Syrische Ärzte in Lünen Klinikum will sich an Rückkehr-Prognosen nicht beteiligen

Syrische Ärzte: Klinikum beteiligt sich nicht an Rückkehr-Prognosen
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Was in Syrien zurzeit passiert, ist auch Thema in Lünen. Der Sturz des Diktators Assad öffnet für manchen Beschäftigten die Perspektive, wieder in die Heimat zurückzukehren. Das gilt auch für syrische Ärzte und Pflegekräfte am katholischen St. Marien Hospital. Matthias Blum, Geschäftsführer der Krankenhausgesellschaft NRW, hatte jüngst erklärt, Rückkehrer würden in den Kliniken nicht oder nur langsam zu schließende Lücken hinterlassen. Sie spielten im Klinikalltag eine wichtige und hochgeschätzte Rolle.

Aktuell habe es im St. Marien Hospital aus dem Kreis des syrischen Personals bisher keine Kündigung gegeben, erklärt Kliniksprecher Tim Lau auf Nachfrage der Redaktion. Wie viele Mitarbeitende aus Syrien stammen und wie groß die Lücke würde, dazu äußerte er sich nicht. „Aus Datenschutzgründen sprechen wir niemanden auf seine Herkunft persönlich an“, erklärte Tim Lau. Er sagte weiter: „Wir sind ein christliches Krankenhaus, das verschiedenste Nationalitäten beschäftigt, und möchten uns an Prognosen, ob Mitarbeitende zukünftig in ihre Herkunftsländer zurückgehen, nicht beteiligen.“ Die politische Situation in Syrien sei derzeit so unsicher, dass selbst Experten für diese Region zu zukünftigen Entwicklungen nur Spekulationen abgeben könnten.

Patient und helfende Hände
Syrische Ärzte und Pflegekräfte spielen im Krankenhausalltag eine wichtige Rolle, sagt Matthias Blum, Geschäftsführer der Krankenhausgesellschaft NRW. © picture alliance / Patrick Seege

Leihärzte in Einzelfällen

Im Fall kurzfristiger Personalengpässe bedient sich das St. Marien Hospital schon heute bei Ärztebörsen. Nach Auskunft von Tim Lau werden die externen Mediziner im Notarztdienst und im Einzelfall auch in anderen Fachkliniken des Krankenhauses eingesetzt. Welche Fachabteilungen das sind, sagte er nicht. Um zu gewährleisten, dass die Leihärzte über das gleiche Fachwissen verfügen wie festangestellte Mediziner, sei der Einsatz von „fachqualifizierten und berufserfahrenen externen Ärzten“ wichtig. „Ein weiterer entscheidender Punkt ist eine gute Übergabe“, so Lau. Seien externe Ärzte im Dienst, erfordere das einen erhöhten Aufwand an Einweisung in der interdisziplinären Zusammenarbeit, in der Patientenversorgung und bei den Verwaltungsaufgaben.

Leihärzte sind bei Agenturen über die Arbeitnehmerüberlassung angestellt. Die Börse trägt die Ausfalls- und Beschäftigungsrisiken der bei ihnen angestellten und in die Krankenhäuser verliehenen Ärzte. Die Stundensätze liegen mit Mehrwertsteuer über 100 Euro. Im Einzelnen sei der Verdienst der externen Ärzte für das Krankenhaus nicht transparent, erläutert Tim Lau.

„Thema kritisch betrachtet“

Seitens der Belegschaft des St. Marien Hospitals werde die Unterstützung durch externe Ärzte im Einzelfall anerkannt. „Grundsätzlich wird das Thema kritisch betrachtet“, sagt Tim Lau. Aus der Perspektive der Patientinnen und Patienten skizziert auch Claudia Middendorf, Beauftragte der Landesregierung für Menschen mit Behinderung sowie für Patientinnen und Patienten in Nordrhein-Westfalen, ein geteiltes Bild im Hinblick auf die Beschäftigung von Leihärzten.

Natürlich wäre es wünschenswert, wenn ein Krankenhaus stets einen festen Bestand an behandelnden Ärzten hätte, die mit möglichen Besonderheiten des jeweiligen Krankenhauses vertraut seien, lässt Claudia Middendorf über die Pressestelle des NRW-Gesundheitsministeriums mitteilen. „In Zeiten des Fachkräftemangels besteht aber zunächst die wichtigste Aufgabe darin, eine Versorgung und Behandlung der Patientinnen und Patienten sicherzustellen. Außerdem verfügen auch Leihärzte über qualitätsgeprüfte fachliche Voraussetzungen wie alle anderen Ärztinnen und Ärzte.“

Beschwerden, speziell über Leihärzte, hätten Claudia Middendorf bisher nicht erreicht.