Sein Hobby hat Suchtpotential: Auf Fernwanderwegen ging es für Diethelm Textoris einmal um die ganze Welt. 45.000 Kilometer hat er zurückgelegt, ohne seine zahlreichen Tagestouren mitzuzählen. Es gab Zeiten, da lief er im Jahr 1000 Kilometer. Mit Verpflegung für 16 Tage auf dem Rücken war er in der Sierra Nevada. Oder erkundete die damals noch kaum erschlossenen Wege auf Korsika. 1975 hat er zum ersten Mal die Alpen überquert. Seitdem läuft er und läuft.
Am 30. Juli feiert der Mann mit Promi-Status in Lünen seinen 80. Geburtstag. Nicht ohne vorher ein weiteres Abenteuer zu bestehen: Während einer Tour zu den Emscherauen übernachtet er im Kanalrohr. Hund Cooper ist an seiner Seite.

Berichte von unterwegs
Diethelm Textoris ist ein Phänomen. Charmant, vielseitig, interessiert und mit einer Kondition, von der manch Jüngere träumen können. Seine Wanderlust war der erste Schritt auf neues Terrain: das des Journalismus. Der studierte Wirtschaftswissenschaftler mit Zweitfach Publizistik, der bis 2006 mehr als 30 Jahre am Lippe Berufskolleg in Lünen lehrte, ließ andere an seinen Erlebnissen auf den Wanderungen teilhaben: Er schrieb Reiseberichte. Das war vor fast 50 Jahren.
An die Nordwest-Zeitung in seiner Heimat Mengede schickte er per Post von unterwegs Fotos, die er zwischendurch noch entwickeln lassen musste, und handgeschriebene Texte. Auf zahlreiche Touren nahm er seine Leser und Leserinnen mit, beschrieb die Schönheit der Natur, aber auch die Gastfreundschaft der Menschen, die er unterwegs traf. „Ich habe viel Freundlichkeit erlebt“, erinnert er sich.
Diethelm Textoris knüpfte Wanderfreundschaften und ist bis heute allein oder in Gruppen unterwegs. Wandern, das hat für ihn etwas Meditatives: „Man findet zu sich selbst“, sagt er.
Artikel im Quinn-Museum
Doch er beließ es nicht bei Reiseberichten, sondern schreibt bis heute über seine große Leidenschaft: die Kultur. Er interviewte den von ihm bewunderten Abenteurer und Menschenrechtler Rüdiger Nehberg oder Schlagersänger Freddy Quinn. Sein Bericht ist sogar im österreichischen Quinn-Museum zu finden. Für die Ruhr Nachrichten verfolgt er kulturelle Ereignisse und Aufführungen im Theater, nimmt Atmosphäre und Reaktionen aus dem Publikum auf. Es ist ihm wichtig, was die Menschen bewegt. Das hat er immer wieder beschrieben und wird es auch weiter tun. Unter dem Kürzel „text“ oder seinem Namen „von Diethelm Textoris“. Von der Buchstabenfolge her findet er sich zwischen Tegtmeier und Tucholsky wieder, die er verehrt.
Die leichte Muse spricht Diethelm Textoris besonders an. Bei der Volkshochschule hält er Vorträge über Schlager und ihren politisch-gesellschaftlichen Hintergrund. Er ist in kirchlichen Gruppen und Altersheimen mit seinem Programm unterwegs. „Ein schönes Erlebnis, wenn Menschen in Erinnerungen schwelgen“, sagt er. Textoris organisiert die vierte Disko nach dem Motto „Remember your feeling“. Da sind 300 Leute auf der Tanzfläche. Er wollte schon aufhören, wurde aber überstimmt.
Spende statt Geschenke
Seinen 80. Geburtstag feiert Diethelm Textoris in engem Familienkreis. Dazu gehört auch seine Adoptivtochter (30), die er als Zweieinhalbjährige kennenlernte. Seine Wanderfreunde haben sich etwas Besonderes ausgedacht und wollen ihn im August an der Mühle Lippholthausen zu einer westfälischen Kaffeetafel einladen. Bis dahin wird Diethelm Textoris noch manche Strecke zu Fuß zurückgelegt haben.
Dass er weiterhin geistig und gesundheitlich fit bleibt, das ist sein großer Wunsch. Auf Geschenke möchte er zu seinem 80. Geburtstag verzichten. Stattdessen stellt er eine Box auf, die dem Tierschutz zugutekommen soll.