Reporter Daniel Claeßen fragt sich als "Fretful Father", ob Konfliktlösungen immer einvernehmlich sein müssen.

© Kristina Schröder / Montage Klose

Von wütenden Kindern lernen heißt siegen lernen

rnThe Fretful Father

Unser Fretful Father muss sich in letzter häufiger Konflikten innerhalb der Familie stellen. Meistens verliert er. Daraus leitet er jedoch eine Handlungsempfehlung für alle Erwachsenen ab.

Kreis Unna

, 10.06.2021, 16:30 Uhr / Lesedauer: 2 min

Die Corona-Pandemie hat uns allen zugesetzt - den einen mehr, den anderen weniger. Dabei gibt es unterschiedliche Typen, die sich in der Regel in zwei Gruppen teilen: Die Stillen und die Meckerer. Ich zähle wohl zur Gruppe zwei, weil ich mich gerne und oft aufrege. Unsere Kinder aber würden, zumindest mit Bezug auf die Pandemie, eher zur Gruppe der Stillen gehören. Dabei hätten sie wohl die meisten Gründe, um sich zu beschweren.

Doch Kinder meckern nicht, zumindest nicht über die unmittelbare Sache, um die es eigentlich geht. Das liegt in diesem Fall daran, dass Corona nicht greifbar ist, und man nicht einfach irgendjemandem die Schuld geben kann. Damit wird es für Kinder zu kompliziert. Für viele Erwachsene übrigens auch. Während letztere ihren Frust damit bewältigen, andere Leute zu beleidigen und die ganze Welt in Frage zu stellen, suchen sich Kinder das Nächstbeste, was ihnen passt, um ihren Frust rauslassen zu können.

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Dabei gibt es verschiedene Eskalationsstufen - die falsche Farbe des Frühstückstellers kann man schnell korrigieren, bei der „Trampolin-oder-Aufräumen-Frage“ wird es schon schwieriger. Und wenn aus der „Was essen wir zu Mittag“-Diskussion eine grundsätzliche Abrechnung mit den Eltern wird, ist der Tag im Eimer. Mindestens.

Mit Corona-Wut in den Garten

So nervig das gerade jetzt, wenn wir vor dem gefühlten Ende der Maßnahmen stehen und dennoch eine Rückkehr fürchten, erscheint: Eigentlich haben die Kinder recht. Warum sollte man nicht den Corona-Frust dazu nutzen, seine Wut - und damit seine Handlungen - in eine Richtung zu kanalisieren, die einem im Alltag tatsächlich etwas nützt? Nochmal zurück zum Frühstücksteller-Beispiel: Ein unbedeutender Konflikt, der dadurch gelöst wird, dass der richtige Teller mit der richtigen Farbe am richtigen Platz steht.

Klappt sowas vielleicht auch bei Reklamationen? Wenn mich der Telefonanbieter zum x-ten Mal vertröstet, dass der Techniker nun aber wirklich informiert sei, einfach die gesamte Corona-Wut zusammen nehmen und das Gespräch mit dem Service in die richtigen Bahnen lenken. Einziger Unterschied zu den Kindern: Beleidigungen wären hier fehl am Platz. Der Mitarbeiter am anderen Ende ist schließlich nicht mein Vater.

Oder ganz praktisch gedacht: Der Garten ist zugewuchert, weil man es mit der Rasen- und Beetpflege zuletzt nicht mehr ganz so genau genommen hat (war ja auch immer mieses Wetter). Nun stellt man sich auf den Rasen, denkt fünf Minuten über das vergangene Jahr nach und zieht daraus die Kraft, so ziemlich alles rauszureißen, was einem in die Quere kommt. Ich glaube, ich probiere das mal aus.

Oder ich frage die Kinder, ob sie das nicht übernehmen wollen.

ZWISCHEN BESORGT UND VERÄRGERT

In seiner Kolumne „The Fretful Father“ schreibt Reporter Daniel Claeßen über Dinge, die ihn als Familienvater bewegen. Und auch wenn er die Probleme seiner Kinder stets ernst nimmt, ist hier nicht immer alles ernst gemeint. Der Titel der Kolumne ist angelehnt an das „Fretful Mother Magazine“ aus der Serie „Die Simpsons“. Womit auch klar ist, dass hier immer mal wieder das Kind im Manne durchkommt. Außerdem kann „fretful“ nicht nur „besorgt“, sondern auch „quengelig“, „weinerlich“ und „verärgert“ bedeuten - womit die Gefühlsspanne unseres Autors ziemlich gut abgebildet wird.