Hochwasserschutz ist eine Gemeinschaftsaufgabe, sagt SAL-Vorstand Daniela Fiege. Auch Hauseigentümer sind gefragt. Damit die sich richtig schützen können, gibt es Beratung beim städtischen Abwasserbetrieb, auch bei Matthias Krölls.

Hochwasserschutz ist eine Gemeinschaftsaufgabe, sagt SAL-Vorstand Daniela Fiege. Auch Hauseigentümer sind gefragt. Damit die sich richtig schützen können, gibt es Beratung beim städtischen Abwasserbetrieb, auch bei Matthias Krölls. © Matthias Stachelhaus

Schutz vor Starkregen in Lünen: SAL startet neue Kampagne für Bürger

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Hochwassergefahr durch Starkregen ist in Lünen längst kein theoretisches Szenario mehr. Der SAL setzt auf Vorsorge, auch von Hauseigentümern selbst. Die sollen aber nicht allein dastehen.

Lünen

, 03.06.2022, 14:00 Uhr / Lesedauer: 3 min

Das letzte Unwetter am 21. Mai ist in Lünen glimpflich abgelaufen. Ein glücklicher Umstand, betrachtet man die verheerenden Schäden, die die gleiche Wetterfront rund 80 Kilometer weiter in Paderborn hinterlassen hat. War es hier ein Tornado, der primär für Verwüstungen und 40 Verletzte sorgte, gab es zuvor auch Warnungen vor möglichem Starkregen und damit einhergehendem Hochwasser.

Weniger glücklich lief es in Lünen am 14. Juli 2021 ab. Nach heftigen Regenfällen standen teilweise ganze Straßenzüge unter Wasser, besonders hart traf es den Lüner Süden. Um auf künftige Extremwetterlagen besser vorbereitet zu sein, startet der Stadtbetrieb Abwasserbeseitigung Lünen (SAL) im Juni eine neue Info-Kampagne für Hauseigentümer von besonders gefährdeten Objekten in Lünen.

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Rund 7600 Haushalte werden Post erhalten, inklusive eines Ausschnitts der aktualisierten Starkregengefahrenkarte, die die Überflutungssituation des betroffenen Grundstücks im Detail zeigt. Darauf zu sehen sind mögliche Überflutungsschäden, die bei einem sogenannten Extremwetterereignis (mehr als 90 Liter Regen pro Quadratmeter) zu erwarten wären. Zum Vergleich: Am 14. Juli 2021 fielen in Lünen zeitweise über 60 Liter Regen pro Quadratmeter. Rund 38 Prozent aller Haushalte in der Stadt müssten dann damit rechnen, dass das Wasser an der eigenen Hauswand 10 Zentimeter oder höher steht.

Aktiv für Hochwasserschutz werben

„Grundsätzlich ist natürlich jedes Gebäude gefährdet. Ausschließen lässt sich das Risiko nicht“, sagt Matthias Krölls vom SAL. Speziell möchte das städtische Unternehmen aber auf die Hauseigentümer in Lünen zugehen, die laut der 2021 aktualisierten Starkregengefahrenkarte am ehesten mit Wasserschäden rechnen müssten. Beratungsangebote und Hilfestellung bietet der SAL.

Das Unwetter am 14. Juli 2021 hatte auch in Lünen für schwere Schäden gesorgt. In Niederaden standen ganze Straßenzüge teilweise kniehoch unter Wasser.

Das Unwetter am 14. Juli 2021 hatte auch in Lünen für schwere Schäden gesorgt. In Niederaden standen ganze Straßenzüge teilweise kniehoch unter Wasser. © Privat / Anoym

„Wir wollen die Starkregengefahrenkarte nicht einfach nur veröffentlichen und sagen, ‚damit ist unsere Pflicht getan‘“, sagt SAL-Vorstand Daniela Fiege. Die Frage sei auch, ob alle Bürger die zur Verfügung stehenden Informationen von sich aus abrufen würden. „Wir wollen lieber aktiv auf die Menschen zugehen.“ Die allgemeine Veröffentlichung der Karte werde erfolgen, vorher muss das aber noch vom Verwaltungsrat der SAL beschlossen werden.

