Trotz Notfalls kam kein Rettungswagen Lünerin fühlt sich von Rettungsdienst alleingelassen

Kein Rettungswagen: Lünerin fühlt sich von Rettungsdienst alleingelassen
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Das Wichtigste in Kürze:

  • Eine Frau aus Lünen berichtet, dass der Rettungsdienst bei ihrem Notfall, trotz hohen Blutdrucks, zunächst nicht ausgerückt ist.
  • Nach dem Rat der 116 117 und einem weiteren Anruf bei der 112 wurde schließlich ein Rettungswagen entsandt; die Frau wurde eine Woche im Krankenhaus behandelt und später für eine Herzoperation verlegt.
  • Ein ähnlicher Fall aus Unna, bei dem der Rettungsdienst nicht sofort ausgerückt ist, brachte die Frau dazu, ihre Geschichte zu erzählen.
  • Die Frau hat ihr Vertrauen in die 112 verloren, lobt aber die freundliche Behandlung durch das Rettungsdienstpersonal.
  • Der Kreis Unna bezeichnet solche Zwischenfälle als Einzelfälle, die sorgfältig aufgearbeitet werden.

Erst kürzlich hatte in Unna eine 33-Jährige Frau den Rettungsdienst unter 112 gerufen, weil sie unter Atemnot und Schmerzen in Bauch und Unterleib gelitten habe. Doch anstelle eines Rettungswagens bekam die Junge Frau den Rat, sich an die 116 117 und den eigenen Hausarzt zu wenden. Daraufhin ließ sich die Unnaerin von ihren Eltern in ein Krankenhaus einliefern. Die Diagnose: eine akute Nierenentzündung.

Diese Geschichte hat eine Frau aus Lünen an ihre eigenen Erfahrungen mit dem Rettungsdienst in Unna zurückdenken lassen. Es ist Ende 2020: Die Lünerin hatte eine schlimme Nacht hinter sich, fühlte sich unwohl. Am Morgen kam der Pflegedienst, der ihr täglich beim Anziehen ihrer Stützstrümpfe hilft. „Ich muss wohl einen elenden Eindruck gemacht haben“, schildert die Frau im Gespräch mit uns.

„Nicht abwimmeln lassen“

Die Dame nahm daraufhin ihren Blutdruck. Das Ergebnis: 170/90/85. „Das werde ich nie vergessen. Diese Höhe des Blutdrucks ist für mich außergewöhnlich hoch“, schildert sie. Sie sei niemand, der schnell um Hilfe bitte, aber in diesem Fall sei es dringend nötig gewesen. Daraufhin rief sie die 112 an und bat um einen Rettungswagen. Doch stattdessen sei ihr gesagt worden, dass ein derartiger Blutdruck normal sei und man dafür nicht rauskomme, erinnert sie sich.

Daraufhin rief die Lünerin die 116 117 an.

Dort riet man ihr, es noch einmal bei der 112 zu versuchen und „sich nicht abwimmeln zu lassen“. Erst dann, so erzählt es die Dame, sei ein Rettungswagen ausgerückt und habe sie in ein umliegendes Krankenhaus eingeliefert. Eine Woche lang wurde die Lünerin stationär in dem Krankenhaus behandelt, bevor sie für eine Operation am Herzen in eine weitere Klinik verlegt wurde. Zwischenzeitlich sei sogar die Rede von einem Herzschrittmacher gewesen. Erst durch die Verödung eines Nervs habe sich ihr Zustand wieder normalisiert.

Vertrauen in 112 verloren

„Dass ich keinen Schlaganfall bekommen habe, darüber wundere ich mich bis heute“, sagt die Lünerin. „Da soll man die 112 lieber einmal mehr anrufen als wenn es zu spät ist, aber darüber kann ich nur den Kopf schütteln.“ Für die Sanitäter, die auf den Rettungswagen im Einsatz sind, für die ist die Lünerin voll des Lobes: immer freundlich, immer mit tröstenden Worten. Aber wie sie durch die Rettungsleitstelle behandelt worden sei, das lässt sie bis heute fassungslos zurück.

Wieso kommt es bei der Rettungsleitstelle Unna scheinbar immer wieder zu derartigen Vorfällen? Wir haben dazu beim zuständigen Kreis Unna nachgefragt. „Grundsätzlich kann nicht von ‚immer‘ die Rede sein. Sollte es sich in belegbaren Fällen um eine Fehleinschätzung handeln, werden diese Einzelfälle sehr gründlich aufgearbeitet“, erklärt Leonie Joost, Pressesprecherin des Kreises Unna, auf Anfrage.

Nicht jeder Anruf unter 112 sei auch wirklich ein Notfall, sagt sie: „Zu berücksichtigen ist, dass sich die Leitstelle bei rund 50.000 Anrufen im Jahr (2022) immer häufiger auch mit Anrufen befassen muss, die beim Rettungsdienst nicht richtig adressiert sind und den Betrieb zeitweise erheblich belasten.“

Wie genau die Situation damals bei der Lünerin war, lässt sich für den Kreis nicht mehr zurückverfolgen. „Wir können den Fall aus 2020/2021 nicht nachverfolgen, da Anrufe in der Rettungsleitstelle nur ein halbes Jahr gespeichert werden dürfen“, so Joost.

Hinweis der Redaktion: Dieser Artikel erschien ursprünglich am 22. April 2024.