Volksbanken im Kreis Unna auch 2022 stark Wirtschaft im Krisenschock und doch robust

Volksbanken auch 2022 stark: Wirtschaft robust trotz Krisenschock
Lesezeit

Volksbanken gelten immer noch als Kreditinstitute für die eigene Stadt, die eigene Gemeinde. Diese regionale Verwurzelung macht ihre Jahresberichte zu einem treffenden Abbild der Wirtschaftslage vor Ort. Und im Kreis Unna finden sich für 2022 positive Überraschungen darin.

Zusammen mit dem Mutterinstitut mit Sitz in Dortmund stellen nun auch die ehemals eigenständigen Volksbanken für Unna, Schwerte, Kamen und Werne, Lünen und Brambauer ihre Geschäftsdaten vor. Unterm Strich war es ein sehr gutes Jahr für die Bank und zumindest kein schlechtes für die regionale Wirtschaft. Alle Filialen verzeichneten Wachstum bei ihren Geschäftsumfängen, und der Grund dafür war in unterschiedlicher Ausprägung das Kreditgeschäft. Das sei angesichts des Kriegs in der Ukraine nicht unbedingt zu erwarten gewesen.

Kriegsbeginn bringt Schock, aber wenig Schaden

Tatsächlich habe es einen regelrechten Schock in der regionalen Wirtschaft gegeben, erklärt der Unnaer Bankdirektor Peter Zahmel. Firmen hätten vom plötzlichen und gänzlichen Ausbleiben neuer Aufträge berichtet. Unsicherheit habe sich zu Angst gesteigert. Und doch haben die Unternehmen im vergangenen Jahr weiterhin stark investiert.

Das sei nur scheinbar ein Widerspruch, tatsächlich aber ein Zeichen der Stärke, erklärt auch Lars Kessebrock, Niederlassungsleiter der Volksbank in Schwerte. „Die Unternehmen sind grundsolide aufgestellt. Sie investieren trotz der Krise, zum Teil auch ganz bewusst, um sich für eine Zeit nach der Krise aufzustellen.“

Eigenheiminteressierte treten auf die Bremse

Weniger Zuversicht – oder einfach Vernunft – zeigt sich am Immobilienmarkt. Zu Ängsten vor einer Wirtschaftskrise und damit verbunden vielleicht Sorgen bezüglich der Sicherheit des Arbeitsplatzes kamen von der zweiten Jahreshälfte an auch objektive Veränderungen. Mit der Zinswende, die die Europäische Zentralbank seit Juli mit großen Anhebungen der Leitzinsen vollzieht, sind Immobilienfinanzierungen teurer geworden.

„Unsere Berater mussten zuletzt auch schonmal Absagen erteilen, weil sich eine Finanzierung plötzlich ganz anders dargestellt hat“, sagt Markus Dyckhoff, Niederlassungsleiter für die Filiale Kamen-Werne.

Norbert Mecklenburg, Niederlassungsleiter für Lünen und Brambauer, spricht von einer „Schockstarre“ unter den Kaufinteressenten nach der Zinswende. Die Nachfrage nach Eigenheimfinanzierungen sei regelrecht eingebrochen. Nun müssten bald auch die Preise reagieren und nachgeben, um sich wieder zu normalisieren. Augenscheinlich dauere es aber noch.

Strafzinsen bremsen Zufluss ab, sind aber nun Geschichte

Vergleichsweise geringe Zuwächse gab es bei den Volksbanken im Kreis Unna 2022 bei den Einlagen der Kunden. Nach wachstumsstarken Vorjahren ist dies auffällig. Eine Erklärung weist Peter Zahmel aus Unna mit den Verwahrentgelten aus, die die Volksbank zeitweilig erhoben hatte.

Allerdings könnte dieser Effekte einmalig bleiben: Noch am 27. Juli, dem Tag der ersten Zinsanhebung bei der EZB, haben die Volksbanken in der Region auch die Negativzinsen für Sparer wieder abgeschafft. „So hatten wir es ja versprochen“, erinnert Zahmel.

Die Zahl der Beschäftigten ist im Gesamtverbund der Dortmunder Volksbank 2022 leicht gestiegen, und zwar um drei auf 1199. „Wir hätten gerne eine höhere Zahl gehabt“, merkt Zahmel an. „Wir suchen Leute. Aber der Arbeitsmarkt ist angespannt.“

Stabil war im vergangenen Jahr auch die Ertragslage der Bank. Als eine Art Ausschüttung für die Öffentlichkeit hat sie rund 300.000 Euro für gemeinnützige Projekte gespendet, davon allein 170.000 im alten Marktbereich Unna.

