Wer Tiere hat, hat Kosten - und Verantwortung. Nicht selten treten unsere vierbeinigen Freunde in Scherben, beißen sich auch mal untereinander oder fressen etwas, das sie besser nicht gefressen hätten. Dann folgt meist der für Tier und Tierhalter ungeliebte Gang zum Tierarzt.
Seit November wird es für Tierhalter aber deutlich teurer, wenn Lumpi, Kitty und Puschel krank sind. Wir haben mit einem Lüner Tierarzt gesprochen und gefragt, ob die Kunden jetzt ausbleiben.
Neue Gebührenordnung
Die Tierarztkosten sind seit der Anpassung der Gebührenordnung für Tierärzte (GOT) ab dem 22. November angestiegen. In der damaligen Pressemitteilung dazu vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft hieß es, dass „die tierärztlichen Leistungen sowohl an den veterinärmedizinischen Erkenntnisstand als auch die Gebührensätze an die wirtschaftlichen Erfordernisse für den Betrieb einer Tierarztpraxis angepasst werden sollen.“ Nun gilt die neue Gebührenordnung bereits einige Wochen. Sind die ersten Kunden bereits ausgeblieben und leiden die Tiere unter den höheren Kosten?
Wir haben Tierarzt Oliver Haenel gefragt, wie er die letzten Wochen mit der neuen GOT wahrgenommen hat. Oliver Haenel hatte vor etwas mehr als einem Jahr die Tierarztpraxis von Frau Dr. Barbara Seibert an der Cappenberger Straße übernommen.
Auch der Abschied wird teurer
„Gefühlt müssen die Leute jetzt schon mehr schlucken, und sie überlegen es sich zweimal ob manche Untersuchungen gemacht werden müssen oder nicht“, sagt Oliver Haenel im Gespräch mit der Redaktion. Aber die Preissteigerungen seien trotzdem nicht so stark, wie sie teilweise von verschiedenen Medien verbreitet wurden.
Für eine Untersuchung inklusive Beratung mussten Hundehalter bislang etwa 13,50 Euro zahlen, bei Katzen waren es rund 9 Euro. Für dieselbe Leistung können Tierärzte nun mehr als 23 Euro berechnen. Für einen Ultraschall zahlt man mittlerweile fast 59 Euro. Bisher waren es lediglich 42 Euro. Die Kastration beim Hund kostet statt der bisher üblichen 51 jetzt sogar stolze 70 Euro. Auch das, was man am liebsten nie tun müssen möchte - das Einschläfern des geliebten Haustieres - ist seit der Anpassung der GOT teurer und kostet statt 19 Euro jetzt etwa 31 Euro.
Notdienste doppelt so teuer
Oliver Haenel gibt aber auch zu bedenken, dass viele Praxen schon längst nicht mehr nach der Gebührenverordnung für Tierärzte von vor zehn Jahren berechnet haben. „Allein durch die Inflation musste man die Preise schon anpassen. Aber das hängt auch immer vom Tierarzt ab“, so der Lüner Tierarzt.
Die Praxen, die eine seriöse Preispolitik betreiben, hätten keine hohen Sprünge gemacht. Allerdings gebe es dabei eine große Ausnahme: „Beim Thema Notdienst ist es deutlich teurer geworden“, so Haenel. Vor der Anpassung im November wurde nach der bisher gültigen Gebührenverordnung von vor zehn Jahren berechnet beim Notdienst. „Jetzt ist es deutlich teurer geworden, teilweise sogar doppelt so teuer“, sagt Oliver Haenel. Wenn Waldi, Mieze und Hasi also am Wochenende nicht gut zurecht sind, müssen ihre Besitzer nun also richtig tief in die Tasche greifen.

Ein Schutz vor plötzlichen Kosten wie solchen Notfall-Behandlungen und Notfall-Operationen könnte eine Tierkrankenversicherung sein. Diese erstattet die Tierarzt- und Operationskosten für ambulante, stationäre und chirurgische Behandlungen, die Medikamente, Unterbringung und die Diagnostik. Übernommen werden jedoch nur medizinisch notwendige Behandlungen.