Größere Kanäle keine Lösung

Starkregenkarten gibt es auch vom Land NRW, allerdings sind die nicht so detailliert wie die des SAL, auf denen das Risiko für jedes Gebäude der Stadt eingesehen werden kann. Auch der Einfluss des örtlichen Kanalnetzes fließt in die Simulationen mit ein. „Auch wenn dessen Einfluss mit zunehmender Stärke der Starkregenereignisse immer weiter abnimmt. Irgendwann sind die Kanäle halt voll“, so Fiege. Daran könnte auch größere Kanaldurchmesser nur eingeschränkt etwas ändern.

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„Wo wir sanieren müssen, tun wir das natürlich auch. Aber kein Kanalsystem ist dafür ausgelegt, Starkregenereignisse von 30- oder 100-jährlicher Stärke aufzufangen.“ Selbst wenn man die enormen Kosten dafür außer Acht lassen würde, die schließlich auch wieder die Bürger über Gebühren zahlen müssen, wäre der Nutzen gering. Der komplette Ausbau würde viele Jahrzehnte dauern.

Direkte Unterstützung in Einzelfällen

Neben der Info-Kampagne greifen direkte Hilfen für besonders betroffene Hauseigentümer bereits jetzt. Etwa in der Straße Auf dem Eigengrund, bekanntermaßen einem der tiefsten Punkte in Lünen, bedingt durch Bergbausenkungen, die es besonders im Lüner Süden gibt. Gespräche und Maßnahmen laufen bereits. Lieferschwierigkeiten von Baumaterial verzögern allerdings den Fortschritt, wie Matthias Krölls sagt. „Wir wollten da eigentlich schon weiter sein.“

Im Zuge sogenannter „Klimafolgenanpassungsmaßnahmen“ werden hier einzelne Schutzmaßnahmen an Privathäusern vom SAL direkt finanziert. Die Möglichkeit bestehe aber nur dort, wo alle abwassertechnischen Möglichkeiten ausgeschöpft seien, erläutert Daniela Fiege. „Grundsätzlich muss jeder Eigentümer selbst für Hochwasserschutz seines Hauses sorgen“, ergänzt Matthias Krölls. Der SAL berate aber gerne, damit auch die richtigen Maßnahmen ergriffen werden, die schließlich auch Geld kosten.

Infoveranstaltungen vor Ort geplant

„Am Ende ist das eine Gemeinschaftsaufgabe von Eigentümern, der Stadt und natürlich von uns als Abwasserbetrieb“, betont Daniela Fiege. „Bislang hat es in Lünen noch keine Todesopfer bei diesen Unwettern gegeben. Wir wollen, dass das auch so bleibt, selbst wenn wir das Wasser nicht aus allen Kellern raushalten werden können.“

Die Info-Kampagne über den Sommer soll in mehreren Wellen anlaufen, damit die Berater der SAL die Bürger auch zeitnah beraten können. Als erstes werde die Kampagne im Lüner Süden gestartet, der allgemein die meisten Probleme im Bereich Hochwasser hat.

Geplant werden außerdem Veranstaltungen in allen Stadtteilen. Als erstes auch hier im Lüner Süden, im weiteren Verlauf dann auch weiter nördlich. „Ob wir alle Stadtteile noch in diesem Jahr schaffen, wissen wir aber noch nicht“, sagt Daniela Fiege.

Beratung und Hilfen nach Flut

  • Beratungstermine beim SAL können Hauseigentümer vereinbaren via E-Mail an info@sal-abwasser.de oder unter Tel. (02306) 91 04 340.
  • Persönliche Anschreiben erhalten besonders gefährdete Hauseigentümer in mehreren Wellen. Los geht es ab Juni.
  • Weitere Infos zu Stadtteilveranstaltungen werden noch bekannt gegeben.
  • Matthias Krölls verweist außerdem darauf, dass auch jetzt noch Wiederaufbauhilfen des Landes für Hochwassergeschädigte vom 14. Juli 2021 zur Verfügung stehen. „Ja, die Anträge sind mitunter kompliziert, dafür gibt es Förderungen bis zu 80 Prozent“ so Krölls.
  • Einzelpersonen können bis zu 13.000 Euro erhalten. Weitere Infos zur Wiederaufbauhilfe gibt es auf der Homepage des Landes NRW (www.land.nrw/wiederaufbauhilfe)
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