Cappenberger Wald freut sich über den Sommerregen Grundwasserstände bleiben aber unberührt

Grundwasserstände bleiben nach Sommerregen unberührt
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Im Kreis Unna lässt sich bislang wahrlich von einem verregneten Sommer sprechen. Im Juli ging in Lünen, Selm und Werne kaum ein Tag vorüber, an dem es nicht mindestens einen kräftigen Schauer gab. Was den Landwirten den Schweiß auf die Stirn treibt, lässt andere aufatmen.

Elmar Berks (37), Förster des Cappenberger Walds, sagt: „Für die Natur war es insgesamt auf jeden Fall gut. Besonders für die jungen Pflanzen. Bäume, die in den vergangenen Jahren durch die Trockenheit geschädigt wurden, erholen sich aber nicht wirklich davon.“

Der Regen sei deshalb so wichtig, weil im Sommer die Wachstumsperiode der Pflanzen ist und das Wasser direkt verwertet werde. Anders als in den Vorjahren gebe es in diesem Jahr keine neuen Schäden am Cappenberger Wald. Ebenso mache sich der Regen an der Funne bemerkbar, die durch den Cappenberger Wald fließt und in diesem Sommer - im Gegensatz zu den Vorjahren - nicht trocken liegt.

Der Klimawandel ist ein Faktor, der auch das Grundwasser beeinflusst. Grundwasser befindet sich unter der Erdoberfläche und entsteht durch Niederschläge, die im Erdboden versickern. In Deutschland versorgt es Menschen, Tiere und Pflanzen. Laut dem Bundesministerium für Umwelt und Naturschutz (BMUV) stammt über 70 Prozent des Trinkwassers aus Grundwasser.

Im Cappenberger Wald gibt es verschiedene Grundwassermessstellen, eine davon liegt unmittelbar neben der Cappenberger Straße in Höhe des RuheForst. Der Wasserstand dort wird aber nicht von Elmar Berks gemessen und ist online nicht einsehbar.

Eine Grundwassermessstelle im Cappenberger Wald.
Im Cappenberger Wald gibt es verschiedene Grundwassermessstellen. Diese ist wenige Meter neben der Cappenberger Straße auf Höhe des RuheForst verortet. Der Wasserstand ist nicht einsehbar. © Benedikt Iwen

Das Recherchenetzwerk Correctiv hat im Oktober 2022 einen Grundwasser-Atlas veröffentlicht und dafür Daten von 6.700 Messstellen aus den vergangenen drei Jahrzehnten ausgewertet. Fazit: Das Grundwasser in Deutschland sinkt dramatisch. Aber nicht überall. Anhand einer interaktiven Karte werden für den Kreis Unna vier Messstellen gezeigt, die seit 1990 mit regelmäßigen Daten bestückt sind. Für alle vier gilt: kein starker Trend im Grundwasserspiegel erkennbar. Was wiederum bedeutet, dass sich der Grundwasserspiegel an jenen Stellen um weniger als 0,5 Prozent nach oben oder unten verändert hat.

In der Datenbank ELWAS-Web des Landesamt für Naturschutz, Umwelt und Verkehr (LANUV) sind vier Grundwassermessstellen in Lünen und eine in Selm aufgeführt, die Daten bis Mitte 2023 liefern. Im Vergleich zum ersten gemessenen Grundwasserstand 2021 weisen die Daten in Lünen leichte Differenzen auf. Die Grundwasserstände sind in Metern über Normalhöhennull (NHN) angegeben, um die Höhe über dem Meeresspiegel zu beziffern.

Der größte Unterschied im Grundwasser ist bei der Messstelle in Brambauer erfasst worden. Dort ist das Grundwasser zwischen dem 4. Mai 2021 und dem 25. Juli 2023 um 67 Zentimeter (0,9 Prozent) gesunken. Die Messstelle liefert nur Daten ab dem Jahr 2021.

Bei der Messstelle in Selm sieht es anders aus, dort ist der Wasserstand zwischen dem 1. Januar 2021 und dem 13. Juni 2023 von 48,12 auf 48,15 um drei Zentimeter gestiegen, im Vergleich zum erst gemessenen Wert 1990 aber um 30 Zentimeter (0,6 Prozent) gesunken.

Im Vergleich zum ersten gemessenen Wert 1990 ist der Wasserstand an allen Messstellen gesunken. Allerdings gilt es dort zu beachten, dass sich auch die Messpunkthöhen zum Teil verschoben haben, weshalb es zur Einordnung Sinn ergibt, auf den Abstich zu schauen. Der Abstich ist die Differenz zwischen der Messpunkthöhe und dem Wasserstand. Er gibt also quasi an, wie tief gebuddelt werden müsste, um auf Grundwasser zu stoßen.

So ist auch der Wasserstand in der Messstelle Niederaden RWI 81 anders zu betrachten, der sich von 1990 bis 2023 um 2,19 Meter (4,2 Prozent) verringert hat. Gleichzeitig ist aber auch die Messpunkthöhe um 2,29 Meter gesunken, der Abstich somit um zehn Zentimeter. Heißt: Der Wasserstand müsste demnach sogar gestiegen sein.

Im Grundwasser-Atlas von Correctiv steht, dass in NRW, Thüringen, Niedersachsen und Schleswig-Holstein das Grundwasser an jeder dritten Messstelle sinke. Am stärksten verändere sich das Grundwasser in Regionen, in denen Kohle gefördert werde. So liegen laut dem spendenfinanzierten Recherchenetzwerk sieben der 25 Messstellen mit dem stärksten Grundwasseranstieg in NRW, ebenso sechs der 25 Messstellen mit dem größten Grundwasserverlust - alle in der Nähe von Tagebauen.

Trotz des starken Regens wird sich der Grundwasserstand im Kreis Unna aber wohl nicht so schnell verändern. Das erklärt LANUV-Pressesprecher Wilhelm Deitermann: „Sobald das Pflanzenwachstum beginnt, wird der meiste Niederschlag von den Pflanzen verwertet. Deutlich wird das in diesen Tagen am wieder grün werdenden Rasen. Im Sommer kommt wegen der höheren Temperaturen zusätzlich eine höhere Verdunstungsrate hinzu, so dass hier in der Regel die Aussage gilt, dass eigentlich kaum Grundwasser neu gebildet wird.“

Der Sommer ist also nicht die beste Zeit für die Neubildung von Grundwasser.

Hinzu kommt, sagt Deitermann, dass bei den meisten Bodenbeschaffenheiten keine direkte Wirkung auf das Grundwasser zu erkennen sei, da diese Prozesse langsam ablaufen und teilweise einige Wochen benötigen würden.

Besser könnte es in puncto Neubildung von Grundwasser in der kalten Jahreszeit aussehen, wenn die Pflanzen sich nicht im Wachstum befinden. Um die Grundwasserkörper in NRW wieder auf ein Normalmaß aufzufüllen, brauche es in den Herbst- und Wintermonaten regelmäßige und ausreichende Niederschläge.

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