
© Leonie Sauerland
Wahlkampf in Lünen: Expertin vergleicht Plakate der Bürgermeisterkandidaten
Kommunalwahl 2020
Knapp drei Wochen sind es noch bis zur Kommunalwahl. Mit Wahlplakaten machen die Parteien auf sich aufmerksam. Eine Expertin gibt ihre Einschätzung zu den Plakaten der Lüner Kandidaten.
Wahlplakate sind noch immer eines der wichtigsten Werbemittel im Wahlkampf - Parteien und Kandidaten können mit ihrer Hilfe die Wähler ansprechen und dort im Gedächtnis bleiben. Auch in Lünen hängen seit einigen Wochen wieder zahlreiche Exemplare, die für die Kandidaten der Kommunalwahl am 13. September werben sollen.
Dynamisch, locker, echt, virtuell
Aber wie erfolgversprechend sind die Plakate, die die Lüner Laternen und Bauzäune zieren? Dr. Melanie Leidecker-Sandmann hat sich die Wahlplakate der vier Lüner Bürgermeisterkandidaten mal genauer angeschaut und liefert ihre Einschätzung. Die Kommunikationswissenschaftlerin forscht zum Thema Politische Kommunikation und weiß, worauf es bei Wahlwerbung ankommt.

Der amtierende Bürgermeister Jürgen Kleine-Frauns setzt im Wahlkampf auf große Plakatwände statt kleiner Wahlplakate. © Emilia Knebel
Laut der Expertin wirkt das Plakat von Bürgermeister Jürgen Kleine-Frauns sehr dynamisch: „Der amtierende Bürgermeister präsentiert sich in aktiver Pose, als würde er sich jeden Moment auf das Lastenrad schwingen.“ Auch der Slogan „Lünen bewegt sich“ und das zugehörige Symbol seien stimmig, ebenso wie das Farbkonzept in Grüntönen, welches zum Bildthema der urbanen und umweltfreundlichen Mobilität passe. „Das Plakat wirkt modern, frisch und in sich stimmig“, so Leidecker-Sandmann.

CDU-Kandidat Christoph Tölle wirbt bereits vorab mit dem Wahlspruch „Ihr Bürgermeister für Lünen“. © Emilia Knebel
Das Wahlplakat des CDU-Kandidaten Christoph Tölle sei hingegen „ein ‚unaufgeregtes‘ Personenplakat mit Textelementen im Corporate Design der CDU“. Darauf werbe Tölle für sich „recht forsch“ mit dem Spruch „Ihr Bürgermeister für Lünen“. Ein Detail, das auch einem Leser bereits aufgefallen war - denn faktisch ist Christoph Tölle ja lediglich ein Bürgermeisterkandidat.
„Die übrigen Kandidaten aus der Opposition formulieren etwas zurückhaltender und bezeichnen sich selbst als Bürgermeisterkandidaten“, merkt auch Leidecker-Sandmann an. Einen Slogan, der auf inhaltliche Standpunkte oder Positionen verweist, finde man auf seinem Plakat nicht. Das Porträtfoto sei eher „klassisch“ gehalten, jedoch präsentiere sich Tölle „locker mit aufgeknöpftem Hemd ohne Krawatte“.

Rainer Schmeltzer von der SPD zeigt sich auf seinem Wahlplakat als „echter Lüner“. © Emilia Knebel
Bei dem Plakat von SPD-Kandidat Rainer Schmeltzer handele es sich um ein „Text-Bild-Plakat, das das klassische SPD-Farbkonzept aufgreift“. So sei die Parteizugehörigkeit des Kandidaten sofort erkennbar. Botschaften wie „Echt Lünen“ und „Echte Bewegung“ würden hier genutzt, um seine Authentizität zu unterstreichen, da er hier unter anderem auf seine persönliche Herkunft anspiele: „Diese implizit mitschwingende, persönliche Information schafft Nähe zu den Wählern und kann bei diesen Sympathien wecken“, so Leidecker-Sandmann weiter.
Der Slogan „Echte Bewegung“ könne laut der Kommunikationswissenschaftlerin außerdem als indirekte Kritik am amtierenden Bürgermeister verstanden werden, der mit „Lünen bewegt sich“ wirbt. Dieser indirekte Angriff werde aber lediglich dann klar, wenn dem Rezipienten beide Slogans präsent sind und diese miteinander verglichen werden können.

Sascha Gottwald, Bürgermeisterkandidat der Freien Wähler in Lünen, plakatiert nur virtuell. © Freie Wähler Lünen
Das Wahlplakat des vierten Bürgermeisterkandidaten, Sascha Gottwald, liegt nur in digitaler Form vor - die Freien Wähler plakatieren laut eigener Aussage nur virtuell. Dadurch werden laut Leidecker-Sandmann weniger potenzielle Wähler mit ihm in Berührung kommen, und es werde folglich wohl weniger Aufmerksamkeit erlangen. Durch die Begründung für die rein digitale Wahlwerbung - Müll vermeiden sowie Klima und Umwelt schützen - werde jedoch zugleich eine inhaltliche Position der Partei vermittelt.
Der Slogan „Anpacken für Lünen“ wird in relativ kleiner Schrift ohne optische Rahmung präsentiert und gehe so „auf dem Plakat fast unter“. Auch insgesamt sei die Gestaltung der Textelemente optisch wenig auffällig, ebenso die Farbwahl, so die Expertin weiter.
Geboren und aufgewachsen im Sauerland, dort erste Erfahrungen im Lokaljournalismus gesammelt und für das Journalistik-Studium schließlich nach Dortmund gezogen. Dem Lokaljournalismus weiterhin treu geblieben, schreibe ich hier über alles, was in Lünen und Umgebung so los ist.
