Der WWF Deutschland weist in einem bald erscheinenden Bericht über die Problematik von über 200.000 Querbauwerken in deutschen Gewässern darauf hin, dass diese die natürliche Dynamik und den ökologischen Zustand der Flüsse beeinträchtigen. Wie zuvor berichtet, ist auch das Wasserwehr Buddenburg in Lünen Teil des Berichts. Nun hat die Emschergenossenschaft/ der Lippeverband auf die Erkenntnisse und Wünsche im Bericht der WWF-Stiftung reagiert.
Im Zuständigkeitsbereich des Lippeverbands liegen mehrere Wehre. Dazu gehören das Wehr Dahl in Lünen sowie das Wehr Buddenburg, das Wehr Beckinghausen, das Wehr Werne und das Wehr Stockum.
Fünf Wehre ohne Funktion
In Abstimmung mit dem Umweltministerium setze sich der Lippeverband intensiv für die Verbesserung der Wasserqualität der Lippe ein. Ziel ist es, die durch die Europäische Wasserrahmenrichtlinie (WRRL) geforderten Zustände zu erreichen und insbesondere die Fischdurchgängigkeit zu verbessern, antwortet Svenja Wolf aus der Pressestelle des Lippeverbands.
Derzeit würden acht Wehre im Zuständigkeitsgebiet des Lippeverbands erheblich den Zustand des Gewässers beeinträchtigen. Dabei würden entlang des Lippe-Verlaufs 60 Kilometer Rückstau verursacht werden. „Insgesamt haben fünf Lippe-Wehre in unserem Zuständigkeitsbereich heute keinen Nutzen mehr“, so Svenja Wolf.
Den Rückbau dieser fünf ungenutzten Wehre untersuche der Lippeverband im Konzept „Frei fließende Lippe“ in zwei Projektphasen. Weiter antwortet sie: „Das Konzept wird voraussichtlich 2025 fertiggestellt. Für das erste Wehr in Stockum ist bereits ein Rückbauantrag eingereicht worden, im Juni wurde das Verfahren durch die Bezirksregierung Arnsberg eröffnet. Damit startet der Weg: Auf zu einer frei fließenden Lippe, in der die Fische wieder Vorfahrt haben.“
Die Lippewehre seien teilweise vor über 100 Jahren aus wirtschaftlichen und ökonomischen Gründen errichtet worden. Mit der Stilllegung der Kohlekraftwerke verlieren diese zunehmend ihre Funktion. Lediglich das Wehr Hamm an der Wasserverteilungsanlage sowie das Wehr in Hamm-Heesen würden noch benötigt werden. „Damit ist vor allem der Rückbau der fünf ungenutzten Wehre in Dahl, Buddenburg, Beckinghausen, Werne und Stockum gewässerökologisch sinnvoll und im Fokus“, so die Lippeverband-Sprecherin.
Fischtreppen helfen nicht
Querbauwerke wie Wehre stellen Hindernisse dar, die unter anderem die Wanderung von Fischarten zu ihren Laichgebieten behindern. Deswegen gäbe es Fischtreppen oder Fischaufstiegsanlagen, die den Fischen das Überwinden von den Barrieren erleichtert werden sollen.
Auch in Lünen gibt es eine Fischtreppe, die 2003 naturnah errichtet worden sei. Diese thematisiert auch die WWF-Stiftung in ihrem Bericht: „Die vorhandene Fischaufstiegsanlage wirkt jedoch nur selektiv und wichtige Arten können keine gesunden Populationen ausbilden.“
Das sei dem Lippeverband auch bekannt. In Langzeitstudien habe der Lippeverband selbst festgestellt, dass Fischtreppen nur bedingt ihren Zweck erfüllen. „Leider ist die Durchgängigkeit auch an dieser Umgehungsgerinne in Lünen nicht für alle Arten möglich, deshalb muss auch hier das Kulturdenkmal Wehr Buddenburg so schnell wie möglich entfernt werden“, sagt Svenja Wolf.

Außerdem seien Fischtreppen sehr teuer und müssten regelmäßig kontrolliert werden. „Daher begrüßen wir die Entscheidung des Landes NRW zur Prüfung des Rückbaus der fünf ungenutzten Lippe-Wehre, das ist die nachhaltigere Lösung“, heißt es von Wolf weiter.
Die Prüfung für den Abbruch der Wehre dauere jedoch noch an. Erst danach seien die Kosten für einen möglichen Rückbau klar. Allerdings sei in diesem Zusammenhang auch die Kosten für den Erhalt der Wehre zu beachten. „Sie gehen in die Millionen“, betont Svenja Wolf.
Wasserwehr Buddenburg in Lünen: WWF schlägt in Fallstudie Rückbau vor