
© Claeßen
Sicheres Lünen, trauriges Schwansbell, langsamer Rat: Diskussionen beim Neujahrsempfang
Stadt Lünen
Zum zweiten Mal fand der Neujahrsempfang der Stadt Lünen in Form mehrerer Gesprächsrunden statt. Der Polizeipräsident äußerte sich zu Extremismus, Fridays for Future kritisierte den Rat.
Im vergangenen Jahr hatte der Neujahrsempfang unter dem Motto „Streiflichter“ verschiedene Aspekte in Lünens Entwicklung beleuchtet. Das Konzept ging auf, so dass Stadtsprecher Benedikt Spangardt am Donnerstagabend (16.1.) im Hansesaal erneut vor knapp 200 Gästen drei Gesprächsrunden moderierte.
Den Auftakt machte der Themenblock Sicherheit, zu dem Spangardt neben dem Journalisten Tom Hegermann auch Dortmunds Polizeipräsidenten Gregor Lange begrüßte. Gefragt nach der Sicherheit in Lünen, verwies er auf die Kriminalitätsstatistik: „Wir erzielen für die Sicherheit der Menschen in Lünen gute Ergebnisse.“
Kein rechter Hotspot - Präsident mahnt zur Vorsicht
Dem entgegnete Tom Hegermann, dass „Zahlen nicht gegen Gefühle ankommen“. Tatsächlich habe sich das Risiko, in Lünen Opfer einer Straftat zu werden, seit 2013 um 30 Prozent reduziert - trotzdem herrsche in der Bevölkerung die mehrheitliche Meinung vor, dass man nicht sicher sei.
Den Grund dafür sehen Hegermann und Lange in den Sozialen Netzwerken, die vor allem von Rechtsextremisten genutzt würden, um „kriminelle Ängste zu schüren und entsprechende Wahlentscheidungen zu provozieren“, wie Hegermann aus Erfahrung berichten konnte.
Zwar sei Lünen kein „Hotspot“ der rechten Szene, wie Gregor Lange betonte. „Dennoch ist Vorsicht geboten, wenn die Grenzen unserer Demokratie verletzt werden.“
Museum gehört „in die Mitte der Stadt“
Die zweite Gesprächsrunde sorgte für einen starken Kontrast - es ging um das Thema Kultur, vor allem natürlich um das Stadtmuseum. Dessen Heimat im Schloss Schwansbell bezeichnete Dr. Ute Christina Koch vom LWL-Museumsamt in Münster als „traurigen Ort, der der Sammlung des Museums in keiner Weise gerecht wird“. Lünen brauche ein Museum, das für Bildung, aber auch für Zerstreuung sorgt, und die Geschichte der Stadt erzählt. „Und das geht eigentlich nur an einem Ort in der Mitte der Stadt.“
Bernhard Schreiter vom Förderverein für Kunst und Kultur merkte an, dass ein Museum „nicht durch die Architektur seines Gebäudes, sondern durch seine Inhalte auffallen muss“. Dennoch könne der Förderverein mit dem neuen Standort in der Villa Urbahn gut leben.
Ute Christina Koch glaubt an diesen Standort jedoch erst, wenn die Sache wirklich durch ist: „Lünen hat das Thema schon mehrmals angefasst, und dann ruhte der See wieder still.“ Man sei schon oft auf diesem Weg gewesen. „Es wäre schön, wenn wir ihn jetzt auch zu Ende gehen könnten.“
Klimanotstand - leerer Begriff oder wichtiges Signal?
In der letzten Gesprächsrunde konfrontierte Fridays-for-Future-Aktivistin Ruth Kirschbaum den Bürgermeister mit dem Statement, dass auch in Lünen Entscheidungen zu lange dauern würden: „Natürlich dürfen keine Interessen übergangen werden.“ Aber es müsse eine Priorisierung stattfinden: „Keine Interessen haben eine Zukunft, wenn das Klima keine Zukunft hat.“
Dass Lünen hier auf einem guten Weg sei, erklärte Linda Laukamp von den Stadtwerken Lünen: „Der Energiemix der Stadtwerke Lünen lag 2018 bei 55 Prozent an erneuerbaren Energien.“ Beispielsweise durch den Bau von Photovoltaik-Anlagen habe man den durchschnittlichen CO²-Ausstoß pro Kopf in Lünen bereits um zehn Prozent senken können. „Und wo immer es in Lünen neue Planungen gibt, geschehen diese mit Blick auf den ausgerufenen Klimanotstand.“
Ein Begriff, den es nach Meinung von Bürgermeister Jürgen Kleine-Frauns nicht zwingend benötigt hätte. „Aber wir benötigen diese Bewusstseinsänderung.“
Das sah die 16-jährige Ruth Kirschbaum anders: „Es gibt immer noch viele Menschen, die meinen, dass alles gut ist und wir noch viel Zeit haben. Dem ist aber nicht so. Der Begriff ist wichtig, weil er klipp und klar sagt, dass jetzt etwas passieren muss.“
Journalist, Vater, Ehemann. Möglicherweise sogar in dieser Reihenfolge. Eigentlich Chefreporter für Lünen, Selm, Olfen und Nordkirchen. Trotzdem behält er auch gerne das Geschehen hinter den jeweiligen Ortsausgangsschildern im Blick - falls der Wahnsinn doch mal um sich greifen sollte.
