Bankenkrise: Sparkassen-Chef warnt vor Milliarden-Verlusten Sparkasse an der Lippe beruhigt

Sparkassen-Chef warnt vor Milliarden-Verlusten - Lokale Sparkasse beruhigt
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Die Credit Suisse (CS) und die Silicon Valley Bank (SVB) befinden sich in der Krise und ziehen die globale Bankenlandschaft in diesen Tagen in Mitleidenschaft. Wer glaubt, dass das eher überregionale Geldhäuser betrifft, der irrt: Erst vor wenigen Tagen berichtete auch der deutsche Sparkassen-Chef, dass die regionalen Sparkassen-Institute in Summe rund 7,8 Milliarden Euro als Verlust auf das Anleihegeschäft abschreiben müssen. Heißt: Die Sparkassen müssen ihre Bilanzen anpassen.

Das geht auch der Sparkasse an der Lippe mit Kunden in Lünen, Selm und Werne so. Sie ist eine der insgesamt rund 360 regionalen Geldinstitute. Unsere Redaktion hat bei den Verantwortlichen nachgefragt, ob sich die Lüner Kunden der Sparkasse an der Lippe sorgen müssen. Das wohl wesentlichste Fazit vorweg: Nein, es bestehe kein Grund zur Sorge, so ein Sprecher des Unternehmens. Wesentliche Details verrät die Sparkasse an der Lippe jedoch nicht.

„Nur Buchverluste“

Auf Anfrage unserer Redaktion teilt Nils Klausen, Sprecher der Sparkasse an der Lippe, mit, dass es aufgrund des Endes der Nullzinspolitik zwar zu einer „Neubewertung der Wertpapiere im Eigenbestand“ komme. Dadurch ergebe sich ein „Abschreibungsbedarf, welchen wir aus unseren Erträgen erwirtschaften konnten“. Einzelheiten zur Höhe der bilanziellen Abschreibungen teilte die Sparkasse an der Lippe trotz konkreter Anfrage unter Verweis auf Betriebsgeheimnisse nicht mit.

Die Sparkasse betont, dass es sich um reine „Buchverluste“ handelt. Zum Kontext: Steigende Zinsen führen derzeit dazu, dass insbesondere niedrigverzinste Anleihen für Anleger weniger attraktiv sind. Das wiederum sorgt für einen geringeren Marktwert, sofern ein Geldinstitut die geringer bewerteten Anleihen heute verkaufen müsste. Allerdings nicht zu einem realen Verlust, sofern eine Bank wie die Sparkasse an der Lippe die volle Kapitalbindungsdauer (d. h. bis zum vertraglich vereinbarten Rückzahlungszeitpunkt) der Anleihen ausschöpft.

Nils Klausen ist Sprecher der Sparkasse an der Lippe.
Nils Klausen ist Sprecher der Sparkasse an der Lippe. © Sparkasse an der Lippe

Generell habe die Sparkasse an der Lippe eine „risikoarme Anlagestruktur“, wodurch sie weniger betroffen sei als andere Institute in Deutschland. Einzelheiten zur Struktur des Anleihenportfolios teilte die Sparkasse an der Lippe unserer Redaktion unter Verweis auf Betriebsgeheimnisse ebenfalls nicht mit.

Wie Sparkassen-Sprecher Nils Klausen weiter versichert, werden die kurzfristigen Buchverluste „in den kommenden Jahren per Zuschreibungen bilanziell vollständig ausgeglichen.“

Einfach ausgedrückt heißt das: Es gibt keine realen Verluste im Anleihegeschäft, die die Sparkasse an der Lippe realisieren muss, sondern lediglich einen temporär geringeren bilanziellen Wert des Anleihenportfolios, der sich bis zum Ende der Laufzeiten und dem Rückzahlen der Gelder in voller Höhe wiederherstellt.

Kein Bank-Run

Das Risiko eines Bank-Runs, der zu einem Realisieren der Buchverluste im Anleihegeschäft führen könnte und bei dem Kunden in kurzer Zeit einen hohen Anteil ihrer Einlagen abziehen, sehe die Sparkasse an der Lippe nach eigener Einschätzung ebenfalls nicht. Ein solcher hat zuletzt die Silicon Valley Bank unter anderem in die Knie gezwungen, da die Kunden in kurzer Zeit mehr Geld abgezogen haben, als kurzfristig zur Verfügung stand. Die Bank musste infolgedessen beispielsweise Anleihen mit Verlusten verkaufen, die Probleme vergrößerten sich weiter.

Klausen erklärt diesbezüglich: „Die Sparkassen haben in den vergangenen Krisen gezeigt, dass sie bestens gerüstet sind. Neben der gesetzlichen Einlagensicherung verfügt die Sparkassen-Finanzgruppe noch über ein institutsbezogenes Sicherungssystem.“

Daher resümiert die Sparkasse an der Lippe, dass kein Grund zur Sorge bestehe. Seit der Gründung des Sicherungssystems in den 1970er Jahren sei es noch bei keinem Institut zu einer Insolvenz gekommen. Zudem habe noch kein Kunde innerhalb der gesamten Sparkassen-Finanzgruppe Einlagen oder darauf fällige Zinsen verloren.