Egal, ob in Lünen, als Yvonne Schmiegel auf dem Heimweg mit einem Zug kollidierte, oder aber in Dortmund, wo ein BMW-Fahrer zwei Fußgänger erfasste: Wenn es einen Unfall mit verletzten Personen gibt, kommt ein Verkehrsunfallaufnahmeteam (VU-Team), um die Spuren zu sichern.
Seit 2021 ist Tobias Cymek (34) Teil des VU-Teams in Dortmund. Er gibt einen Einblick in die Arbeit an den Unfallstellen: „Wir lassen uns erst mal vom Dienstgruppenleiter in die Unfallstelle einweisen. Er schildert kurz, was passiert ist und was schon gemacht wurde. Oft ist die Feuerwehr schon weg, wenn wir kommen, und wir wissen nicht, was die Feuerwehr vielleicht schon gemacht hat.“
Nachdem das Team von der Einsatzleitung die Informationen bekommen hat, bespricht sich das Team – beispielsweise beim Bahnunfall in Alstedde. „Wo steht der Zug? Wo sind die Hauptkollisionsstellen? Welche Spuren haben wir? Gibt es irgendwelche markanten Punkte, von denen wir schon nach kurzer Zeit sagen können, dass sie ausschlaggebend sind? Zum Beispiel eine Sichtbehinderung oder ein technischer Defekt am Fahrzeug“, erinnert sich der Polizist. Danach teilt sich das Team auf und geht an die Arbeit.
Suche mit Drohnen und GoPro
Zur Spurensuche an den Unfallorten werden unterschiedliche Methoden und Instrumente von den Polizisten eingesetzt. Zum Standardprogramm gehören Spureneinzeichnung, Fotografien und Lichtbilder der Unfallstelle. „Wir haben auch eine GoPro und machen zusätzlich eine Videoaufnahme, damit man sich das auch noch mal als Video anschauen kann. Man sagt, ein Bild sagt mehr als tausend Worte. Ich glaube, ein Video sagt noch mal mehr als ein Standbild“, findet Cymek.
Das sind aber nicht die einzigen Videoaufnahmen, die von der Polizei gefertigt werden. Wenn die Möglichkeit besteht, lassen die Polizeibeamten eine Drohne steigen und erstellen Luftaufnahmen. „Wir können aus den Drohnenbildern mit einer Software ein 3D-Modell auf unseren Computern erzeugen. So können wir die Unfallstelle konservieren und im Nachgang noch mal auf dem PC als 3D-Modell sehen. Dafür haben wir einen spezialisierten 3D-Scanner“, so der 34-Jährige.

Kfz-Meister für Unfallautos
Dementsprechend bevorzugt das VU-Team die Aufnahmen mit der Drohne, da diese auch etwas schneller vor Ort zu machen sind, erklärt Cymek. Wenn die Spuren vor Ort sichergestellt sind, kommt das Team für eine Nachbesprechung zusammen. „Dann wird wieder besprochen, was wir gemacht haben, was noch gemacht werden muss und ob wir noch mal alles durchgehen“, sagt der Polizeibeamte. Danach wird die restliche Arbeit erneut aufgeteilt und weitergearbeitet, bis alle Punkte abgearbeitet und die Spuren gesichert sind.
Neben den Aufnahmen vor Ort gibt es bei der Polizei extra Kfz-Meister, die sich auf die Unfallfahrzeuge spezialisiert haben und diese unter die Lupe nehmen. Sie versuchen, wenn möglich, die digitalen Spuren der Fahrzeuge sicherzustellen.

Tagelange Nachbereitung
Wenn alle Daten erhoben und alle Spuren gesichert sind, fährt das VU-Team zurück zur Dienstelle. An der Unfallstelle in Alstedde waren die Beamten laut eigenen Angaben drei bis vier Stunden im Einsatz. Auf der Dienststelle werden die Spuren analysiert und alles in Berichten festgehalten. „Es wird auch geschaut, ob wir digitale Daten bekommen haben, und wenn ja, was wir davon verwenden können“, sagt Cymek.
Arbeiten im Schichtdienst
All diese Arbeiten und das Analysieren der Daten sind nicht in einer Schicht oder einem Tag möglich. Dementsprechend arbeitet das VU-Team in verschiedenen Schichten. Die Nachbereitung von Unfällen kann mehrere Tage dauern, je nachdem, wie aufwendig die Arbeit und wie groß die Datenmenge ist. „Wir haben schon Unfälle bearbeitet, an denen wir fünf, sechs, sieben Tage gearbeitet haben.“
Seine Tätigkeit bei der Polizei kann er nur jedem empfehlen, der eine andere Sichtweise auf Unfälle bekommen möchte.