Tierschutzverein Lünen verliert Hütte für Pflege von Katzen „Fühlen uns nicht wertgeschätzt“

Tierschutzverein verliert Hütte für Pflege von Tieren: „Keine Wertschätzung“
Lesezeit

Sauer, enttäuscht, verärgert: So lässt sich die Gefühlsage von Andrea Komac und Ulrike Bööck vom Tierschutzverein Lünen beschreiben. „Die Aufhebung des Nutzungsrechts traf uns aus heiterem Himmel, völlig unerwartet“, sagt Ulrike Bööck. Vor kurzem musste der Verein eine Hütte, die er eigenhändig für die Pflege und den Schutz von Katzen errichtet hatte, in einem Waldstück am Buchenweg räumen.

„Ende November erhielten wir - ohne Vorwarnung - die Aufhebung und die Aufforderung, die Hütte bis Ende Februar zu entfernen und das Gelände zu verlassen“, erinnert sich Andrea Komac, zweite Vorsitzende des Vereins.

So sah die Hütte aus, die der Tierschutzverein am Buchenweg aufgestellt hatte und vor kurzem abreißen musste.
So sah die Hütte aus, die der Tierschutzverein am Buchenweg aufgestellt hatte und vor Kurzem abreißen musste. © Tierschutzverein Lünen

Als Grund dafür nennt Dieter Kuhne, Besitzer des Waldes, auf Anfrage die gescheiterte Aufnahme zweier Katzen. Was war passiert? Im Mai des vergangenen Jahres las Kuhne von zwei Katzen, für die der Tierschutzverein ein neues Zuhause suchte. Der Lüner kontaktierte den Verein und teilte mit, dass er die zwei Tiere gern zu sich holen wollte.

Das Problem: Die Katzen hatten laut Tierschutzverein gesundheitliche Probleme und mussten daher in einer Wohnung gehalten werden. Kuhne besitzt jedoch ein großes Grundstück. „Deswegen waren wir zwar sehr dankbar über das Angebot von Herrn Kuhne, aber die Fläche war nicht geeignet. Leider haben wir es vergessen, ihm mitzuteilen, dass die Katzen bereits woanders untergekommen waren“, gesteht Komac ein.

Die Vermittlung der Katzen klappte nicht und Kuhne hob ein paar Monate später das Nutzungsrecht für die Hütte auf. Noch vor knapp drei Jahren wandte sich der Besitzer des Waldes von sich aus an den Verein. Sein Angebot: In einem seiner Waldgebiete dürfen die Verantwortlichen pachtfrei eine kleine Behausung errichten, um dort freilebende Katzen anzusiedeln. Nun musste das geräumt werden.

„Schöne, unauffällige Bleibe“

„Glücklicherweise haben wir das Häuschen noch via Ebay verschenkt, sodass sich ein Pferdehof darüber freute und unsere Arbeit nicht ganz umsonst war“, sagt Ulrike Bööck, „wir hatten Glück, dass wir den Abtransport nicht noch selbst organisieren mussten.“

Nun stehen die Ehrenamtlichen - mal wieder - ohne einen Standort da. Der Tierschutzverein hatte die Hütte am Buchenweg mit eigenen finanziellen Mitteln und mit viel Eigeninitiative gebaut. „Eine schöne, unauffällige Bleibe. Wilde, herrenlose Katzen - die ausgesetzt oder in der Natur geboren wurden - wurden angesiedelt und lebten dort unbehelligt von Menschen, aber täglich von uns versorgt“, beschreibt Andrea Komac. Und sie fügt an: „Jetzt müssen wir die Fundtiere wieder einzeln melden und den Weg übers Ordnungsamt gehen.“ Wie es dann genau weitergeht, ist unklar. Denn: Die Tierheime sind voll.

Dieses "Futterrohr", das sich direkt neben der Hütte befindet, ist noch geblieben.
Dieses "Futterrohr", das sich direkt neben der Hütte befindet, ist noch geblieben. © Maximilian Konrad

Das Thema „Verlust von Standorten“ verfolgt die Tierschützer aus Lünen seit Jahren. Bereits vor knapp sechs Jahren musste der Verein seine Zelte abreißen - in diesem Fall eine Gartenhütte in einem Schrebergarten in Lünen-Süd, in der verletzte Tiere zur Versorgung untergebracht und auch umgesiedelt wurden.

Damals kündigte die Stadt Lünen das jahrelang an den Tierschutzverein vermietete Grabeland, da dies als Bauland genutzt werden sollte. Bis heute ist das Gebiet an der Sedanstraße allerdings unbebaut, steht leer und ist verwildert. Im Herbst des vergangenen Jahres beschloss der Ausschuss für Stadtentwicklung den Bebauungsplan. Nun sollen demnächst erste Maßnahmen folgen.

In diesem Waldstück am Buchenweg in Lünen-Mitte befand sich die Hütte.
In diesem Waldstück am Buchenweg in Lünen-Mitte befand sich die Hütte. © Maximilian Konrad

Als Ausgleich zum Abriss der Hütte und Verlassen des Grundstücks wurde dem Verein eine andere Parzelle auf einem Grabeland im Ortsteil Gahmen versprochen.

Nachdem die Hütte abgerissen war und die Tiere ohne Versorgungsmöglichkeit dastanden, wurde bei der Verteilung des Grabelandes der Tierschutzverein nicht bedacht - der nächste Tiefschlag.

Im Anschluss fand der Tierschutzverein mithilfe der Stadtwerke ein neues Grundstück für eine Hütte. Mit viel Enthusiasmus, Geld und Anstrengungen bauten die Ehrenamtlichen ein neues Gartenhaus, siedelten die Tiere um und versorgten sie dort. Kaum war dies geschehen, erhielt der Verein die Aufforderung, diese Stelle sofort zu verlassen und die Hütte zu entfernen. Das Problem: Die Hütte hätte nicht in einem Naturschutzgebiet aufgebaut werden dürfen.

Im Nachhinein teilten die Stadtwerke und auch die Stadt Lünen mit, dass sie von keiner Hütte gewusst hätten. Denn: Es lag nichts Schriftliches über den Pachtvertrag vor. Die Folge: Wieder musste die neue Hütte abgerissen werden. Die Tiere übernahm damals kurzfristig ein anderer Tierschutzverein, der von der neuen Misere Kenntnis erhielt.

„Mangelnde Unterstützung“

Nun haben die ehrenamtlichen Mitglieder des Lüner Tierschutzvereins resigniert. „Es ist anscheinend nicht möglich, im gesamten Stadtgebiet eine Fläche für Tiere zu finden, die nicht in Menschenhand vermittelt werden können. Keine Institutionen oder Privatleute sind bereit, hier Hilfe anzubieten“, sagt Komac. „Zum Leidwesen der Lüner Tiere sind wir enttäuscht über die fehlende Hilfe und die mangelnde Unterstützung unserer ehrenamtlichen Tierschutzarbeit.“

Eine neue Hütte sucht der Verein vorerst nicht. Man wolle auf anderen Wegen versuchen, den Tieren zu helfen.

Wieder Frühlingsbasar im Lüner Hansesaal: „Osterdekoration, Schmuck und Selbstgenähtes“

Weniger Tierprodukte in Lüner Supermärkten?: „Es tut niemandem weh, auf Fleisch zu verzichten“

Demenz bei Hunden und Katzen: Tierärztin Dr. Seibert gibt Ratschläge für Tierbesitzer