
© Nora Varga
Steag Sprengung am Sonntag: Lüner erinnern sich an das Kraftwerk
Sprengung
Am Sonntag werden große Teile des Steag-Kraftwerkes gesprengt. Jahrzehntelang hat das Kraftwerk die Stadt geprägt. Wir haben Erzählungen von Wolkenmachern und Familiengeschichte gesammelt.
Am Sonntag findet die große Sprengung am Steag Kraftwerk statt. Der 110 Meter hohe Kühlturm, der 250-Meter-Schornstein und das Kesselhaus mit seinen knapp 70 Metern samt Pumpenhaus, Bunkerschwerbau und Rauchgasentschwefelungsanlage werden in sich zusammenfallen. Mit der Sprengung endet in Lünen ein Ära. Mit dem Kraftwerk verbinden die Lüner ganz unterschiedliche Dinge.
Auf Facebook haben wir einen Aufruf gestartet und die Menschen nach ihren Erinnerungen zur Steag gefragt. Ute Heide kommentiert: „Bis zu meinem elften Lebensjahr habe ich mit meinen Eltern „In der Geist“ gewohnt. Wenn mein Vater mit uns nach Lippholthausen spaziert ist, musste ich immer auf der Mauer (wie eine Treppe) laufen. Auch der Kühlturm hat mich fasziniert beim Vorbeigehen.“
„Opa, Papa, Onkel alle haben da gearbeitet.“
Lange Zeit war das Kraftwerk ein wichtiger Arbeitgeber in der Region. Viele erinnern sich an Familie und Freunde, die dort gearbeitet haben. Daniela Gregor schreibt uns: „Opa, Papa, Onkel alle haben da gearbeitet. Für mich geht da ein Stück Kindheit und viele schöne Erinnerungen.“ Userin Petra Westermann, erinnert sich noch an Geschichten aus der Entstehung des Kraftwerkes: „Mein Vater hat bei Ruhr-Lippe in Lünen gearbeitet, die den Kühlturm gebaut haben. Er hat viel davon erzählt.“ In den Kommentaren gab es einige, die sogar selbst bei der Steag gearbeitet haben. Maik Schrader: „Einen Teil meiner ersten Ausbildung. Top Arbeitgeber und eine Mega-Kantine. Für mich ist Steag Kulturgut.“
Auch auf die Kleinsten Lüner hatte das Kraftwerk großen Eindruck. Leserin Gaby Schüssler schreibt: „Mit den Kindern von Brambauer nach Lünen mit dem Bus gefahren und da war dann links der Nudelturm und rechts die Ketchup-Fabrik.“ Kasia Giziewicz erzählt: „Hab meiner Nichte erzählt, als sie das erste Mal zu Besuch aus Polen kam, dass es ein Wolken-Macher ist. Sie hat lange daran geglaubt.“
Sprengung: „Das muss man auch sehen“
Auch eine Umfrage auf dem Markt zeigt: Die bevorstehende Sprengung des Kraftwerkes weckt viele alte Erinnerungen und viele wollen sich die Sprengung ansehen. Ein Lüner berichtet: „Die Steag ist ja schon ein historisches Gebäude für die Region hier und wenn es jetzt für alle Zeit verschwindet möchte man zum Schluss nochmal dabei sein, um die Erinnerungen, die man mit dem Kraftwerk hat, nochmal auffrischen zu lassen.“ Eine Marktbesucherin berichtet von Ehemann und Sohn, die beide Jahrzehnte für das Kraftwerk gearbeitet haben. Auch sie will die Sprengung auf keinen Fall verpassen: „Das ist doch das Ende von dieser ganzen Zeit. Das muss man wissen, das muss man auch sehen.“
Jahrgang 2000. Ist freiwillig nach Castrop-Rauxel gezogen und verteidigt ihre Wahlheimat gegen jeden, der Witze über den Stadtnamen macht. Überzeugte Europäerin mit einem Faible für Barockmusik, Politik und spannende Geschichten.
