Anhaltende Kritik
Vollsperrung auf der Lüner Bebelstraße rückt näher
Die Zeichen für eine Vollsperrung der Lüner Bebelstraße im Zuge der Großbaustelle Nordtunnel verdichten sich - trotz anhaltender Kritik der Anlieger und des örtlichen Einzelhandels. Alternativen zur Vollsperrung fallen laut Verwaltung aus Kostengründen weg. Es sei denn, die Politik entscheidet kurzfristig anders.
Wegen der Bauarbeiten am Nordtunnel und Kanalarbeiten an der Bebelstraße ist es laut Verwaltung nicht zu vermeiden, dass die Bebelstraße gesperrt wird.
„Sollte es einen entsprechenden Beschluss zu einer veränderten Bauausführung geben, würde die Verwaltung diesen umsetzen“, hieß es am Donnerstag aus der Verwaltung. Wie aus einer Mitteilung der Stadt an die Mitglieder des Ausschusses für Sicherheit und Ordnung vom Donnerstag hervorgeht, soll mit der Baumaßnahme Bebelstraße und ihrer Vollsperrung Ende Februar/Anfang März begonnen werden.
Von diesem Zeitpunkt an werde die Bebelstraße für die Kanalbau- und Straßenbauarbeiten für etwa sechs bis sieben Monate komplett gesperrt, heißt es in der Mitteilung weiter. Ursprünglich war die Rede von zehn Monaten. Die Verkürzung der Vollsperrung um drei Monate wird damit erklärt, dass Kanalbau und Straßenbau hintereinander ausgeführt und der geplante Bau des Kreisverkehres im Rahmen des Nordtunnel-Projekts nach Fertigstellung des Straßenbaus bei laufendem Verkehr erfolgen soll.
Die Durchführung des Kanalbaus unter Einbeziehung des Straßenverkehrs sei nur mit „erheblich erhöhtem“ finanziellem Aufwand“ möglich. Die Kosten für die Kanalbauarbeiten bei Vollsperrung der Bebelstraße belaufen sich den Angaben zufolge auf 580.000 Euro. Bei laufendem Verkehr würden weitere Kosten von 500.000 Euro bis zu 750.000 Euro anfallen. Zudem würde sich der Zeitraum der Kanalarbeiten von vier auf sechs bis sechseinhalb Monate verlängern. Diese Angaben der Verwaltung basieren auf Berechnungen der ausführenden Firma Heinrich Walter Bau GmbH mit Sitz in Borken.
"Es darf kein zusätzlicher Verkehr durch Lünen-Süd rollen"
Bürger, Anwohner und Gewerbetreibende in Lünen-Süd kritisieren die geplante Vollsperrung weiterhin. „Der ursprüngliche Bauentwurf enthielt meiner Meinung nach keine geplante Vollsperrung der Bebelstraße“, sagte der CDU-Ratsherr Jochen Gefromm als Mitglied des „Runden Tisches“ in Lünen-Süd bei einer Bürgerversammlung am Mittwoch. „Mit dem vorgeschlagenen Modell sind wir nicht einverstanden. Es schadet der Wirtschaftlichkeit und stellt unseren Stadtteil vor ein weiteres Verkehrsproblem“, sagte SPD-Ortsvereinschef Manfred Kolodziejski. Zugleich, sagte Gefromm weiter, schaffe die angedachte Umleitung nur verkehrstechnische Probleme und große finanzielle Einnahmeverluste für die dortigen Kaufleute.
Ein zu schmaler Kreuzungsbereich Jäger-/Ecke Alsenstraße für den Busverkehr, Stichstraßen, die zu Sackgassen führen würden und das erhöhte Verkehrsaufkommen seien für den Stadtteil nicht mehr hinnehmbar, lauteten weitere Argumente der Teilnehmer der Bürgerversammlung gegen die Verwaltungspläne. „Es darf kein zusätzlicher Verkehr durch Lünen-Süd rollen“, mahnte Ratsfrau Christiane Mai. Als Alternative schlugen Christiane Mai, Jochen Gefromm und Jens Hebebrand, mit Unterstützung aller Bürgerversammlungsteilnehmer, eine vorübergehende Umgehungsstraße parallel zur heutigen Bebelstraße vor.
Die möglichen Kosten in sechsstelliger Höhe seien in Anlehnung an die Gesamtprojektkosten durchaus gering, waren sich die Teilnehmer der Veranstaltung einig. Sollte es jedoch zu einer Vollsperrung der Bebelstraße kommen, sei der Stadtteil Lünen-Süd quasi abgeschnitten und verliere weitere Wirtschaftskraft. Ihren Vorschlag will die Bürgerversammlung am nächsten Donnerstag der Verwaltung bei einer erneuten Bürgerversammlung im Bergmannsmuseum vorstellen.
Möglicherweise neue Ausschreibung möglich
Für den Fall, dass sich die Politik auch wegen der anhaltenden Kritik gegen die Vollsperrung für die teure Variante entscheidet, müssten die Kanalbauarbeiten womöglich neu ausgeschrieben und der Vertrag mit Walter Bau gekündigt werden, was zu einer Verzögerung des ganzen Projekts führen dürfte.
„Die Frage, ob der Vertrag mit der bauausführenden Firma dann weiterhin Gültigkeit hat, oder eine neue Ausschreibung der Baumaßnahme notwendig wird, ist vergaberechtlich nicht ohne Weiteres zu beantworten“, teilte die Verwaltung am Donnerstag auf Anfrage unserer Redaktion mit. Dies sei unter anderem abhängig von dem zusätzlichen Aufwand und den dadurch entstehenden Mehrkosten.
„Die Mehrkosten, ob durch Auftragserweiterung oder durch Neu-Ausschreibung, wären vom Auftraggeber, also der Stadt zu tragen“, hieß es weiter. Gegnern der Vollsperrung, zu denen die CDU-Fraktion, die SPD-Ortsvereine Lünen-Süd und Oberbecker sowie die Ortsgruppe Lünen-Süd der IG BCE gehören, bleibt noch bis zur öffentlichen Sitzung des Ausschusses für Sicherheit und Ordnung am Mittwoch, 15. Februar, um 17 Uhr im Rathaus Zeit, ihren Bedenken gegenüber der Stadt Nachdruck zu verleihen.