Die Lichter im Ratssaal des Lüner Rathauses brannten am Donnerstagabend (27.10.) lange. Denn zur Sitzung des Stadtrates standen drei wichtige Punkte auf der Tagesordnung: Die Wahl des Ersten Beigeordneten, des Kämmerers und des umstrittenen vierten Beigeordneten.
Jeweils einen Kandidaten hatte die Findungskommission dem Rat vorgeschlagen, abstimmen konnten 54 Abgeordnete inklusive Bürgermeister. Zwei der neuen Mitglieder erhielten schon am Wahlabend viel Zustimmung, nahezu alle Wahlberechtigten stimmten für den neuen Kämmerer und den neuen Ersten Beigeordneten. Der vierte Beigeordnete muss sich die Rückendeckung noch erarbeiten.
Zufriedenheit der Mitarbeiter angehen
Axel Tschersich wird der künftige Erste Beigeordnete. Für den 56-jährigen SPD-Mann, der bisher den Fachbereich Wirtschaftsförderung bei der Stadt Recklinghausen leitet, ist die Stimmung der Mitarbeitenden eine wichtige Aufgabe. Denn die soll, das ist auch bis zu ihm schon vorgedrungen, alles andere als gut sein.
Als diplomatischer Charakter und guter Zuhörer, wie er selbst von sich sagt, verspricht er reichlich Personalgespräche. Denn nur mit zufriedenen Mitarbeitern sei eine gute Arbeit möglich, erklärt er.
Recklinghausens Bürgermeister hat beim Abgang Tschersichs nach 37 Jahren gemischte Gefühle: „Ich freue mich für ihn und habe ihn auch in gewisser Weise bestärkt, einen solchen Weg zu gehen, weil ich weiß, dass er das kann. Aber ich lasse ihn nicht gerne gehen, Recklinghausen verliert einen guten Mann.“
Kämmerer will länger bleiben
Dass er eine Herkulesaufgabe vor sich hat, weiß indes André Jethon. Der 50-jährige Münsteraner wird neuer Kämmerer und soll in den kommenden acht Jahren die in Misslage geratenen Finanzen der Stadt wieder auf Vordermann bringen.
Für Jethon, der seit fünf Jahren als Fachbereichsleiter Finanzen beim Kreis Recklinghausen arbeitet, ist klar: Zu allererst will er die bilanzielle Überschuldung beenden. Dabei will er den Weg der vorangegangenen Kämmerin Bettina Brennenstuhl, die mittlerweile Chefin des Dortmunder Hafens ist, weitergehen. Anders als Brennenstuhl, die nur knapp zwei Jahre die Lüner Finanzen managte, will Jethon aber länger bleiben. „Ich habe hier kandidiert, um dauerhaft etwas zu bewirken“, sagt er.

Aufstieg für Bürgermeister-Referenten
Zum belasteten Haushalt kommt auf der Ausgabenseite noch ein weiterer, teurer Punkt hinzu: Das Gehalt des Beigeordneten für die Innovative Stadt Lünen. Diese vierte Beigeordnetenstelle schlägt mit satten 164.500 Euro Lohnkosten im Jahr zu Buche. Unter anderem die waren Ursache großer Kritik an der Einrichtung der neuen, vierten Beigeordnetenstelle.
Der Unmut, der auch im Rat in dieser Angelegenheit herrschte, schlug sich auch im vergleichsweise schlechten Wahlergebnis nieder. Nur 36 Ratsmitglieder stimmten für Christian Klicki, der die Stelle künftig innehaben wird. 15 Abgeordnete stimmen gegen ihn, zwei haben sich enthalten, einer hat nicht gewählt.
Bisher ist der 30-Jährige aus Wermelskirchen persönlicher Referent von Bürgermeister Jürgen Kleine-Frauns. Durch die Umstrukturierung der Verwaltung wird sich der jüngste Beigeordnete unter anderem um Mobilität und Klimaschutz kümmern.
Zuvor lagen diese Themen im Aufgabenbereich von Arnold Reeker, dem Technischen Beigeordneten, einem Kritiker der neuen Aufteilung. Wie die Zusammenarbeit mit ihm wird? „Zwischen uns kann etwas Großes entstehen“, sagt der Jurist.
Wann alle drei neuen Beigeordneten ihren Dienst antreten, ist noch nicht geklärt, es komme darauf an, wie die Wechselfristen sind. Geht es nach dem Bürgermeister, dann hätte er sie schon kommende Woche im Rathaus.