Zwei Jahre nach dem verheerenden Brand der Turnhalle der Viktoriaschule am zweiten Weihnachtstag 2022 schreiten die Sanierungsarbeiten aktuell weiter voran. Das Feuer musste damals bis in die frühen Morgenstunden des Folgetages gelöscht werden und hinterließ eine nicht mehr benutzbare Turnhalle. Sogar das Dach war einsturzgefährdet. Die Stadt Lünen und die Politik hatten sich nach dem Brand für eine Sanierung statt eines kompletten Neubaus entschieden, da die Versicherung die Kosten für die Sanierung übernimmt und somit keine Belastung für den Haushalt entsteht.
Nach zwei Jahren seien dabei grundlegende Sanierungsarbeiten schon fertig. „Dazu gehören unter anderem Dachdeckerarbeiten, Fensterarbeiten, Fassadenarbeiten und Estricharbeiten. Aktuell laufen Fliesenarbeiten, Malerarbeiten sowie die Elektro- und Sanitär-Feininstallation“, antwortet Daniel Claeßen, Pressesprecher der Stadt Lünen, auf Anfrage der Redaktion.
In welchem Preisrahmen sich die aktuellen Arbeiten befinden, könne der Stadtpressesprecher nicht beantworten. „Die Kostenübernahmen von Teilleistungen sind noch in Abstimmung mit dem Versicherungsgeber, weshalb hier noch keine endgültige Aussage getroffen werden kann“, sagt Claeßen.
Gründe für die Verzögerung
Nachdem im Laufe der Jahre bereits zweimal das Fertigstellungsdatum verschoben wurde, halte man am neuen, geplanten Termin, dem 28. Februar 2025, weiterhin fest, so Daniel Claeßen. Mehrere Gründe führten bereits dazu, dass sich die Fertigstellung der Turnhalle an der Augustastraße verzögert.
Einer davon ist die Fehleinschätzung eines Sachverständigers gewesen. Nachdem im September 2023 mit den Sanierungsarbeiten begonnen wurde, war die Fertigstellung bis zu den Sommerferien 2024 geplant. So hätten die Schülerinnen und Schüler zum Schuljahr 2024/2025 die Turnhalle beziehen können. Im Verlauf der Arbeiten wurde jedoch deutlich, dass der Gutachter der Versicherung, die für den Schaden aufkommt, die Bausubstanz falsch eingeschätzt hat.

Entgegen den ursprünglichen Einschätzungen des Sachverständigen war es erforderlich, auch Prallwände, Putz, Elektroinstallationen, Sanitär- und Heizungsleitungen, Bodenbeläge sowie Fliesenspiegel vollständig zurückzubauen. „Erst mit dem schrittweisen Ausräumen der Brandlasten im Hallenbereich wurden die Schäden an der verbauten Substanz sichtbar“, erklärte dazu Matthias Brüning, Betriebsleiter der Zentralen Gebäudebewirtschaftung Lünen, damals. Zwar sollte ursprünglich der Dachstuhl in Teilen erhalten bleiben, aber auch das sei am Ende nicht mehr möglich gewesen. Das neue Fertigstellungsdatum sollte der Oktober 2024 sein.
Allerdings konnte auch dieser Termin nicht eingehalten werden. Nachdem Ende August Fenster eingebaut wurden, sollten Elektro-, Heizungs- und Sanitärarbeiten beginnen. Das Problem dabei seien die verlängerten Lieferzeiten gewesen. So dauerte es wohl 35 Wochen für die Lieferung der Brandschutztüren und Sporthallentore sowie 27 Wochen für die Prallwände. Das führte demnach zu Verzögerungen der Bauarbeiten und dem neu gesetzten Fertigstellungsdatum, dem 28. Februar 2025.
ZGL-Betriebsleiter Brüning versicherte schon mehrmals in der Vergangenheit, dass die Fertigstellung der Turnhalle der Viktoriaschule innerhalb der ZGL höchste Priorität habe: „Wir wissen, wie wichtig das Gebäude nicht nur für die Schule, sondern auch für die Sportvereine ist. Deshalb ist es für uns umso ärgerlicher, dass es überhaupt zu den Verzögerungen gekommen ist.”
Ausweichsportstätten nötig
Seit knapp zwei Jahren nun müssen Schülerinnen und Schüler sowie Sportvereine auf alternative Sportstätten ausweichen. Die erste Notlösung war die Rundsporthalle der Geschwister-Scholl-Gesamtschule. Für beide Schulen fand der Sportunterricht allerdings in geringerem Umfang statt. Derzeit finde der Sportunterricht in der Osterfeldhalle statt, die sich die Viktoriaschule mit der Leoschule teilt, so Claeßen. Für die Schülerinnen und Schüler bedeutet dies zusätzliche Fahrtzeiten, da die Halle nicht in direkter Nähe zur Viktoriaschule liegt.
Auch außersportliche Veranstaltungen der Viktoriaschule, wie Einschulungen oder Zirkusprojekte, mussten nach dem Brand anderweitig organisiert werden.

60 Kräfte bekämpften Flammen
Als am Abend des 26. Dezember 2022 ein Brand in der Turnhalle der Viktoriaschule ausbrach, rückten rund 60 Einsatzkräfte aus verschiedenen Löschzügen aus. Dichter Rauch und Flammen hatten den Innenbereich der Halle erfasst. Aufgrund der Einsturzgefahr des Dachs konnte die Feuerwehr nur von außen löschen. Erst am nächsten Morgen um 7 Uhr war der Einsatz beendet und die Kräfte rückten ab.
Die Polizei ging von Brandstiftung aus, nachdem Spuren wie ein eingeschlagenes Fenster, eine aufgestellte Europalette und Hebelmarken entdeckt wurden. Nur drei Tage später musste die Feuerwehr erneut zur Turnhalle der Viktoriaschule ausrücken. Dieses Mal brannte es in einer Zwischendecke im Dachbereich, wie die Stadt Lünen in einer Pressemitteilung mitteilte. „Nachlöscharbeiten können sich nach Bränden dieser Größenordnung über mehrere Tage hinziehen“, erklärte Tim Kewitz, stellvertretender Leiter der Feuerwehr Lünen damals.
Ob der Fall inzwischen aufgeklärt wurde, ist noch unklar. Dazu konnte die Polizei Dortmund auf Anfrage der Redaktion am 27. Dezember 2024 keine weitere Auskunft geben.