Dieter Wiefelspütz (SPD) hatte bis 2013 ein Dauerticket für den Bundestag in Hamm-Unna II gebucht.

© Stefan Milk (A)

So hat der Wahlkreis Hamm-Unna II in den vergangenen 30 Jahren gewählt

rnBundestagswahl 2021

Der Wahlkreis Hamm-Unna II hat sich in den letzten 30 Jahren als fest in SPD-Hand präsentiert, wie ein Blick auf die Wahlergebnisse der letzten 30 Jahre zeigt. Doch der Schein trügt.

Lünen, Selm, Werne

, 26.09.2021, 17:32 Uhr / Lesedauer: 2 min

Die einst naturgesetzmäßige Sicherheit eines SPD-Wahlsiegs in Zeiten erodierender Volksparteien ist auch in Hamm, Lünen, Selm und Werne inzwischen Geschichte.

Sieben Mal schickten die Wählerinnen und Wähler seit 1987 den SPD – Abgeordneten Dieter Wiefelspütz nach Bonn und später nach Berlin, um ihre Interessen vertreten zu sehen. Zur Bundestagswahl 2013 übergab Dieter Wiefelspütz das Dauerticket an einen anderen Lüner: Michael Thews, der heute zum dritten Mal als Direktkandidat sein Mandat verteidigen will. Beim zweiten Mal war der Sieg denkbar knapp.

Wahlkreis fest in der Hand der Sozialdemokraten

In den 1990er- Jahren und bis zur Bundestagswahl 2005 brauchte die SPD den politischen Gegner auch beim Zweitstimmenergebnis nicht zu fürchten. Zweimal mit einem Ergebnis über der absoluten Mehrheit beschenkt, kam es erst zur Wahl 2009 zu einem drastischen Absturz: Von traumhaften 47,9 Prozent der Stimmen stürzten die SPD auf nur noch 33,4 Prozent ab. Ihre Mehrheit konnten sie zwar bis heute verteidigen, aber vom nächsten politischen Gegner, der CDU, trennen sie seitdem keine zwei Prozent mehr.

Bundestagswahl 2009: Die Stunde der kleinen Parteien

Profitieren konnte die Union von der Schwäche der SPD allerdings ganz und gar nicht. Im Gegenteil: Bei der ersten gesamtdeutschen Wahl 1990 mit knapp 40 Prozent gestartet, dümpelten die Christdemokraten in den Folgeperioden nur mäßig mit 30 Prozent dahin. FDP, die Grünen und die Linken hatten 2005 ihren großen Auftritt. Enttäuscht von Gerhard Schröders Agenda 2010 kehrten viele SPD -Wähler der Partei den Rücken und suchten sich Alternativen. Die Liberalen erreichten 2009 mit 12,1 Prozent ihr bislang bestes Ergebnis im Wahlkreis seit 1990, ebenfalls die Grünen mit 7,7 Prozent. Die Linke kratzte mit 9,6 Prozent knapp an der 10 Prozentmarke und stabilisierte sich bis heute bei knapp 7 Prozent.

Die Schwäche der großen Parteien schaffte Raum für die kleinen. Die AfD trat zur Bundestagswahl 2013 an und konnte damals gerade einmal 3,3 Prozent der Wählerinnen und Wähler im Wahlkreis für sich gewinnen. Bei der Bundestagswahl katapultierten 2017 die Wählerinnen und Wähler die Rechtsaußen-Partei auch im Wahlkreis Hamm/Unna II auf den dritten Platz mit einem Ergebnis von 11,2 Prozent.

Nach der letzten Wahl wäre mit dem Wählerauftrag aus dem Wahlkreis kaum ein Dreierbündnis möglich gewesen, da die AfD erklärtermaßen als Koalitionspartner von allen Parteien ausgeschlossen wird. Ob bei der Bundestagswahl 2021 die Wahlergebnisse ein Bündnis jenseits der Großen Koalition realisierbar werden lassen, ist die Frage der Stunde.