
Es war kein unvorhergesehener Hackerangriff, sondern unprofessionelle Entsorgung, die in Lünen einen Skandal um Patientendaten auslöste. Dass möglicherweise ein Schulpraktikant in einer Arztpraxis Zugang zu sensiblen Unterlagen haben kann und dazu noch für deren Vernichtung zuständig sein soll, würde mich als Patientin in höchstem Maße irritieren.
Doch mehr noch als die befremdliche Praxisorganisation empört mich der Umgang mit dem Problem. Auch nach Kenntnis der Unterlagen im Müll wurde der Mediziner nicht sofort tätig. Das macht deutlich: So wichtig ist ihm das Thema nicht. Noch drei Stunden später konnte jeder, der den Mülltonnen-Deckel hob, die grob zerrissenen Patientendaten dort finden. Vielleicht glaubte der Arzt, das Problem würde begraben, wenn nur genügend Müll darüber fiel. Stattdessen drohte er der Redaktion im Falle einer Berichterstattung mit einem Anwalt.
Sorgfältiger Umgang
Binnen 72 Stunden hätte der Arzt die Datenpanne der Landesdatenschutzbeauftragten melden müssen. Auch das ist in dieser Zeit nicht erfolgt. Ein weiteres Indiz, dass der Datenschutz in dieser Praxis eher auf die leichte Schulter genommen wird. Ich jedenfalls erwarte von meinem Arzt oder meiner Ärztin nicht nur Sorgfalt in medizinischen Fragen, sondern auch im Umgang mit meinen Daten. Bei einer Panne möchte ich davon wissen. Das ist das Mindeste.