Das lokalpolitische Angebot in Lünen ist um eine Wählergemeinschaft reicher. Anfang des Monats gründete sich „Vision für Lünen“. Die Köpfe der neuen Gruppe sind Bünyamin Kalem und Joean Dawoud. Zwei junge Lüner, die sich ein Ziel fest vorgenommen haben: Sie wollen die Lüner Lokalpolitik jünger, moderner, dynamischer und vor allem transparenter machen.
Bereits mehr als 20 Mitstreiter haben sie für ihr Vorhaben gewonnen, weitere haben schon jetzt ihr Interesse bekundet, Teil der neuen Wählergemeinschaft zu sein. Dabei sind alle politischen Ansichten der demokratischen Mitte abgebildet. „Wir haben Leute, die eher links sind und Leute, die eher konservativ sind“, so Bünyamin Kalem. Und das sei auch gut so, denn ihr Anspruch ist es, immer sachorientierte und pragmatische Lösungen zu erarbeiteten, parteipolitische Grenzen sind ihnen dabei nicht so wichtig.
Ideen für die Stadt haben sie viele. „Wir wollen das Potenzial der Stadt noch besser ausschöpfen“, erklärt Joean Dawoud. Der 31-jährige Familienvater ist politischer Neuling, war aber immer interessiert an der Politik seiner Heimatstadt. Derzeit sieht er, dass Lünen deutlich hinter seinen Möglichkeiten liege. Die Anbindung, die Nähe zu den Ruhr-Metropolen oder Münster werde seiner Meinung nach nicht gut genug ausgeschöpft. Das will er gemeinsam mit Bünyamin Kalem ändern.
„Wir wollen Politik von Lünern für Lüner machen“, sagt Kalem. Dabei haben die Männer eine Gruppe besonders im Fokus: junge Menschen. Denn die jungen Erwachsenen werden ihrer Meinung nach derzeit in der Lüner Politik deutlich zu wenig abgebildet, sind zu wenig in den politischen Gremien vertreten. Sie wollen die Möglichkeit nutzen, dieser Bevölkerungsgruppe bald schon eine Stimme in der Lokalpolitik zu geben.
Zudem hat „Vision für Lünen“ die Möglichkeit, Lüner mit Migrationshintergrund anzusprechen. Denn viele der Mitglieder haben selbst einen und können daher anderen Menschen mit anderer Herkunft eine Stimme zu geben und Identifikationspersonen bieten. „Vielleicht haben wir nicht dieselbe Herkunft oder denselben Hintergrund, aber wir kennen die Lebensrealität dieser Menschen und können ihre Situation besser verstehen und kennen ihre Bedürfnisse“, so Joean Dawoud.

Chancen und Innovation
Da ihnen junge Menschen am Herzen liegen, ist es kein Wunder, dass Bildung und Chancen einen großen Teil des Programms einnehmen. Zwar haben lokalpolitische Kräfte wenig Einfluss auf die Bildungspolitik, doch darum geht es der Wählergemeinschaft auch gar nicht. „Wir wollen vor allem bestehende Infrastruktur nutzen und Schulen wirklich zum Lebensmittelpunkt der Schüler machen“, so Dawoud. Vorstellbar sei unter anderem, die Schulräume für außerschulische Aktivitäten zu nutzen. So will sich die Wählergemeinschaft dafür einsetzen, dass alle Kinder unabhängig von ihrer sozialen Herkunft ihre Interessen und Stärken kennenlernen. „Das kann im technischen Bereich sein, aber auch in Kunst oder Kultur“, so Bünyamin Kalem.
Die Transparenz und Modernisierung der Lokalpolitik ist ebenfalls ein Kernthema der Wählergemeinschaft. So steht die Digitalisierung des Bürgerbüros auf der Agenda sowie die Erneuerung des Onlineauftritts. Das gehe stark mit einer transparenten Kommunikation der Kommunalpolitik einher, findet Kalem. „Wenn man nachvollziehen will, was in den Ausschüssen oder im Rat passiert, muss man sehr umständlich suchen, das wollen wir ändern, sodass alles für die Bürger auf einen Blick ist“, so der Neu-Lokalpolitiker.
