Übergriffe und Beleidigungen auch im Klinikum Lünen-Werne Besonders oft in der Notaufnahme

Übergriffe auch im Klinikum Lünen-Werne: Besonders in der Notaufnahme
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Mehr Sicherheit in Krankenhäusern fordert Peter Robbert vom Ärzteverband Marburger Bund angesichts steigender Zahlen von Gewalt. Das Thema ist Alltag im Klinikum Lünen-Werne. Einen Sicherheitsdienst gibt es im St. Marien Hospital Lünen, das mit dem St. Christophorus Krankenhaus Werne zum Klinikverbund gehört, bereits seit neun Jahren. Er soll besonders nachts den Klinik-Beschäftigten zur Seite stehen. Die Wachleute sind bis heute im Einsatz.

Vor allem in der Zentralen Notaufnahme erlebt das Personal Beleidigungen und Übergriffe, erklärt Kliniksprecherin Paula Klein auf Anfrage der Redaktion. Denn hier kommt einiges zusammen: Menschen, die sich in einer Ausnahmesituation befinden und nicht verstehen, warum sie länger warten müssen. Die Notaufnahme arbeitet nach dem sogenannten „Triage-System“. Patienten werden nach dem Schweregrad ihrer vermuteten Erkrankung behandelt. Für Menschen, denen es ebenfalls schlecht geht, sei das nicht immer nachvollziehbar, so Paula Klein. Zudem spielten oft Drogenkonsum oder Alkohol eine Rolle.

Doch auch auf den Stationen müssen sich Mitarbeitende einiges gefallen lassen. „Einige Menschen reagieren mit Gewalt und Aggression, wenn sie verwirrt oder verunsichert sind. Die Auslöser dieser zeitlichen und räumlichen Verwirrtheit können beispielsweise eine Erkrankung, die Reaktion auf Medikamente oder das Alter sein“, erläutert Paula Klein.

Sitzecke in Notaufnahme
Die Notaufnahme gilt als kritischer Bereich. © Quiring-Lategahn

Hausverbot ausgesprochen

Zahlen zu Gewalt im Krankenhaus werden am Klinikum Lünen-Werne nicht erfasst. Insofern ist nicht auszumachen, ob es immer mehr Übergriffe gibt. Aber schon vor neun Jahren war davon die Rede, dass Mitarbeitende bespuckt, beleidigt, bedroht und belästigt wurden. Damals sind bauliche Veränderungen in der Notaufnahme vorgenommen worden: Türen, die sich nur per Chip öffnen lassen und ein Panikraum, in den sich Mitarbeitende zurückziehen können. Im vergangenen Jahr ist dreimal ein Hausverbot gegen Patienten verhängt worden.

Dass von den über 2000 Beschäftigten des Klinikums Lünen-Werne jemand wegen der Übergriffe seinen Beruf aufgegeben hat, ist bisher laut Paula Klein noch nicht vorgekommen. Insbesondere in den kritischen Bereichen wie der Zentralen Notaufnahme erhielten Mitarbeitende Deeskalationstraining, um aufgebrachte Patienten und Angehörige zu beruhigen.

Auch in diversen Fachweiterbildungen lerne das Personal zudem den Umgang mit Patienten in Ausnahmesituationen, wie nach Krankheitsdiagnosen, bei Verwirrtheit oder Demenz. „Wenn die Mitarbeitenden die Situation nicht klären können oder es zu weit geht, kann der Sicherheitsdienst und im nächsten Schritt die Polizei gerufen werden“, so Paula Klein.