Sepsis-Todesfälle in Lünen und Werne „Notfall, bei dem jede Stunde zählt“

Sepsis-Todesfälle im Klinikum: „Notfall, bei dem jede Stunde zählt“
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Krankheiten gibt es viele – kaum eine davon dürfte aber so unterschätzt werden, wie die Sepsis. Diese schwerste Form einer Infektionskrankheit ist vielen als „Blutvergiftung“ bekannt, wird in den meisten Fällen aber überhaupt nicht behandelt. Dabei endet sie für die Betroffenen nicht selten tödlich. Darauf soll der Welt-Sepsis-Tag am 13. September hinweisen.

„Im St. Marien Hospital werden regelmäßig Menschen behandelt, die Symptome einer Sepsis aufweisen und dabei gibt es auch Intensiv- und Todesfälle“, weiß Dr. Sabine Meyer, Leiterin der Krankenhaushygiene des Klinikums Lünen-Werne.

Hervorgerufen wird eine solche Situation, wenn Bakterien oder Viren beispielsweise nach einer Lungenentzündung, Harnwegsinfektion oder einer nicht ausreichend versorgten Wunde in den Blutkreislauf gelangen. Die übermäßige Abwehrreaktion des Immunsystems kann dann zu einer Schädigung des eigenen Gewebes führen. Dies kann letztendlich zu einem lebensbedrohlichen septischen Schock und zum Versagen mehrerer Organe führen.

Sofort ärztliche Hilfe suchen

„Eine Sepsis ist ein Notfall, bei dem jede Stunde zählt“, so Sabine Meyer. Symptome, die auf eine Sepsis hinweisen, gibt es viele. So klagen Betroffene über Schüttelfrost, Muskelschmerzen oder Fieber, auch eine erschwerte, schnelle Atmung kann ein Hinweis sein. Probleme beim Wasserlassen sowie sehr blasse oder marmorierte Haut können ebenso auftreten wie eine verwaschene Sprache und Verwirrtheit.

Die Betroffenen sollten sofort ärztliche Hilfe aufsuchen, rät Meyer. Bei Verdacht auf eine Sepsis erfolgt die Therapie im Klinikum Lünen-Werne gemäß den Empfehlungen der Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften (AWMF) unter Federführung der Deutschen Sepsis-Gesellschaft. Zuerst wird bei den Patienten der Blutfluss stabilisiert, ehe mit mikrobiologischen Proben eine Diagnose erfolgt. Auf dieser Grundlage wird eine Behandlung mit Breitspektrumantibiotika eingeleitet.

Zudem versuchen die Ärzte, die Ursache der Infektion zu beseitigen. Dafür könne auch eine Operation notwendig sein, erklärt Sabine Meyer. „Alle Maßnahmen sollten möglichst schnell erfolgen, da die Sterblichkeit mit jeder Stunde ohne adäquate Therapie steigt.“

Prävention mit Hygiene

Die Zahlen zeigen: Allgemein gibt es weltweit 47 bis 50 Millionen Sepsis-Fälle pro Jahr, von denen mindestens 11 Millionen tödlich enden. Sepsis ist die häufigste Todesursache im Krankenhaus. „Positiv zu vermerken ist, dass die Todesfälle im Vergleich zu 1990 um ein Fünftel zurückgegangen sind, dennoch ist 1 von 5 Todesfällen weltweit immer noch mit Sepsis assoziiert“, weiß Meyer.

Das Thema Sepsis sei in Fachkreisen – Krankenhäuser, Rettungsdienst, in der Ausbildung – sehr präsent und werde zuverlässig geschult. „Die Hauptproblematik liegt eher im Bereich Sepsis-Prävention und im Bereich Sepsis-Erkennen, da 80 Prozent der Sepsis-Fälle außerhalb des Krankenhauses auftreten.“

Im Lüner St Marien Hospital gibt es Verfahrensanweisungen zum Umgang mit einer Sepsis.
Im Lüner St Marien Hospital gibt es Verfahrensanweisungen zum Umgang mit einer Sepsis. © Quiring-Lategahn

Umso wichtiger sei deshalb die Prävention mit gelebter Hygiene, beispielsweise durch korrekte Händehygiene. Auch die Umsetzung der Impfempfehlungen und die Sicherung einer rationalen Antibiotikatherapie stehe im Vordergrund.

Poster-Ausstellung zum Thema

Das Klinikum Lünen-Werne sieht sich im Bereich Sepsis gut aufgestellt. Es gibt Verfahrensanweisungen, regelmäßige Fortbildungen sowie Informationsveranstaltungen. „Im Jahr 2022 hat die Krankenhaushygieneabteilung beispielsweise einen internen Aktionstag zum Welt-Sepsis-Tag organisiert, mit Vorträgen und Informationsmaterialien“, merkt Sabine Meyer an.

Auch aktuell soll eine Aktion sensibilisieren: „In diesem Jahr findet eine Poster-Ausstellung statt, um Patienten, Besucher und Mitarbeitende auf die Bedeutung des Themas aufmerksam zu machen.“ Denn die meisten Todesfälle – auch in Lünen und Werne – ließen sich durch frühzeitige Behandlung verhindern.