
Verhandlungen sind vertraulich zu behandeln. Das steht in jedem Business-Knigge. Doch bei den Verhandlungen über den Kauf der Nordfläche des ehemaligen Steag-Geländes geht es nicht um irgendein Geschäft, sondern um die Gestaltung der wirtschaftlichen Zukunft einer ganzen Region. Wenn da der einzige Verhandler am Tisch mit öffentlichem Auftrag in den Sack haut, ist das keine Kleinigkeit. Das gehört mitgeteilt. Nicht nur den verbleibenden Verhandlungspartnern, sondern auch den eigenen Auftraggebern: den Bürgerinnen und Bürgern der Stadt Lünen und des Kreises Unna.
Erwerben, Entwickeln und Vermarkten: Diese drei Ziele hatte die Wirtschaftsförderungsgesellschaft Kreis Unna (WFG) zwei Jahre lang in Lünen-Lippholthausen verfolgt. Ein Prozess, den die Menschen in Lünen mit großem Interesse und noch größeren Sorgen verfolgen. Wird es gelingen, tatsächlich zahlreiche, zukunftsfähige und gute Arbeitsplätze anzusiedeln in der Stadt, die so sehr wie keine andere im Kreis unter Arbeitslosigkeit leidet? Lünens Entwicklungsoptionen hängen entscheidend an dieser Frage. Dass die WFG offenbar nicht mehr glaubt, diese Ziele selbst verwirklichen zu können, ist ein Schlag ins Kontor. Dass sie sich nicht einmal die Mühe macht, aus eigener Initiative diese Entscheidung öffentlich zu erklären, instinktlos.
Das Gewicht, das auf den Schultern der Stadt ruht, wiegt jetzt umso schwerer. Nachdem sie selbst als mögliche Käuferin außen vor blieb, muss sie jetzt allein durch die Gestaltung des Bebauungsplans Wunsch und Wirklichkeit ausbalancieren.
Verhandlungen um Steag-Fläche Lünen: WFG Unna steigt aus: Remondis hat weiter Interesse