Mit ihren 22 Jahren ist Loubna El Faouzi die wohl jüngste Unternehmerin in Lünen. 2024 hat sie nach abgeschlossener Ausbildung direkt ihr eigenes Unternehmen gegründet: eine Ein-Frau-Online-Marketing-Agentur. „Man braucht unbedingt den Willen“, sagt sie mit einem strahlenden Lächeln. „Weil ich so viel erlebt habe, habe ich den gehabt. Ich kam aus einem anderen Land, einer anderen Kultur. Ich musste gesellschaftlich gesehen überleben und eben meinen Weg gehen.“
2016 kam Loubna El Faouzi infolge der Weltwirtschaftskrise von 2008 als 14-Jährige gemeinsam mit ihren Eltern aus Spanien nach Siegen. Als sie dort nach ihrem Schulabschluss keinen Ausbildungsplatz fand – und in Siegen hatte sie sich ohnehin gelangweilt, wie sie sagt – zog sie erst nach Hagen, dann nach Dortmund und schließlich – der Liebe wegen – nach Lünen.
„Seit meiner Kindheit bin ich ein sehr neugieriges Mädchen mit einem großen Wunsch, die Welt zu sehen und immer neue Dinge zu erleben“, schreibt sie auf ihrer Homepage. „Ich wollte die Welt verändern oder zumindest die Welt, in der ich lebte.“ Nach ihrer Ausbildung zur Kauffrau für E-Commerce gründete sie also ihr eigenes Business. Unternehmen zu helfen, das volle Potenzial, das Social Media bieten kann, auszuschöpfen, das sei ihre Mission dabei, sagt sie. „Ich strebe danach, maßgeschneiderte Strategien zu entwickeln, um den Umsatz meiner Kunden zu steigern und ihre Marke online zu stärken“, erklärt sie.

Social-Media-Marketing, Google Ads und auch SEO gehören zu ihrem Portfolio. Den Wunsch, selbstständig und nicht für eine Agentur zu arbeiten, hatte sie schon, bevor sie überhaupt ihre Ausbildung begann: „Ich wollte nie im Büro arbeiten, weil ich mich da einfach langweile. Ich langweile mich allgemein sehr schnell und suche immer die besondere Herausforderung. Ich wollte immer mein Leben selbst in der Hand haben und finde es schön, dass ich dafür nur WLAN und Laptop brauche.“ Einen Job haben wollte sie, in dem sie frei ist, der ihr dabei auch noch Spaß macht und bei dem sie im Idealfall genug verdient. Für letzteres ist sie auf einem ganz guten Weg.
„Ich bin jung, habe keine Kinder, kein Haus“, sagt sie. „Keine Verpflichtungen, außer mir selbst gegenüber. Also: Wenn nicht jetzt, wann dann?“ Außer, wenn sie Kundenakquise betreibt, Kunden trifft oder Fotos und Videos aus deren Umfeld produziert, arbeitet sie gerne in den Abendstunden und am Wochenende. „Ich genieße es, unter der Woche etwas zu unternehmen oder shoppen zu gehen, wenn es überall nicht so voll ist“, erzählt sie lachend und fügt hinzu: „Dass man sich die Zeit selbst einteilen kann, ist ein toller Part an der Selbstständigkeit.“
Bei all dem Mut – die Angst, die bei vielen mit der Selbstständigkeit einhergeht, begleitet auch sie: „Was kann ich besser machen, finde ich genug Kunden, wie kann ich es anders machen als die tausend anderen?“ Das sind die Gedanken, die sie mal mehr, mal weniger beschäftigen.
Außerdem sei es oft schwierig, als junge Frau ernst genommen zu werden.
Loubna El Faouzi hat aber für sich eine Strategie gefunden, mit der sie ganz gut fährt: Sie bewirbt sich eigeninitiativ bei vielen verschiedenen Firmen. Eine lange Liste hat sie, die sie nach und nach abarbeitet. Drei bis vier dauerhafte Kunden konnte sie dadurch gewinnen, plus einige, die wechseln. Zudem hat sie sich vorgenommen, die Nachteile größerer Agenturen als ihre Vorteile zu nutzen.
Direkte Ansprechbarkeit und Verfügbarkeit, keine langfristigen Verträge, etwas günstiger zu sein. Und als besonderes Markenzeichen, selbst keine Scheu vor der Kamera zu haben: „Wenn ein Kleinunternehmen kommt, das kein Instagram, kein Facebook hat, dann kann ich sagen ‚ich kümmere mich um alles, ich bau’ das auf‘. Mit eigenem Content. Das machen viele nicht. Die erarbeiten eine Strategie, mehr nicht“, erzählt sie. Denn besondere Freude macht es der Wahl-Lünerin, Marketing-Videos zu drehen, selbst Content zu präsentieren.
Content als Markenzeichen
„Am meisten macht es mir Spaß zu reden, Sachen zu erklären, VLogs zu drehen, die Dinge, die eigentlich Influencer so machen. Aber eben nicht hauptsächlich. Wenn es sich in diese Richtung entwickelt, ist es gut. Aber ich habe immer ein bisschen Angst davor, dass dieser Druck entsteht, den Influencer haben, die fünf Videos am Tag drehen müssen.“
Sie ist froh, dass das Marketing ihre Haupttätigkeit ist, freut sich aber auch, alles aus einer Hand liefern zu können, also auch die Inhalte für die Social-Media-Kanäle.
Den Bruch in ihrem Leben, den sie als 14-Jährige erlebt hat, als sie als Jugendliche neue Freunde finden, eine neue Sprache lernen, eine neue Kultur verstehen musste, hat sie zu ihrem Lebensmotto gemacht: Immer die Komfortzone verlassen, ständig an sich arbeiten, um jeden Tag „ein bisschen besser zu werden“, das hat sich die Jung-Unternehmerin vorgenommen.
Weitere Kunden akquirieren, vielleicht jemanden einstellen, der „den Papierkram“ erledigt und nach und nach ein ganzes Team aufbauen, das sind ihre Vorstellungen für die Zukunft. Außerdem möchte sie perspektivisch die IHK-Prüfung zur Ausbilderin absolvieren. „Mein Traum wäre es, Leute einzustellen, die als Influencer für verschiedene Unternehmer arbeiten möchten, und sie auch auszubilden“, sagt sie. Dass es noch eine Weile dauern könnte, bis sie dafür so weit ist, nimmt sie gelassen. Ihr Kommentar: „Ich habe mich für diesen Weg entschieden, ich werde ihn gehen.“