Das wertvollste Stück bekommen die Besucher des Stadtarchivs in Lünen nicht zu sehen – es ist sicher und angesichts seines Alters unter idealen äußeren Bedingungen aufbewahrt an einer Stelle, die nur die Mitarbeiter des Archivs kennen.
Es handelt sich um die originale Urkunde zur Verleihung der Stadtrechte im Jahr 1342 vom Grafen van der Mark, versehen mit dem Wachssiegel des Blaublüters. „So etwas ist natürlich unersetzlich“, sagt Tanja Bräsicke, Archiv-Angestellte und zuständig für Medien- und Informationsdienste.
Ebenfalls unter Verschluss ist ein Faksimile, also eine Kopie der Urkunde, die aber herausgeholt wird, wenn etwa Schulklassen das Stadtarchiv besuchen und ihnen die Kopie gezeigt wird.
Geschützt vor Katastrophen?
Geschützt vor fremdem Zugriff sind die Urkunde und andere historische und wertvolle Dokumente der Lippestadt also. Was aber ist, wenn Katastrophen wie ein Hochwasser oder ein Gebäudeeinsturz das Archiv oder das städtische Museum heimsuchen? Ein Einsturz, wie er etwa 2009 das Historische Museum in Köln geschah und das Gebäude komplett unter Trümmern begrub, ist in Lünen unwahrscheinlich. Anders sieht es beim Hochwasserrisiko aus, wie sich erst im Dezember 2023 nachdrücklich gezeigt hat.
Die Stadt Lünen beobachte schon lange, dass durch den Klimawandel Extremwettereinflüsse wie Starkregen häufiger würden, heißt es auf Nachfrage seitens des Stadtarchivs. Seit 2018 sei nicht nur das Stadtarchiv Lünen „jährlich betroffen, auch in anderen Archiven, Bibliotheken und im Kreis Unna und der Stadt Hamm spiegelt sich die Thematik wider“. Die Stadt Lünen hat nun reagiert und Ende September eine Arbeitsgruppe zum „Notfallverbund der Kultureinrichtungen Kreis Unna und Hamm“ ins Leben gerufen, in der unter anderem das Archiv und das Museum der Stadt Lünen involviert sind. Solche Notfallverbünde zum Schutz von Kulturgütern gibt es in anderen Städten und Kreisen bundesweit schon seit Längerem.

Arbeitskreis für Notfallpläne
Die Gründung des Notfallverbundes der Kultureinrichtungen sei ein Meilenstein, so Jennifer Ebenstreit, die Leiterin des Lüner Stadtarchivs. Die Koordination soll nun die Arbeit ergänzen, die die Archivarinnen und Archive gegebenenfalls schon immer vor Ort machen mussten. „Als Archivare oder kulturverantwortliche Institutionen sind wir dafür verantwortlich, laufende und mögliche Gefahren für unser schützenswertes Gut abzuwenden“, so Ebenstreit.
Dafür seien auf die einzelne Institution zugeschnittene Notfallpläne maßgeblich. In dem Arbeitskreis zum neuen Notfallverbund würden nun Notfallpläne erarbeitet, die im Fall der Fälle eine Handlungskette von Bergung, Erstversorgung und Abtransport des beschädigten Guts in Gang setzen sollten. Um die Handlungsabläufe zu festigen, stünden auch regelmäßige Notfallübungen auf der Tagesordnung.