Trauer um Bildhauer Reinhold Schröder (†91) Sein Werk ist über Lünen hinaus anerkannt

Trauer um Bildhauer Reinhold Schröder: Werke international geschätzt
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Die Baskenmütze gehörte zu ihm. Reinhold Schröder trug sie bis zuletzt. Der in Lünen geborene Bildhauer ist am 1. Februar im Alter von 91 Jahren in seiner Heimatstadt gestorben. Sein Vermächtnis sind seine bedeutenden, künstlerischen Werke, mit denen er weit über die Stadtgrenzen hinaus auch international Anerkennung fand. In Lünen gestaltete er den Brunnen am Rathaus. In seiner ursprünglichen Form, die sich heute lediglich auf ein Wasser- und Windspiel konzentriert, hatte ihn Schröder einmal als seine wichtigste Arbeit in Lünen bezeichnet.

Bekannt sind seine bronzenen Figuren auf dem Marktplatz in Lünen-Gahmen, die sich spiralförmig um eine Linde gruppieren. Schröder spielt damit auf die Entwicklung des Ortsteils, aber auch auf die Abhängigkeit des Menschen von der Natur und seine Verantwortung an. Reinhold Schröder gestaltete den Bronzefries für die Tür des Ratssaals im Lüner Rathaus. Nicht von ungefähr wählte er für diesen Ort die Darstellung der Tugenden Gerechtigkeit, Tapferkeit, Klugheit und Maß.

„Seine Haltung zeigt sich in seiner Kunst“, sagt Dr. Wingolf Lehnemann, ehemals Leiter des Lüner Museums, über Reinhold Schröder. Lehnemann hat gemeinsam mit Kunsthistorikerin Petra Mecklenbrauck das Werk des Lüner Bildhauers in einer Museumsschrift gewürdigt. „Zurückhaltend wie er war, hat er sich immer wieder in Lünen eingebracht“, erinnert sich Lehnemann. Als wesentliche Arbeit bezeichnet er den 1997 von Schröder als Denkmal gestalteten ehemaligen jüdischen Friedhof an der Münsterstraße/Goethestraße. Er ist nur einen Steinwurf von dem Ort entfernt, wo Schröder seine Kindheit verbrachte. Wirkungsvoll ist die Eingangssituation mit Steinstelen und einer bronzenen Schranke, die von einem Davidstern gehalten wird.

Brunnen vor dem Rathaus
Den Brunnen vor dem Rathaus hat Reinhold Schröder entworfen. Seine Konzeption war allerdings umfangreicher. Sie wurde in konzentrierter Form umgesetzt und später weiter reduziert. © Goldstein
Figurengruppe auf dem Marktplatz in Gahmen.
Reinhold Schröder gestaltete auch die Figurengruppe auf dem Marktplatz in Gahmen. © Goldstein

Kulturpreis der Stadt Lünen

Nachdenklich und reflektiert, aber auch weltoffen blickte Reinhold Schröder auf das Leben. Er galt als charismatisch. 2008 ist er mit dem Kulturpreis der Stadt Lünen geehrt worden. „Das künstlerische Werk Reinhold Schröders zeichnet sich durch kraftvolle Darstellung von religiösen und profanen Themen in überzeugender gegenwartsbezogener Formensprache aus“, hieß es in der Begründung der Jury unter Vorsitz von Dr. Wingolf Lehnemann. Unsichtbares sichtbar zu machen, sei sein Anspruch gewesen.

Reinhold Schröder hat viele sakrale Orte gestaltet, darunter den Altarraum von St. Gottfried in Lünen-Wethmar, den der Herz-Jesu-Kirche in der Stadtmitte wie auch die Kapelle des St. Marien Hospitals. Für die Antoniuskapelle der Pfarrei Cappenberg in Werne-Langern schuf er die Bronzeplastik des Heiligen Antonius. Intensiv setzt er sich stets mit den Figuren und ihrer Geschichte auseinander, um Plastiken von starker Ausdruckskraft schaffen zu können. Seine Werke finden sich beispielsweise auch in Datteln, Dorsten, Dortmund, Essen, Fulda, Hamm, Hannover, Berlin sowie in London und im Vatikan in Rom.

Denkmal an der Münsterstraße
Das Denkmal an der Münsterstraße in Erinnerung an den ehemaligen jüdischen Friedhof hat Reinhold Schröder gestaltet. © Hegert

Meisterschüler in Düsseldorf

Sein Vater hatte das künstlerische Potential von Reinhold Schröder erkannt und gefördert. Zunächst lernte Schröder im elterlichen Betrieb den Beruf des Steinmetzes. Er schloss seine Ausbildung mit der Meisterprüfung als Steinmetz und Bildhauer ab. Nach dem Besuch der „Werkkunstschule Dortmund, der heutigen Fachhochschule, ging er zur Kunstakademie nach Düsseldorf, wo er 1957 zum Meisterschüler ernannt wurde, was wie eine Promotion gewertet wurde. Reinhold Schröder richtete sich ein eigenes Atelier in Düsseldorf ein, um als freischaffender Bildhauer tätig zu sein.

Im Januar 1959 heiratete er Gisela Schröder-Dortmann. Noch vor wenigen Wochen konnten beide auf das eiserne Ehejubiläum zurückblicken. Vor 65 Jahren errichtete Reinhold Schröder ein Atelier in Lünen. Durch viele Aufträge und gewonnene Wettbewerbe konnte er von seiner Kunst leben. Bis zu seinem Tod blieb er seiner Heimatstadt treu. Dennoch war er gerne unterwegs. Reisen führten ihn nach Spanien, Marokko, Griechenland, Russland oder Island. Reinhold Schröder war vielseitig interessiert und verfolgte das politische Weltgeschehen. Zu seinem Leben gehörten Katzen, Hunde, Tauben, Hühner, Schafe und Pferde.

Bronzefries vor der Tür des Ratssaals.
Bildhauer Reinhold Schröder (l.) vor dem restaurierten Bronzerelief an den Türen des Ratssaals. Es stellt die Tugenden Gerechtigkeit, Tapferkeit, Klugheit und Maß dar. © Stadt Lünen

Letzte Wochen im Hospiz

Die Wochen vor seinem Tod verbrachte der Bildhauer im Lüner Hospiz. Bis zuletzt pflegte er eigene Vorstellungen der Raumgestaltung. Dass man im Hospiz auf diese Wünsche einging, hat die Familie mit Dank erfüllt.

Die Beisetzung fand im engsten Familienkreis statt. Um Reinhold Schröder trauern seine Frau Gisela (87), Sohn Stephan (63), Tochter Barbara (62) sowie vier Enkel und vier Urenkel.