Langweilige Theoriestunden gab es bei Fahrlehrer Johann Schmidt nicht. Wer bei ihm in die Fahrschule an der Bebelstraße 133 in Lünen-Süd ging, wurde auf unterhaltsame Art auf den Straßenverkehr vorbereitet. Mit seinem bayrischen Akzent und seinen Späßen war Johann Schmidt beliebt. Seinen Humor hat er sich bis zum Schluss bewahrt, wie seine Frau Hildegard berichtet. Am 12. August ist Johann Schmidt nach kurzer, schwerer Krankheit in einer Dattelner Klinik gestorben. Er wurde 85 Jahre alt.
Noch auf dem Krankenhausparkplatz sei er von einem ehemaligen Fahrschüler angesprochen worden. Das kam immer wieder vor. Denn Johann Schmidt war allseits bekannt und geschätzt. In der Fahrschule Mauerhöfer in Lünen hatte er zunächst als Fahrlehrer gearbeitet, bevor er sich 1971 selbstständig machte und die Fahrschule Adam in Lünen-Süd übernahm. Damals meldeten sich etwa 100 Kunden pro Jahr an, um sich bei ihm auf die Prüfung vorzubereiten.
Einer von ihnen war Peter Ernst Braun, der sowohl Auto- als auch Motorradfahren lernte. „Wer bei ihm den Führerschein gemacht hat, kannte alle Pommesbuden in der Umgebung“, erinnert er sich. Braun nennt ihn einen „Pfundstypen“, der mit seiner gemütlichen Art und vielen Späßen für gute Laune gesorgt habe. In den Prüfungen habe er beruhigt und getröstet und den Prüfer auch schon mal abgelenkt. War seine Frau Hildegard gerade nicht im Raum, habe er die neusten Geschichten ihrer Fahrkünste zum Besten gegeben. „Dafür gab es dann immer lautstarke Schimpfe. Einfach ein cooler Typ“, schreibt Braun auf Facebook.

Einzigartiger Fanclub
Immer an seiner Seite, bis zuletzt im Krankenhaus, war seine Frau Hildegard. 62 Jahre waren die beiden verheiratet. Seine Scherzchen auf ihre Kosten kommentiert sie: „Ich wusste ja, wer das sagt.“
Einzigartig war der „Fanclub Johann Schmidt“. Den hatte eine Gruppe von Frauen gegründet, die bei ihm im Alter von 30 Jahren 1979 die Führerscheinprüfungen abgelegt hatten. Den Kontakt zu ihrem liebenswürdigen Lehrer wollten sie nicht abreißen lassen. Der Fanclub traf sich jeden Monat in einer Gaststätte und machte auch Ausflüge – bis nach Mallorca. „Im Flugzeug ist der Fanclub Schmidt sogar an Bord begrüßt worden“, erinnert sich Hildegard Schmidt.
Bis zuletzt saß Johann Schmidt selbst am Steuer. Seine Fahrschule hat er 2005 an Lars Blazejewski übergeben und sich mit 65 Jahren zur Ruhe gesetzt. Obwohl er in Henrichenburg lebte, war er im Herzen ein Lüner. Er gehörte zwischenzeitlich zur Kolpingsfamilie Lünen-Süd und sang im Männergesangsverein der Kirche. „Sein Leben war in Lünen. Es war eine tolle Zeit“, sagt seine Frau.
Johann Schmidt ist am 16. August auf dem Friedhof in Henrichenburg beigesetzt worden. Um ihn trauern seine Frau Hildegard, sein Sohn Christoph, der seit 30 Jahren in Irland lebt, Schwiegertochter Ita sowie die Enkel Alec und Ryan.