Cäcilia Ebel fand die richtigen Worte. Wenn sie bei Sterbenden wachte, im Trauercafé mit Angehörigen sprach oder Briefe formulierte. Sie waren persönlich, berührend oder tröstend. In jedem Fall einzigartig. So wie Cäcilia Ebel selbst. Am 21. Dezember ist die Mitbegründerin des Lüner Hospizvereins im Alter von 78 Jahren gestorben. Jahrelang litt sie an einer schweren Krankheit, die ihr vieles abverlangte. Sie starb im St. Rochus Hospital in Castrop-Rauxel.
Wie sie es sich für andere immer gewünscht hat, war sie nicht allein. Dr. Hermann Opgen-Rhein, Seelsorger am St. Marien Hospital Lünen, war an ihrer Seite. Er hielt am 4. Januar einen bewegenden Trauergottesdienst in St. Norbert. Die Anteilnahme war groß. Viele Lüner wollten einer Frau die letzte Ehre erweisen, die unzähligen Menschen in schweren Stunden Kraft geben konnte.
Ihre eigene Kraftquelle war der tiefe Glaube an einen barmherzigen Gott. Dass nach dem Tod etwas Wunderbares warte, davon war sie fest überzeugt. Diese Gewissheit konnte sie auch Sterbenden mitgegeben und ihnen die Angst vor dem Unbekannten nehmen. Dazu brauchte sie nicht viele Worte. Manchmal sei am Sterbebett auch Schweigen wichtiger als Reden, hatte sie einmal gesagt. Wichtig war ihr immer, dem Anderen genau das geben zu können, was er in dieser Situation gerade brauchte.
Für Cäcilia Ebel war Sterbebegleitung „eine Herzensangelegenheit und eine ehrenvolle Aufgabe zugleich, ein letzter Dienst an sterbenden Menschen“, wie sie einmal formulierte. Ihr Einsatz wurde im Februar vergangenen Jahres mit dem Ehrenamtspreis der Stadt Lünen gewürdigt. In der Dankesrede stellte sie die Arbeit des Hospizvereins in den Mittelpunkt. Ihre Worte hallten noch lange nach.
22 Jahre Ordensfrau

Cäcilia, so heißt die Patronin der Kirchenmusik. Die Eltern hatten für ihr einziges Kind diesen Namen gewählt. Cäcilia Ebel hat gerne gesungen, war im Kirchenchor St. Norbert, liebte Opern sowie klassische Musik. CDs füllten einen ganzen Schrank in ihrer Wohnung. „Es gibt keine Zufälle“ war der Leitspruch ihres Lebens. Zufällig war ihr Name nicht, vieles andere auch nicht.
Aufgewachsen in einem katholischen Elternhaus, kam Cäcilia Ebel früh mit der Kirche in Kontakt. Die Atmosphäre dort habe sie immer fasziniert, hatte sie einmal erklärt. Sie kannte sich in der Bibel aus und wählte für jeden Tag einen stärkenden Spruch. Nach einer Ausbildung zur Krankenpflegerin im St. Marien Hospital Lünen ging sie ins Kloster und war 22 Jahre lang Ordensfrau der Kongregation der Barmherzigen Schwestern vom Hl. Vincenz von Paul in Paderborn. In dieser Zeit arbeitete Cäcilia Ebel als Stationsleitung in verschiedenen Krankenhäusern.
Dann merkte sie, dass dieser Weg für sie nicht mehr richtig war. Sie schrieb einen Brief nach Rom und kehrte zurück nach Lünen. Mit 45 Jahren begann sie wieder im St. Marien Hospital Lünen und wechselte 1994 als stellvertretende Pflegedienstleitung an das Evangelische Krankenhaus Castrop-Rauxel.
Offen und modern
Cäcilia Ebel gehörte zu den Gründungsfrauen, die 1997 den ambulanten Hospizverein ins Leben riefen. Ehrenamtliche Mitarbeitende schenken Sterbenden Nähe und Zeit. Im Trauercafé sind sie für Angehörige da und an Grundschulen mit dem Projekt „Hospiz macht Schule“ präsent. Gemeinsam mit Elisabeth Wilhelm und weiteren Unterstützern hat Cäcilia Ebel im St. Marien Hospital Sitzwachen bei Sterbenden angeboten. „Sie war sehr offen und modern, hat überall das Gute gesehen und Menschen aufgebaut“, sagt Elisabeth Wilhelm über die Verstorbene.
Das Leben endet, die Erinnerung nicht: Mit der Serie unvergessen möchten wir Geschichten erzählen, die das Leben geschrieben hat – und zwar über ganz gewöhnliche Menschen. Ganz gleich, ob sie vor kurzem oder bereits vor einigen Jahren verstorben sind. Möchten Sie uns und unsere Leser an Ihren Erinnerungen teilhaben lassen? Mit uns Menschen gedenken, die für immer in Ihren Herzen sind? Dann melden Sie sich per Mail an luenen@ruhrnachrichten.de.
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