Wald gerodet auf ehemaligem Steag-Gelände in Lünen Andreas Dahlke: „Bin fassungslos“

Andreas Dahlke fassungslos über Rodung auf ehemaligem Steag-Gelände
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Zweifel bestanden nicht mehr, dass noch vor Ende Februar die Motorsägen heulen würden auf dem ehemaligen Kraftwerksgelände der Steag in Lünen-Lippholthausen. Das mit der Aufbereitung der Fläche beauftragte Unternehmen Hagedorn hatte angekündigt, innerhalb des vom Bundesnaturschutzgesetz für Baumfällungen und Baumschnitt definierten Zeitraums - also zwischen 1. Oktober und 28. Februar - den Wald auf der ehemaligen Bischoffs-Deponie fällen zu wollen. Andreas Dahlke hat es also nicht überrascht, als tatsächlich ab Donnerstag (9. 2.) ein Baum nach dem anderen fiel, bis am Dienstag (14. 2.) alle weg waren. „Dennoch bin ich erschüttert“, sagt der Gärtnermeister, der als Sprecher der Fraktion „Gemeinsam für Lünen“ (GFL) im Lüner Stadtrat sitzt.

Mehrfach war gegen die Rodung zwar Widerstand in der Lüner Kommunalpolitik laut geworden, letztlich aber ohne Folgen. Die GFL und die Grünen hatten im Rat keine Mehrheit für ihr Ansinnen gefunden, den Wald zu schützen und in die Planung eines modernen, nachhaltigen Industrie- und Gewerbegebiet zu integrieren.

Fläche von 1,8 Hektar

Wie das Gros der Politikerinnen und Politiker hatten auch die Wirtschaftsförderer von Stadt und Kreis für eine Nutzung der gesamten Fläche des Steag-Geländes plädiert und damit auch für die Fällungen auf einer Fläche von 1,8 Hektar Größe. So etwas müsse in einem ausgewiesenen Industriegebiet möglich sein, hatte Dr. Michael Dannebom, ehemaliger Chef der WZL und langjähriger Geschäftsführer der WFG gesagt.

Das Unternehmen Hagedorn aus Gütersloh hatte 2019 die gesamte etwa 40 Hektar große Steag-Fläche übernommen mit dem Ziel, sie baureif zu machen für eine gewerbliche Weiternutzung. Dass das auch für die sogenannte Bischoffs-Deponie galt, auf der vor 40 Jahren die Bäume begannen zu wachsen, hatte Hagedorn von vorne herein klar gemacht.

Auch Baumgruppen gerodet

Entsprechende Fällanträge waren positiv beschieden worden. „Dazu gab es lediglich eine kurze Mitteilung im Ausschuss, allerdings ohne nähere Informationen, wo etwa die Ausgleichsmaßnahmen erfolgen sollen“, ärgert sich Dahlke. Dass der Wald im Verhältnis 1:2 ersetzt werde soll, ist bekannt. Dass es schwer werden wird, in Lünen eine 3,6 Hektar große Freifläche für Wald zu finden. war bereits im Vorfeld zu hören. Inzwischen ist klar: In Lünen ist das Regionalforstamt tatsächlich nicht fündig geworden. Offenbar befinden sich die Ersatzflächen in den Nachbarstädten Bergkamen und Werne.

Nicht nur die Tatsache, dass der Wald auf der eigentlichen Deponiefläche gerodet wurde, bedauert Dahlke, sondern auch, dass Baumgruppen außerhalb des Deponie-Bereichs ebenfalls gefällt wurden. „Wir haben keine Zeit mehr zu verlieren“, sagt er mit Blick auf die Klimakatastrophe. „Das haben in Lünen aber längst noch nicht alle verstanden.“

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