Dortmunder Volksbank überspringt Zehn-Milliarden-Marke

Insgesamt hat die Dortmunder Volksbank im vergangenen Jahr erstmals einen Geschäftsumfang von mehr als zehn Milliarden Euro verzeichnet. Er wuchs um 2,70 Prozent auf nun 10,181 Milliarden. Sie bleibt damit die größte Volksbank in NRW, liegt wohl auch deutschlandweit unter den zehn größten.

Peter Zahmel, Bankdirektor und Niederlassungsleiter in Unna.
Peter Zahmel, Bankdirektor und Niederlassungsleiter in Unna. © Jan Heinze

Starker Kreditzuwachs in und um Unna

Die Volksbank Unna steuerte dazu 2,476 Milliarden Euro bei, was aus einem Plus von 82 Millionen oder 3,4 Prozent folgt. Deutlich wuchs das Kreditvolumen, nämlich um 75 Millionen Euro oder 6,6 Prozent auf nun 1,189 Milliarden. Der Zuwachs der Kundeneinlagen betrug dagegen „nur“ 1,4 Prozent beziehungsweise 18 Millionen auf nun 1,287 Milliarden Euro.

Lars Kessebrock, Niederlassungsleiter in Schwerte.
Lars Kessebrock, Niederlassungsleiter in Schwerte. © Jan Heinze

Schwerte baut Stellung am Markt aus

Die Filiale in Schwerte profitiert auch vom Abschied früherer Mitbewerber aus dem einst gut bestückten Bankenviertel der Ruhrstadt. Das zeige sich an der Zahl der Neukunden, erklärt aber vielleicht auch den immer noch stattlichen Zuwachs bei den Kundeneinlagen. Sie legten in Schwerte um 5,2 Prozent zu, nämlich um 28 auf nun 569 Millionen Euro. Das Kreditvolumen dagegen wuchs nur um eine Million Euro auf nun 320 Millionen. Im 0,3-prozentigen Zuwachs steckt möglicherweise eine zweite statistische Auffälligkeit: Es habe einige bedeutsame Sondertilgungen gegeben, erklärt Niederlassungsleiter Lars Kessebrock – aber eben auch Neuvergaben in Höhe von 44 Millionen Euro. Der Geschäftsumfang insgesamt stieg um 29 Millionen Euro oder 3,4 Prozent auf nun 889 Millionen Euro.

Markus Dyckhoff, Niederlassungsleiter Kamen-Werne.
Markus Dyckhoff, Prokurist und Niederlassungsleiter Kamen-Werne. © Jan Heinze

Kamen-Werne: Erstes Geschäftsjahr nach Fusion

Die Volksbank Kamen-Werne ist die jüngste im Verbund der Dortmunder Volksbank und blickt nun auf das erste volle Geschäftsjahr nach der Fusion zurück. Niederlassungsleiter Markus Dyckhoff bilanziert einen Zuwachs beim Geschäftsumfang um 25 Millionen Euro beziehungsweise 3,09 Prozent auf nun 835 Millionen Euro. Das Kreditvolumen stieg um elf Millionen beziehungsweise 4,42 Prozent auf nun 260 Millionen Euro, die Einlagen der Kunden legten auch hier nur leicht zu, nämlich um vier Millionen auf 575 Millionen Euro – ein Plus von 0,7 Prozent.

Norbert Mecklenburg, Niederlassungsleiter in Lünen und Brambauer.
Norbert Mecklenburg, Niederlassungsleiter in Lünen und Brambauer. © Jan Heinze

Lünen und Brambauer legen auch bei den Einlagen zu

Die einwohnerstärkste Stadt im Kreis Unna ist Marktgebiet der kleinsten Volksbank in der „Region Kreis Unna“ der Dovoba. Aber auch sie wächst: Der Geschäftsumfang liegt mit 476 Millionen um 11 Millionen und 2,37 Prozent über dem Vorjahreswert. Die Kredite legten um drei auf nun 217 Millionen Euro zu (+1,4 Prozent), die Einlagen wuchsen um 3,19 Prozent oder acht Millionen auf nun 259 Millionen Euro.