Peter Brusse ist sauer. Brusse lebt in Ahaus und ist Deutschlehrer an einem Gymnasium im niederländischen Enschede. Mit 120 Schülerinnen und Schülern der Klassen 10 und 11 ist er am Dienstag in Lünen auf dem Rückweg vom Dortmunder Weihnachtsmarkt in die Heimat aus dem Zug der Linie RB 51 geworfen worden. Es geht ihm um einen Zugbegleiter, der laut Brusse „völlig ausgerastet“ ist, weil sich nicht alle Schüler an die Maskenpflicht gehalten hätten. Manche Schüler seien „entsetzt gewesen“, schildert er, vor allem von der Art und Weise des Schaffners. „Werbung für die Deutsche Bundesbahn und Deutschland war dies für meine Schüler nicht“, schreibt er in einem Schreiben an die Redaktion. Und die Bahn, Betreiberin der Linie RB 51? Die bestätigt den Vorfall. Widerspricht aber bei der Frage, wer diese Eskalation eigentlich zu verantworten hat.
Wobei „Eskalation“ vielleicht auch ein zu starkes Wort dafür ist, dass die 120 Schülerinnen und begleitenden Lehrkräfte den Zug verlassen haben, 20 Minuten später in den nächsten Zug eingestiegen sind und sicher ihre Heimat erreicht haben.
Andererseits schildert die Bahn in ihrer Stellungnahme, der „KiN“ (Kundenbetreuer im Nahverkehr) habe sich, bevor die Niederländer den Zug schließlich verlassen hatten, „zum Eigenschutz und zur Deeskalation“ zurückziehen müssen. Der Zugbegleiter habe die Gruppe schon auf der Hinfahrt regelmäßig über die Maskenpflicht informiert, beim Einstieg auf der Rückfahrt habe er wiederum um die Einhaltung der in Deutschland anders als in den Niederlanden im ÖPNV geltenden Maskenpflicht gebeten.
Beschwerden über Maskenpflicht
„Dieser Bitte ist bedauerlicherweise nicht nachgekommen worden – auch nicht von Seiten des Lehrers“, schildert eine Bahnsprecherin auf Anfrage. Weil sich schließlich auch andere Fahrgäste über die Nichteinhaltung der Maskenpflicht beschwert hätten, habe der Zugbegleiter alle Schülerinnen ohne Maske angesprochen - bis er sich wie beschrieben zurückziehen musste.
„Auch die nach Lünen gerufene Polizei konnte die Lage nicht deeskalieren“, schildert die Bahnsprecherin. Die Polizei Dortmund kann zumindest diesen Teil der Bahn-Aussage nicht wirklich bestätigen. Die Kollegen seien zwar gerufen worden, hätten aber niemanden mehr angetroffen, es seien keine Straftaten zu verzeichnen gewesen, berichtet eine Sprecherin der Dortmunder Polizei. Bei der Bundespolizei ist kein Einsatz in Lünen notiert.
Die Bahn-Sprecherin schildert weiter: „Mehrere Reisende haben sich unaufgefordert als Beobachter des Vorfalls zur Verfügung gestellt. Die Kontaktdaten liegen vor.“
Unabhängig davon nehme die Bahn den Vorfall sehr ernst, denn „besonders im Umgang mit Kindern und Schülerinnen und Schülern ist es wichtig, mit Fingerspitzengefühl zu reagieren. Gerade grenzüberschreitende Linien mit unterschiedlichen gesetzlichen Regelungen zur Maskenpflicht stellen Reisende und unsere Mitarbeitende gleichermaßen vor Herausforderungen.“ Umso wichtiger, so die Bahnsprecherin, seien Verständnis und Rücksichtnahme, „um die unser langjähriger und zuverlässiger Kollege gebeten hat“.
Lehrer Peter Brusse ist indes um Schadensbegrenzung bemüht: „Ich versuche zu erklären, dass nicht alle Deutsche so wie dieser Schaffner sind. Ich hoffe das hat geklappt.“