Wanderfalken in Lünen durch Giftköder getötet 5000 Euro Belohnung für Hinweise ausgesetzt

Wanderfalken in Lünen und Herbern durch Giftköder getötet
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Das Wichtigste in Kürze:

  • Wanderfalkenfamilien an Kirchen in Lünen und Lengerich wurden mit Gift getötet.
  • An beiden Brutplätzen wurden alle Elternvögel und ein Jungvogel vergiftet gefunden.
  • Die Falken wurden mit dem in Deutschland verbotenen Insektizid Carbofuran vergiftet.
  • Täter haben vermutlich „Kamikaze-Tauben“ benutzt, um die Falken zu vergiften.
  • Das Komitee gegen den Vogelmord und die AGW haben Strafanzeige erstattet und eine Belohnung für Hinweise ausgesetzt.

An der Kirche St. Marien in Lünen sowie in Lengerich (Kreis Steinfurt) haben Unbekannte zwei komplette Wanderfalkenfamilien mit Giftködern „ausgelöscht“. Das berichten die Arbeitsgemeinschaft Wanderfalkenschutz im NABU NRW (AGW) und das „Komitee gegen den Vogelmord“ am Freitag (7. Juni) in einer Pressemitteilung.

Demnach wurden Anfang Mai an beiden Brutplätzen alle vier Elternvögel tot aufgefunden. Ein noch lebender Jungvogel sei mit Vergiftungssymptomen zu einem Tierarzt gebracht worden, wo er wenig später ebenfalls verstarb. Bereits Mitte April sei an einem Brutplatz in Hagen ein weiblicher Wanderfalke vergiftet aufgefunden worden.

„Aufgrund der Fundsituationen bestand in allen drei Fällen sofort der Verdacht auf einen gezielten Giftanschlag. Zur Ermittlung der Todesursache wurden die Vögel deshalb umgehend zum Veterinäruntersuchungsamt nach Arnsberg gebracht“, so Thorsten Thomas von der AGW.

„Die nun vorliegenden Ergebnisse der Laboruntersuchungen bestätigen, dass alle sechs untersuchten Falken mit dem in Deutschland verbotenen Insektizid Carbofuran vergiftet wurden. Auch in den Resten einer Brieftaube, die am Brutplatz in Lünen gefunden wurden, konnte das Gift nachgewiesen werden“, heißt es in der Mitteilung weiter.

Kamikaze-Tauben verwendet

„Wir gehen davon aus, dass die Täter sogenannte Kamikaze-Tauben verwendet haben. Dabei handelt es sich um lebende Vögel, die mit einer Giftpaste bestrichen und anschließend an den Brutplätzen der Falken freigelassen werden“, berichtet Biologe Marvin Fehn vom Komitee gegen den Vogelmord.

Dieser perfiden Methode seien in den letzten Jahren bereits Dutzende Wanderfalken zum Opfer gefallen, unter anderem an Brutplätzen in NRW, Bayern, Hessen, Baden-Württemberg, Thüringen, Österreich und in der Schweiz. Bei den Tätern handelt es sich laut Komitee in der Regel um Geflügelhalter oder Taubenzüchter, die in Wanderfalken eine Bedrohung für ihre Tiere sehen.

Das Weibchen des Turmfalken-Paares in Herbern liegt tot vor dem Eingang des Nistkastens.
Das Weibchen des Turmfalken-Paares in Herbern liegt tot vor dem Eingang des Nistkastens. © AGW-NRW

Auch in einem vierten Fall aus NRW bestehe akuter Vergiftungsverdacht. An der Kirche St. Benedikt in Herbern wurden ebenfalls Anfang Mai ein Wanderfalken-Weibchen und seine drei toten Jungvögel in einem Nistkasten von AGW-Mitarbeitern gefunden. Leider waren die Tiere bereits so stark verwest, dass eine Giftanalyse nicht mehr durchgeführt werden konnte.

Wer für die nachgewiesenen Taten verantwortlich sind, steht noch nicht fest. Das Komitee gegen den Vogelmord und die AGW haben mittlerweile Strafanzeige erstattet und die neu eingerichtete Vernetzungsstelle gegen Umweltkriminalität im Landeskriminalamt NRW eingeschaltet. Für Informationen, die zur Ermittlung der Täter führen, hat das Komitee außerdem eine Belohnung in Höhe von 5000 Euro ausgelobt. Hinweise bitte direkt an die Polizei oder das Komitee gegen den Vogelmord in Bonn (Tel. 0228/665521oder info@komitee.de).