Überschwemmungen, Orkanböen und Co. Wie sich die Feuerwehr auf starke Unwetter vorbereitet

Von Tim Pree
Überschwemmungen, Orkanböen und Co.: Wie sich die Feuerwehr auf starke Unwetter vorbereitet
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Hitzewellen führen meist im Nachgang zu starken Unwetterereignissen. Der Klimawandel trägt zudem zu heftigeren und vermehrten Unwettern bei. Die Feuerwehren in Lünen, Werne und Selm haben in solchen Situationen strikte Abläufe und bereiten sich schon im Vorfeld darauf vor.

Wie informiert sich die Feuerwehr über aufkommende Unwetter und wird schließlich alarmiert?

Tobias Tenk (Sprecher der Feuerwehr Werne): „Die Kreisleitstelle alarmiert die Feuerwehr innerhalb eines Gebietes. Insgesamt erhalten alle Leitstellen die Informationen des Deutschen Wetterdienstes (DWD). So kann je nach Wetterlage reagiert werden. Die konkrete Alarmierung läuft weiterhin über die Notrufnummer 112. Bei Informationen über eine erhöhte Wetterlage, am Vortag oder bei hohen Meldezahlen der Bürgerinnen und Bürger wird bei uns ein sogenannter Unwetter-Client hochgefahren. Alle Meldungen der Leitstelle können dann direkt von den Feuerwehrkräften eingesehen und selbst disponiert werden. Somit ist die Leitstelle für andere Notfälle entlastet.“

Alexander Dziezeck (Pressesprecher der Stadt Lünen): „Bei größeren Unwetterlagen tritt der ´Feuerwehrstab´ zusammen. Der Stab koordiniert und priorisiert die Einsätze. Somit kann flexibler auf die Einsätze reagiert und die Ressourcen besser verteilt werden.

Wie bereitet sich die Feuerwehr ganz konkret vor?

Tobias Tenk: „Der Gerätewart hat immer alle Geräte vorbereitet. Der Umgang wird jeder Feuerwehrkraft in der Grundausbildung beigebracht. Alle Fähigkeiten, die unsere Feuerwehrkräfte in der Grundausbildung erlernen, beinhalten auch den Umgang mit Unwettersituationen. Besonders dafür wird der Umgang an der Kettensäge gelehrt, um Äste oder Bäume zu beseitigen. Bei Unwetterkatastrophen wie starken Überflutungen wird das Technische Hilfswerk (THW) zur Hilfe gerufen, das über größere und leistungsfähigere Einsatzmittel verfügt.“

Alexander Dziedeck: „Bei Unwettern steht immer eine Einheit bereit, die sich um andere Einsätze, wie z.B. Wohnungsbrände kümmern kann.“

Markus Groppe (Leiter der Freiwilligen Feuerwehr Selm): „Wir sind mit Stromaggregaten ausgerüstet, damit wir bei Stromausfälle die Instandhaltung unserer System und die Kommunikation mit den Bürgerinnen und Bürgern zur weiteren Lebensrettung gewährleisten können.“

Viel Arbeit hatten die Feuerwehr bei Sturm Friederike in Lünen, hier an der Ernst-Becker-Straße.
Viel Arbeit hatten die Feuerwehr bei Sturm Friederike in Lünen, hier an der Ernst-Becker-Straße. © Goldstein

Was sind typische Einsätze?

Insgesamt gleichen sich die Einsätze bei jeder Feuerwehr. Die Einsatzkräfte entfernen herabfallende Äste, entwurzelte Bäume oder umgefallene Straßenschilder sowie Strom- und Telefonmasten, die auf Straßen, Autos oder Häuser gefallen sind. Durch starke Windböen können Dachziegel herabfallen, ganze Häuser abgedeckt werden oder Gegenstände wie z.B. schlecht gesicherte Baustellenteile oder Mülltonnen herumfliegen, die von der Feuerwehr beseitigt werden, bevor diese größeren Schaden anrichten. Starker, lang anhaltender Regen führt zu vollgelaufenen Kellern oder überflutet Straßen bei verstopften Gullys, welche die Feuerwehr befreit. Keller müssen zudem oft mit Tauchpumpen ausgepumpt werden.

Tobias Tenk: „Die Hauptaufgabe der Feuerwehr ist es, die Gefahr abzuwenden und die Bürgerinnen und Bürger als auch kritische Infrastrukturen wie z.B. Krankenhäuser zu sichern. Gleichzeitig können die Menschen etwa für starke Regenfälle Vorsorge betreiben und sich beispielsweise eine Flutbox zulegen. Bei dieser handelt es sich um ein Paket aus Rohren und einer kleinen Tauchpumpe, die für erste Handlungsmaßnahmen und bis zum Eintreffen der Feuerwehr größeren Schaden verhindern kann.

Was sind die Herausforderungen?

Tobias Tenk: „Auch unsere Kapazitäten und die Verteilung unserer Ressourcen kommen bei hoher Auslastung an die Grenzen und müssen gut koordiniert werden. Auch die Sicherheit der Feuerwehrkräfte ist eine große Herausforderung. Verpflegung und Erholung müssen beachtet werden, was bei einer sehr hohen Auslastung der Feuerwehrkräfte schwer zu koordinieren ist.“

Alexander Dziedeck: Die größte Herausforderung ist die hohe Anzahl an Einsätzen. Bei starkem Unwetter bis hin zu Unwetterkatastrophen erhält die Feuerwehr eine Vielzahl von Anrufen, die je nach Fall priorisiert werden müssen. Somit werden immer erst die Einsätze priorisiert, die eine unmittelbare Gefahr für Menschenleben darstellen. Schwierig ist es nur, zwischen allen Anrufern und mit Hinblick auf die Kapazitäten der Wache, die wichtigsten Einsätze zu priorisieren.“

Feuerwehrleute pumpen Wasser aus einem durch Starkregen überfluteten Haus.
Feuerwehrleute pumpen Wasser aus einem durch Starkregen überfluteten Haus. © picture alliance / dpa

Ist die Anzahl der Einsätze bei Unwetter durch den Klimawandel gestiegen?

Alexander Dziedeck: „Mittlerweile kann von mehrmals im Jahr gesprochen werden und nicht mehr in Abstand von einigen Jahren. An Zunahme gewinnen vor allem Vegetations- und Waldbrände, bedingt durch anhaltende Trockenheitsperioden und Hitzewellen mit geringem Niederschlag. Dabei kommt es auch zu vermehrten und längeren Einsätzen. Ein Trend, der nur auf Lünen zutrifft, ist dies nicht. Es handelt sich dabei um einen Bundesweiten Trend.“

Tobias Tenk: „An der Herangehensweise hat sich nichts geändert. Nur die Häufigkeit der Einsätze ist gestiegen.“