
Gilbert Rötte ging am Mittwoch seiner Stamm-Tankstelle "fremd": Jeworutzken in Alstedde ist das normalerweise, aber da standen sie am Morgen "schon mit den Autos bis auf den Gehweg." © Daniel Magalski
Tankstellen in Lünen erleben Ansturm wie im Sommerschlussverkauf
Tank-Rabatt
Tankstellen erlebten am Mittwoch (1. Juni) in Lünen einen Ansturm wie sonst nur Klamottenläden im Schlussverkauf: Auto um Auto rollte an die Zapfsäulen - aber nicht alle wollten Rabatt-Benzin.
Zeit für eine Pause oder gar ein Gespräch mit unserer Redaktion über den neuen Tank-Rabatt war am Mittwochnachmittag (1. Juni) nicht an der BFT-Tankstelle an der Borker Straße in Lünen. Im Sekundentakt betraten neue Kunden den Verkaufsraum, immer wieder bildeten sich zumindest kurze Schlangen vor der Kasse.
Die Autofahrer gaben sich draußen an den Tanksäulen wortwörtlich die Zapfpistole in die Hand. Kunde folgte auf Kunde. Gilbert Rötte war einer von ihnen und schon alleine das war für den Senior aus Alstedde eine Seltenheit.

Die Gewitter-Wolken am Himmel standen im krassen Kontrast zur Laune vieler Tankstellen-Kunden: Der Spritpreis-Rabatt freute nämlich schon am 1. Juni, dem ersten Tag, viele Autofahrer. © Daniel Magalski
Gilbert Rötte wurde damit nämlich zum „Fremdtanker“. Mittwochmorgen schon wollte er tanken, an seiner Stamm-Tankstelle in Alstedde. „Jeworutzken ist das sonst immer, aber da standen sie schon mit den Autos bis auf den Gehweg.“ Rötte verschob das Tanken also zunächst und entschied sich am Nachmittag dann für einen Stopp an der BFT-Tankstelle an der Borker Straße in Lünen.
Sorge vor wieder höheren Preisen
1,85 Euro kostete der Liter Super zu dieser Zeit - und ja, auch Rötte lockte der Preis: „Wenn ich da nach Hause komme und nicht getankt habe, bekomme ich ja sonst Ärger mit meiner Gattin“, schmunzelte der Lüner mit einem Augenzwinkern. „Der Preis kann morgen ja auch schon wieder höher sein“, befürchtet der Senior und füllte mit diesem Gedanken seinen Tank bis zum Rand.
Mohammed Omar aus Lünen wartete währenddessen schon auf einen freien Platz an einer der Säulen. Die Tanknadel stand in seinem Auto schon im roten Bereich und so profitierte der Lüner bei seinem Tankstellen-Besuch besonders vom Rabatt. Der Preisnachlass war für Omar aber nicht der Grund, die nächste Zapfsäule anzusteuern: „Tanken muss ich sowieso, wenn ich Auto fahren will, auch bei Preisen von 2,30 Euro pro Liter.“
Stephanie Chun kam nach eigenen Angaben ebenfalls nicht des Preises wegen an die Tankstelle. „Der Tank war fast leer und die Tankstelle lag auf dem Weg.“ Den Preisnachlass empfindet sie jedenfalls als „Tropfen auf den heißen Stein, das ist nicht der große Sprung.“
40.000 Liter in den Tanks
Die Tankstellen hatten nach Wochen, in denen die Preise meist über der 2-Euro-Marke lagen, mit vielen „Tankern“ gerechnet und waren entsprechend vorbereitet: Hüseyin Ekici vom Tankcenter (TC) Brambauer hatte die Tanks mit rund 40.000 Litern gefüllt, angesichts des Ansturms kamen ihm zwischenzeitlich dann aber doch Zweifel: „Wenn es so weitergeht, benötigen wir hier Nachschub.“ Um Nachschub muss der Tankstellenpächter sich aber nicht selbst kümmern, das erledigt im Fall der Fälle der Computer über die Zentrale.

"Tanken muss ich sowieso, ob zu diesem Preis oder für 2,30 Euro", schaut Mohammed Omar locker auf den Ansturm an den Zapfsäulen. © Daniel Magalski
Die Preise sanken auch bei Oil und Aral in Brambauer, auch hier zur Freude der Kunden: Volker Bittner, der Tankstellenpächter der Oil, zählte bis 10 Uhr am Mittwochmorgen schon mehr als einhundert Kunden.
Kein Chaos an den Tankstellen
In Lünen-Mitte war der Tank-Rabatt auch für Nadine Kalinke der Grund für einen Tankstellen-Besuch: „Klar, heute ist der 1. Juni, darauf habe ich extra gewartet“, erzählte die Lünerin. „Im Vergleich zu gestern, als der Preis noch bei über 2 Euro stand, ist das ja schon ein deutlicher Unterschied.“ Die Tankfüllung wird aber wohl auch schnell wieder weg sein, denn Nadine Kalinke plant einen Ausflug nach Holland.
Chaos blieb an den Tankstellen in Lünen bei aller Freude über sinkende Preise aus und auch die Pressestelle der Polizei meldete am Mittwochnachmittag keine Einsätze im Zusammenhang mit dem Preisnachlass.
Der Kreis Unna ist meine Heimat, im Beruf wie im Privaten. Die Geschichten der Menschen in Lünen und Selm zu erzählen, das ist seit über zwanzig Jahren meine Leidenschaft - und für die Ruhr Nachrichten schaue ich auch gerne über die Grenzen nach Nordkirchen und Olfen.