Stadt Lünen geht gegen falsche Müllsortierung vor Biomüllverwertung soll verbessert werden

Stadt geht gegen falsche Müllsortierung vor: Biomüllverwertung soll verbessert werden
Lesezeit

Rund 4700 Grundstücke in der Stadt Lünen verfügen über keine Biotonne, in die eigentlich organische Abfälle gehören. Stattdessen landet das meiste in der Restmülltonne. Das ist ein Problem, wie Andreas Hellmich von der Gesellschaft für Wertstoff- und Abfallwirtschaft Kreis Unna mbH (GWA) erklärt. „Es werden immer noch große Mengen an Abfällen, die eigentlich kompostierbar sind, in die Restmülltonne geworfen. Diese Anteile werden dann in den Verbrennungsanlagen entsorgt.“ Die Folge: Überflüssiges CO₂ wird erzeugt, das im Biomüll gut gebunden werden könnte.

Eine Studie des Umwelt-Bundesamts aus dem Jahr 2020 hatte ergeben, dass bundesweit 39,3 Prozent der sogenannten nativ-organischen Stoffe im Restmüll landen – mehr als ein Drittel an kompostierbaren Stoffen. „Die Studie liegt zwar schon ein paar Jahre zurück, aber es wird sich über diese Zeit nicht viel am Ergebnis ändern“, sagt Andreas Hellmich. In Lünen wandern hochgerechnet zwischen 3000 und 4800 Tonnen Biostoffe in die Restmülltonne. „Damit bilden wir so ziemlich das Schlusslicht im Kreis Unna“, sagt Dr. Christian Klicki von der Stadt Lünen.

Stadt Lünen möchte Verbesserung

Mit einer gemeinsamen Kampagne wollen sich die Stadt Lünen, die Wirtschaftsbetriebe Lünen (WBL) und die GWA, die Entsorgungsgesellschaft des Kreises Unna, für eine bessere Verwertung des Bioabfalls in Lünen einsetzen. Das Ziel soll es sein, wie in anderen Kreiskommunen unter anderem die Sortierqualität der Biotonne zu verbessern und eine fachgerechte Eigenkompostierung zu fördern.

Die Vorteile einer richtigen Müllsortierung sind groß. Wird Bioabfall ordnungsgemäß entsorgt, kann einerseits durch Vergärung Biogas gewonnen werden, das zu regenerativem Strom verwertet wird. Andererseits sorgt Kompostierung von Biomüll unter anderem für die Schließung des Stoffkreislaufs, erhöht die Bodenfruchtbarkeit und ist eine gute Nahrungsquelle für Pflanzen. „Auch wird dadurch eine Humusschicht im Boden aufgebaut“, erklärt Andreas Hellmich. „Das ist wiederum ein guter CO₂-Speicher.“

Aber nicht nur für die Natur ist eine gute Mülltrennung positiv, auch finanziell soll sich das Projekt lohnen. Denn die Verbrennung von Biomüll ist um 132 Euro pro Tonne teurer als eine sorgfältige Entsorgung. „Die jährlichen Mehrkosten summieren sich dadurch momentan auf etwa 400.000 bis 600.000 Euro“, so Andreas Hellmich.

Astrid Linn, Baudirektorin der Stadt Lünen, ist von der Effektivität des Projekts überzeugt. „Dadurch können wir nicht nur etwas für das Klima tun, indem wir CO₂ einsparen. Es hat auch einen Nutzen für die Bodenbeschaffenheit und die Nachhaltigkeit.“ Natürlich ist den Mitarbeitern der Stadt bewusst, dass das Vorhaben und die Regelungen Fragen bei den Bürgerinnen und Bürgern aufwerfen wird. „Deshalb steht auch der technische Umweltschutz bereit, bei eventuellen Fragen zur Seite zu stehen“, sagt Astrid Linn. In den nächsten Schritten sollen nun 4400 Grundstückseigentümer angeschrieben werden. Dabei will die Stadt über mehrere Wochen gestaffelt vorgehen, um eine Flut an gleichzeitig eingehenden Rückfragen zu vermeiden.

Um den Bürgerinnen und Bürgern weitere Hilfe in Sachen Kompostierung zu geben, bietet das Umweltbundesamt eine Kompostfibel an. Diese ist auf der Homepage des UBA frei zum Download verfügbar.

Mit einer Kompostfibel möchte das Umwelt-Bundesamt erklären, welche Stoffe in den Biomüll gehören.
Mit einer Kompostfibel möchte das Umweltbundesamt erklären, welche Stoffe in den Biomüll gehören. © Jan Weffers

Ergänzen statt Ersetzen

Biotonne und Eigenkompostierung sollen sich nicht gegenseitig ersetzen, stellen die Stadt Lünen und die GWA klar. „Die beiden Aspekte sollen einander ergänzen“, so Andreas Hellmich. „Im Sinne der Umwelt, der Gebührengerechtigkeit und der gesetzlichen Vorgaben.“ Daher gilt weiterhin die Erlaubnis für Eigenkompostierer, den anfallenden Müll selbst zu kompostieren. Allerdings müssen Eigenkompostierer dies nun qualifiziert und fachgerecht tun. Das bedeutet unter anderem, dass alle kompostierbaren Abfälle auch so verarbeitet werden müssen, und dass der Kompost auf dem eigenen Grundstück eingesetzt werden muss.

„Wenn Bürgerinnen und Bürger sagen, dass eine Biotonne für sie zu viel ist, gibt es auch die Möglichkeit, eine zu teilen“, sagt Andrea Linn. „Dafür muss es sich dann jedoch um direkte Nachbarn handeln, die sich zusammen eine Tonne teilen können. Das wird dann gesondert überprüft.“

Viel Bioabfall landet im Restmüll

Kompostierfähig ist, was in die Biotonne hinein darf und soll, so der GWA-Mitarbeiter. „Allerdings kompostieren viele Haushalte nur einen Teil ihrer Bioabfälle. Essensreste, Küchenabfälle, oder auch alles, was als ‚Unkraut‘ bezeichnet wird, landet oft im Restmüll, um Ungeziefer zu vermeiden.“ Auch andersrum ist die Müllentsorgung problematisch. In Biomüll finden sich oft Mengen an Restmüll, die falsch entsorgt wurden. „In solchen Fällen sind wir gezwungen, eine Ladung zu verbrennen“, sagt Andreas Hellmich

Das soll Biomüll sein. Schon ein erster Blick verrät, wie viel Plastik dazwischen steckt - nichts für die Kompostieranlage des Lippewerks Lünen.
Das soll Biomüll sein. Schon ein erster Blick verrät, wie viel Plastik dazwischen steckt - nichts für die Kompostieranlage des Lippewerks Lünen. © GWA

Die Gebühren für eine 80-Liter-Biotonne liegen bei 91,80 Euro pro Jahr. Umgerechnet sind das 7,65 Euro im Monat plus 3,53 Euro pro Leerung. Eine 120-Liter-Tonne kostet jährlich 173,70 Euro, somit 11,48 Euro monatlich plus 5,30 Euro pro Leerung. Eine 240-Liter-Tonne gibt es für 275,40 Euro im Jahr, also 22,95 Euro im Monat plus 1059 Euro pro Leerung.

„Ob das Projekt Erfolg haben wird, ist schwierig zu berechnen“, sagt Andreas Hellmich. „Wir werden versuchen, im ersten Schritt die Hälfte der Haushalte mit Biotonnen auszustatten. Aber natürlich hoffen wir, dass wir am Ende bestenfalls alle Grundstücke abdecken können.“