Silvester in Lünen Viagra-Alternative und F4-Böller - Ermittlungen gegen Kioskbesitzer

Viagra-Alternative und F4-Böller: Ermittlungen gegen Kioskbesitzer
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Zwei Tage nach der Silvesternacht hat die Polizei in Dortmund weitere Details zu den Einsätzen der Nacht in Lünen bekannt gegeben. Bekannt war bereits, dass in einem Kiosk rund 80 illegale sogenannte Polenböller sichergestellt worden waren. Nun teilte Polizeisprecher Peter Bandermann weitere Details mit. Demnach handelte es sich bei den Böllern - vermutlich osteuropäischer Herkunft - um die Kategorien 3 (Mittelfeuerwerk) und 4 (Großfeuerwerk). Für beide benötigt der Besitzer eine entsprechende Erlaubnis nach dem Sprengstoffgesetz.

Bei der gemeinsamen Kontrolle von Polizei und Stadt entdeckten die Einsatzkräfte die Böller unter dem Verkaufstresen des 36-jährigen Lüners. Dafür drohen dem Kioskbesitzer laut Gesetz mehrere Jahre Freiheitsstrafe oder eine Geldstrafe. Neben einer kompletten Packung fanden die Beamten außerdem mehrere angebrochene Pakete, in denen sich noch dutzende Feuerwerkskörper befanden, sagte Polizeisprecher Bandermann. Weil der Lüner weder eine Erlaubnis oder einen Befähigungsschein vorweisen konnte, laufen nun Ermittlungen wegen des Verstoßes gegen das Sprengstoffgesetz gegen ihn.

Ein Böller der Klasse F4 (Großfeuerwerk) explodiert
Ein Böller der Klasse F4 (Großfeuerwerk) explodiert bei einer Vorführung durch einen Pyrotechniker (Symbolbild). © dpa

Mit bis zu drei Jahren Haft oder einer Geldstrafe werden Personen bestraft, die zum einen keine Erlaubnis für den Umgang mit derartigen Stoffen haben und zum anderen derartige Stoffe nicht vertreiben dürfen. Zunächst jedoch bekommt der Lüner nun eine Strafanzeige und wird daraufhin von den Beamten gehört. Außerdem hat der Lüner mit dem Verkauf gegen das Gewerberecht verstoßen. Dies muss jedoch durch die Stadt Lünen geahndet werden.

Dazu teilte Stadtsprecher Daniel Claeßen mit: „Eventuelle gewerberechtliche Konsequenzen könnten auch erst nach einer Verurteilung durch ein Gericht im möglichen Strafverfahren umgesetzt werden.“

Doch die Böller waren nicht der einzige Fund, den die Beamten in der Silvesternacht machten. Denn unter der Ladentheke stießen die Einsatzkräfte auch noch auf das Medikament Sildenafil, das als Potenzmittel bekannt ist und zu denen auch Viagra gehört. Weil man auch hier kein gültiges Rezept für das Medikament finden konnte, ermittelt die Polizei nun auch wegen des Verstoßes gegen das Arzneimittelgesetz gegen den Kioskbesitzer. Auch hier drohen dem Kioskbesitzer per Gesetz bis zu mehrere Jahre Freiheitsstrafe bis zu einer Geldstrafe.

Neben den illegalen Böllern und Potenzmitteln wurden bei der Kontrolle auch abgelaufene Lebensmittel gefunden. „Der Kioskbesitzer hat diese Lebensmittel im Beisein der Kontrolleure entsorgt, weshalb hier keine weiteren Maßnahmen seitens der Stadt erforderlich sind. Außerdem wurden illegale Vapes sichergestellt“, sagte Stadtsprecher Claeßen.

Angriff mit Schlagring

Weitere Details nannte Bandermann auch zum Streit am Netto an der Münsterstraße. Demnach wurden ein 32-Jähriger, ein 19-Jähriger und ein 44-Jähriger, allesamt aus Lünen, leicht verletzt, nachdem sie von einer Gruppe Männern angegriffen worden waren. Die Betroffenen hätten sich laut Polizei am Netto aufgehalten, als eine Gruppe von vier bis fünf Personen anfing, diese von der anderen Straßenseite aus mit Böllern zu bewerfen.

Dabei seien die Lüner aber nicht getroffen worden. Als die Lüner die Gruppe dazu aufforderten, das zu unterlassen, sei es zu einer Auseinandersetzung gekommen. Dabei habe einer der Männer die Lüner Gruppe mit einem Schlagring angegriffen. Dieser wird als 25 bis 35 Jahre alt mit Bart beschrieben. Die Täter flüchteten daraufhin, einer von ihnen in einem schwarzen Auto.

Verletzung durch Feuerwerk

Eher ruhig verlief die Silvesternacht im St. Marien Hospital Lünen: „Es gab einen Vorfall mit einem Feuerwerkskörper, bei dem sich jemand an der Fingerkuppe verletzt hat“, erklärte Dr. Dennis Kaiser auf Nachfrage unserer Redaktion.

Laut dem stellvertretenden Ärztlichen Leiter der Zentralen Notaufnahme sei „das natürlich nichts Schönes, aber auch keine große Sache gewesen.“ Schwerere Verletzungen habe es keine gegeben. „Wir hatten viele Leute, die zu viel Alkohol getrunken haben oder gestürzt sind“, so Kaiser weiter, „aber insgesamt war es eine ähnlich ruhige Silvesternacht wie in den vergangenen Jahren.“