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Unverschämt zum Praxis-Team: Corona-Tests für Reisende lösen Druck aus
Coronavirus
Beleidigend und unverschämt: Dr. Stephan Wismann hat in seiner Praxis erlebt, dass das Thema Coronatest bei Reisenden viel Druck auslöst. Am Samstag hatte er zur Infektsprechstunde geöffnet.
Schnupfen, Husten, Heiserkeit, dazu die Corona-Pandemie: Mehr Patienten gehen zurzeit zum Arzt. Um die Behandlungszeiten zu entzerren und den Bereitschaftsdienst am Wochenende zu entlasten, hat die Kassenärztliche Vereinigung Westfalen Lippe (KVWL) seit Oktober eine Samstags-Sprechstunde organisiert. Hausarzt Dr. Stephan Wismann (36) ist einer von drei Lüner Ärzten, die sich in diesem Monat daran beteiligen. Er hatte am Samstag (17.10.) von 9 bis 13 Uhr für Infektpatienten geöffnet. Es kamen aber auch andere.
Als „relativ ruhig“ bezeichnet Wismann den Zusatzdienst. „Es kamen nicht so viele Patienten wie erwartet.“ Die meisten hätten sich aufgrund von Symptomen behandeln lassen. Es seien aber auch Patienten ohne Symptome gekommen, die Kontakt zu Corona-Infizierten gehabt hätten und in sensiblen Bereichen tätig seien. Eigentlich ist für sie die Infektsprechstunde nicht gedacht, aber weil „die Leute nicht in Trauben standen“ und alle Hygiene- und Abstandsmaßnahmen gewährleistet waren, habe kein erhöhtes Risiko bestanden. Daher habe Wismann diese Patienten nicht wieder weggeschickt.
„Unfassbar viel Bürokratie“
16 Abstriche habe er an dem Vormittag genommen. Und am Ende mit „unfassbar viel Bürokratie“ zu tun gehabt.
Als „Katastrophe“ bezeichnet Wismann die sich ständig ändernden politischen Vorgaben, zumal die steigenden Fallzahlen zusätzlich den Praxisalltag belasteten. Da nicht alle Praxen Corona-Tests anbieten, verteile sich die Last nur auf einige Schultern. Wismann weist auf seiner Internetseite darauf hin, dass die Testung von Reisenden innerhalb Deutschlands in seiner Praxis auf freiwilliger Basis geschehe. Er habe keinerlei gesetzlich Verpflichtung dazu. Dennoch sei es wiederholt zu Beleidigungen und unverschämtem Verhalten seinem Praxis-Team gegenüber gekommen. „Die Leute verstehen nicht, dass wir keinen Einfluss darauf haben, wann die Ergebnisse vorliegen.“ Auch müssten bestimmte Abläufe eingehalten werden. „Das war am Anfang ganz schwierig“, so Wismann. Es zeige auch, wie viel Druck das Thema auslöse.
Infekt-Sprechstunden im Oktober
Auch an den kommenden Samstagen im Oktober bieten Lüner Ärzte von 9 bis 13 Uhr Infektsprechstunden an: Am 24. Oktober beteiligt sich Dr. Joachim Triebold, Preußenstraße 95, in Lünen-Horstmar. Am Samstag, 31. Oktober, hat Dr. Nurettin Alma, Kurt-Schumacher-Straße 12, ihre Praxis geöffnet. In den Praxen können sich die Patienten mit Husten, Schnupfen, Fieber oder Atembeschwerden nach telefonischer Anmeldung melden. Die KVWL nennt auf ihrer Internetseite unter www.kvwl.de/coronavirus oder telefonisch über den Patientenservice unter der Telefonnummer 116117, an welchen Samstagen welche Praxen in der Region geöffnet haben.
Lünen ist eine Stadt mit unterschiedlichen Facetten. Nah dran zu sein an den lokalen Themen, ist eine spannende Aufgabe. Obwohl ich schon lange in Lünen arbeite, gibt es immer noch viel zu entdecken.
