski und treibt Sport. Er lebt in Münster und ist Vater von zwei Kindern.
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