Die Router des Freifunk-Projektes, mit denen der City-Ring das innerstädtische W-Lan-Netz ausbauen wollte, fanden unter den Kaufleuten keine Abnehmer - ein schwaches Signal für eine digital ambitionierte Stadt, wie unser Autor findet. © Claeßen

Jetzt mal unter uns

Von wegen Datenautobahn - bisher fährt Lünen noch auf dem digitalen Feldweg

Eigentlich hatte sich unser Autor schon auf die Kaufleute im City-Ring eingeschossen. Doch dann rissen sie das Ruder nochmal rum. Das Grundproblem mit der Digitalisierung bleibt aber.

Lünen

, 08.06.2019 / Lesedauer: 3 min

Auf der Jahreshauptversammlung des City-Rings standen eine ganze Reihe von verpackten W-Lan-Routern herum. Ich fühlte mich sofort an die Freifunk-Initiative erinnert - wenn schon Bund und Land mit der Digitalisierung nicht klarkommen, so wollten es doch wenigstens engagierte Bürger schaffen. Allerdings wunderte ich mich, dass die Kaufleute der Innenstadt erst jetzt auf die Idee gekommen sind, kostenloses W-Lan anzubieten.

Verzweiflung statt Aufbruch

Umso schockierter war ich, als ich erfuhr, dass diese Idee schon 2016 übernommen worden ist - und laut dem Vorsitzenden Helmut von Bohlen „nicht so gut gelaufen ist wie gewünscht“. Die Konsequenz: „Wir verschenken heute die Router. Nehmen Sie sie mit, stellen Sie sie in Ihren Läden auf - sie sind für Freifunk vorinstalliert, Sie müssen eigentlich nichts weiter tun“, appellierte der Vorsitzende an die anwesenden Mitglieder - es klang mehr nach Verzweiflung denn nach Aufbruchstimmung, die ja eigentlich von dieser Veranstaltung ausgehen sollte.

Unfassbar: Da lassen die Kaufleute eine simple und vor allem kostenlose (Internetanschluss hat man ja sowieso) Möglichkeit, die Aufenthaltsqualität in der Innenstadt zu erhöhen, einfach so sausen - und wundern sich dann allen Ernstes, dass die Kundenfrequenz immer geringer wird? In Gedanken hatte ich diesen Kommentar schon deutlich weiter formuliert, doch im Laufe der Veranstaltung bewiesen die anwesenden Mitglieder dann doch so etwas wie digitale Affinität: Zwar schien das mit dem Freifunk nichts zu werden, gleichwohl gründeten sie eine Projektgruppe, die sich mit verstärkter Werbung und Kommunikation in den sozialen Medien beschäftigen soll. Das kommt zwar ebenfalls ziemlich spät - aber ich hoffe und drücke die Daumen, dass es noch nicht zu spät ist.

Die letzten Schulen kommen ins Ziel

Apropos spät: Beim Wirtschaftsgespräch der Industrie- und Handelskammer (IHK) Dortmund im Hansesaal waren der „Digitalpakt der Stadt Lünen“ und der „Ausbau der digitalen Infrastruktur“ unter den am häufigsten genannten Begriffen. Stolz wurde unter anderem berichtet, dass man wohl im Sommer endgültig soweit sei, alle Lüner Schulen ins „Gigabit-Zeitalter“ zu führen. Bei allem Respekt für diese sicher aufwendige Arbeit: Damit dürften die Schulen eher zu den letzten gehören.

Natürlich ist das kein reines Lüner Phänomen: Wie eingangs erwähnt, haben wir Deutschen es generell nicht so mit dem Internet an der Milchkanne. Und solange das so bleibt, werden wir wohl auch weiter W-Lan-Netze brauchen. Es wäre doch schön, wenn eine Stadt, die sich die digitale Infrastruktur auf die Fahne geschrieben hat, das auch hinkriegt.

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