Wenn Anfang Mai die Kultkneipe "Omi’s Schnapshaus" abgerissen wird, endet auch ein Stückchen Lüner Geschichte. Paare haben sich dort kennengelernt, das weiße Gebäude zwischen der Lippe und der St.-Marien-Kirche ist Zeuge zahlreicher Party-Nächte. Seit 2017 wird dort nicht mehr gefeiert, im Mai soll die seit sechs Jahren geschlossene Gaststätte abgerissen werden.
Eine Frau, die früher regelmäßig in der Kneipe zu Gast war und schöne Erinnerungen mit ihr verbindet, ist Tanja Krause. Am Freitag (14. April) saß sie mit ihrem Freund Frank Winkel bei strahlendem Wetter auf dem Gehweg, der in Richtung Lippe-Brücke führt und malte ein Porträt von der geschlossenen Gaststätte. „Ich war hier früher feiern und finde es schade, dass das Gebäude abgerissen werden soll. Es war dort immer schön“, erzählt Krause.

"Omi’s Schnapshaus" ist bei weitem nicht das erste Objekt, das die beiden zu Papier bringen. „Wir gehen sowieso immer raus zum Zeichnen und wollten das Haus jetzt nochmal schön skizzieren, bevor es dann weg ist“, sagt Krause. Die 2017 geschlossene Kneipe sei „perspektivisch schon recht anspruchsvoll“ zu malen und deshalb auch so ein interessantes Motiv.
Die Objekte im Zeichenblock der beiden Lüner sind immer verschieden und entstehen auch mal aus spontanen Inspirationen. Winkel sagt: „Es kann auch einfach mal beim Citybäcker, während man gerade auf die Brötchen wartet, eine Situation entstehen, die man gerne zeichnet.“ Ebenso seien „Menschen die einen interessieren“, spannende Motive für den Zeichenblock.

Die Zeichnung vom Schnapshaus haben die Lüner mit einem Füller vorskizziert. Zum Kolorieren benutzen sie Aquarellfarbe. Doch darauf kommt es laut Winkel gar nicht an: „Es kann auch ein Buntstift oder ein Bleistift sein. Man kann sich sogar hinsetzen und mit dem Tablet malen.“
Lünen hat eine Künstlergruppe
Tanja Krause und Frank Winkel sind Teil der Urban Sketchers, einer weltweiten Gemeinschaft von Künstlern, die sich dem Zeichnen vor Ort widmet. Im vergangenen Jahr haben sie die Ortsgruppe in Lünen ins Leben gerufen. „Letztes Jahr haben wir uns schon fünf, sechs Mal getroffen. Wir machen das alle drei bis vier Wochen. Meistens treffen wir uns dann mit einigen Leuten freitags an der Persiluhr und überlegen, was wir zeichnen wollen", sagt Krause.
Obwohl alle Zeichner das gleiche Objekt sehen, könne bei jedem etwas Unterschiedliches zum Ausdruck kommen. Erinnerungen und verschiedene Perspektiven würden es auch nicht langweilig werden lassen, dasselbe Objekt mehrere Male zu zeichnen. „Es wird jedes Mal anders. Man benutzt verschiedene Farben, Stifte und Techniken. Wir stehen mit fünf, sechs Leuten an derselben Stelle und jeder hat am Ende ein komplett anderes Bild“, erklärt die 47-Jährige. Neue Mitglieder seien stets herzlich willkommen: „Es ist kostenlos. Man braucht nur die Grundausstattung: Stifte, Pinsel und einen Hocker.“
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