Studie

Steigende Müllgebühren: Lünen bildet in neuer Studie fast das Schlusslicht

Eine neue Studie zu Müllgebühren zeigt, dass die Stadt Lünen im Vergleich mit anderen Großstädten gar nicht günstig dasteht. Die Verwaltung nennt Gründe und kritisiert auch die Auswertung.

Lünen

, 05.07.2022 / Lesedauer: 4 min

Sie kommen in den frühen Morgenstunden bis in den Vormittag hinein und sammeln das ein, was die Menschen in ihrem Alltag jeden Tag aufs Neue produzieren: die Müllabfuhren. Damit die gelben, braunen, grauen und grünen Tonnen aber einmal in der Woche oder alle zwei Wochen abgeholt werden, muss eine spezielle Gebühr gezahlt werden. In Lünen liegt man im deutschlandweiten Vergleich unter den 100 größten Städten extrem weit unten. Heißt in der Praxis, dass die Menschen vor Ort ziemlich tief in die Tasche greifen müssen – Tendenz steigend.

411,60 Euro zahlen die Anwohner laut einer aktuellen Studie von „Haus und Grund Deutschland“ für eine 14-tägige Entsorgung im Teilservice (Tonnen müssen an den Straßenrand gestellt werden) der vier Müllsorten. 203,18 Euro fallen laut der Stadt Lünen dabei auf die Restmüllbehälter und 91,80 Euro auf die Biotonnen. Die restliche Summe gilt für Sperrmüll und Altpapier. Vor allem für den Biomüll schlägt eine enorme Preissteigerung von mehr als 10 Prozent im Vergleich zum vergangenen Jahr zu Buche (83,17 Euro).

Stadt Lünen auf dem viertletzten Platz im Gesamtranking

Gut 450 Kilometer weiter südöstlich von Lünen im bayerischen Nürnberg sieht die ganze Situation deutlich billiger aus. Hier kostet die wöchentliche Abholung im Teilservice insgesamt 280 Euro weniger. Sprich: Es fällt eine Gebühr von 130,60 Euro an (Vollservice: 140,40 Euro). Damit ist die Stadt der Sieger des Abfallgebühren-Rankings 2022 und darf sich diesbezüglich „günstigste Großstadt in Deutschland“ nennen.

Für Lünen bleibt im Gesamtindex lediglich der 97. Platz (2021: 96. Rang). Damit hat die Lippestadt den drittletzten Ort, Bergisch Gladbach, knapp überholt. Trier und Leverkusen bilden die Schlusslichter im Ranking. Die Studie, die beim Institut der deutschen Wirtschaft in Köln (IW) in Auftrag gegeben wurde, zeigt aber auch eine Übersicht zu den realen Gebühren mit einer Aufschlüsselung für eine 7- sowie 14-tägige Leerung (Teilservice und Vollservice) in den jeweiligen Orten.

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Aber auch hier schneidet Lünen nicht besser, sondern sogar schlechter ab. In der Übersicht landet die Stadt nämlich auf dem 65. von 67 Plätzen und hat erneut Bergisch Gladbach und Trier hinter sich gelassen (Teilservice, 14-tägig).

Zwei Hauptkostenpunkte für Abfallgebühren in der Lippestadt

Aber warum sind die Gebühren vor Ort im Vergleich zu den anderen Großstädten in der Studie so teuer? Stadtsprecher Daniel Claeßen nennt die Entsorgungskosten des Kreises Unna, die die Kommunen jährlich zahlen müssen, und das Leistungsentgelt für die Wirtschaftsbetriebe Lünen (WBL) als die beiden „Hauptkostenpunkte“ in der Abfallgebühr in Lünen. Die Personalkosten würden lediglich mit etwa einem Prozent zu Buche schlagen.

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„Der Kreis versucht möglichst konstante Gebührenanpassungen vorzunehmen. Trotzdem kam es in den vergangenen Jahren auch mal zu Unterdeckungen, die in den Folgejahren ausgeglichen wurden und so zu größeren Gebührenanpassungen führten“, erklärt Claeßen. Das Leistungsentgelt für die WBL erhöhe sich tatsächlich in der Regel, da die Anzahl der Behälterleerungen steigen. Des Weiteren würden allgemeine Preiserhöhungen beim Dieselkraftstoff, den Personalkosten sowie Unterhaltungskosten für LKWs in das Leistungsentgelt fließen.

Steigerung auf neue Anschaffung von Fahrzeugen zurückzuführen

Als Grund für die Erhöhung von 2020 auf 2021 (Biotonne: 9,62 Prozent, Restmüll: 1,08 Prozent) nennt Stadtsprecher Daniel Claeßen die Anschaffung von zusätzlichen kleinen Müllfahrzeugen, für die jährlich 150.000 Euro aufgenommen werden muss. Die speziellen Wagen seien nötig, da das Rückwärtsfahren der Müllfahrzeuge rechtlich nicht mehr erlaubt ist und große Müllfahrzeuge in kleinen Stichstraßen häufig keine Wendemöglichkeit haben. In der Summe führen die genannten Punkte dazu, dass die Stadt Lünen ein höheres Entgelt zahlen muss.

Die Lippestadt ist mit einer Erhöhung der Müllgebühren aber im Vergleich der 100 erhobenen Großstädte nicht allein. Insgesamt sind laut der Studie von „Haus und Grund Deutschland“ die Abfallgebühren im Durchschnitt in den vergangenen drei Jahren um etwa acht Prozent auf 312 Euro gestiegen. 19 Städte senkten die Gebühren im Vergleich der vergangenen drei Jahre. Das bedeutet, dass die Gebühren in 81 Prozent der untersuchten Städte gestiegen sind.

Auswertung der Studie steht durchaus in der Kritik

Die Auswertung der Studie und das finale Ranking bleibt jedoch nicht ohne Kritik. Stadtsprecher Daniel Claeßen wirft diesbezüglich die Frage auf, ob die Städte tatsächlich in einer Rangordnung gegenüberstellt werden können. „Die Strukturen sind absolut nicht vergleichbar, und in der Statistik sollte auffallen, dass gerade die Ruhrgebietsstädte im Ranking sehr schlechte Plätze (80 und schlechter) belegen. Hingegen rangieren Städte in Bayern und Baden-Württemberg auf den besten Plätzen.“

Genau das werde beispielsweise durch das „Aktionsbündnis für die Würde unserer Städte“ aufgegriffen. „Es muss gleichwertige Lebensverhältnisse in Gesamtdeutschland geben. Dass das offenbar nicht der Fall ist, zeigt sich durch solche Rankings“, erklärt Claeßen auf Anfrage weiter. In NRW würden Themen wie Strukturwandel eine andere Rolle als in anderen Bundesländern spielen. Zudem unterscheide sich die Finanzierung der Kommunen durch die Länder teilweise stark.

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