Zudem wünscht sich die Wählergemeinschaft, dass die politischen Sitzungen endlich gestreamt werden. „Man hat manchmal das Gefühl, dass gar nicht gewollt ist, dass die Bürger die Sitzungen verfolgen“, so Kalem. Um mehr Menschen für Kommunalpolitik zu begeistern, sollen Videos der Sitzungen bald eine Rolle spielen, wenn es nach den beiden Männern geht.
Den Unternehmen und der Wirtschaft will die Wählergemeinschaft bessere Bedingungen ermöglichen, eine Vernetzung mit Hochschulen und Unis in der Region in den Blick nehmen, und vor allem Start-ups und jungen Unternehmen Anreize bieten, ihre Unternehmen in Lünen anzusiedeln. „Der Ausbau der digitalen Infrastruktur steht ebenfalls im Mittelpunkt, um die Stadt für die Zukunft zu rüsten“, ist im Visionspapier zu lesen.
„Wir wollen aus der Stadt viel mehr herausholen. Ich habe immer das Gefühl, Lünen bleibt in vielen Bereichen weit hinter seinen Möglichkeiten zurück. Das wollen wir ändern“, so Joean Dawoud, der als Ingenieur in Dortmund arbeitet und ebenso wie der Bünyamin, der im internationalen IT- und Logistikmanagement arbeitet, Dynamik in die Lokalpolitik bringen will.
Antritt bei Kommunalwahl
Die Idee, lokalpolitisch aktiv zu werden, begleitet Bünyamin Kalem schon viele Jahre. „Ich bin schon lange auch sozial engagiert und wollte nun den Schritt in die Politik wagen und mir war klar, dass das auf kommunaler Ebene passieren soll“, sagt er. Nachdem ein Engagement bei der CDU nicht geklappt hatte, entschied er sich in diesem Jahr, eine eigene Wählergemeinschaft zu gründen. Mit seinen Ideen konnte er Joean Dawoud schnell als Mitstreiter gewinnen.
Zusammen schmieden sie den Plan für den anstehenden Wahlkampf. Denn im Herbst will die Wählergemeinschaft bei der Kommunalwahl antreten. „Wir sind zuversichtlich, in Fraktionsstärke in den Rat einzuziehen“, blickt Kalem voraus. Soziale Medien sollen dabei eine wichtige Rolle spielen. Denn dort können sie sich schnell vernetzen und bekannt machen. Dort sind auch die jungen Menschen, die sie mit ihrer Politik erreichen wollen.
Zunächst braucht es aber noch Unterschriften. Darum will sich die Wählergemeinschaft kümmern, sobald die genauen Wahlbezirke von der Verwaltung festgelegt sind. „Nach unserer aktuellen Planung sehen wir keinerlei Schwierigkeiten, die geforderte Zahl zu erreichen. Sobald die Wahlbezirke offiziell festgelegt sind und wir die benötigten Unterschriften gesammelt haben, werden wir dies entsprechend kommunizieren und unseren Antritt bekannt geben“, kündigt Joean Dawoud an.
„Wir sind auf Instagram schnell gewachsen und haben bereits mehr als 300 Follower“, so Kalem. Das stimmt die Männer positiv für die anstehende Wahl. Den Wahlkampf, also auch Plakate und Wahltermine in der Stadt wird die Wählergemeinschaft vorerst selbst finanzieren, Sponsoren sollen aber helfen.
Ob sie auch einen Kandidaten um das Rennen um den Bürgermeister-Posten an den Start schicken, wird derzeit innerhalb der Wählergemeinschaft besprochen. Dazu sei noch keine Entscheidung getroffen.