Als Russland 2022 die Ukraine mit einem Angriffskrieg überzogen hat, hat das nicht nur Tausende Menschen nach Deutschland fliehen lassen. In einem fremden Land mit fremder Sprache mussten diese Tausende Menschen ankommen. Darunter auch Kinder und Jugendliche. Für diese gibt es noch bis zum Sommer die sogenannte Erstförderung: Um die Minderjährigen auf den normalen Schulunterricht in Deutschland vorzubereiten, wird diesen seit ihrer Ankunft in Deutschland vorrangig Deutsch beigebracht. Entweder zu 100 Prozent der Zeit in Lerngruppen, zum Teil in Lerngruppen und im Regelunterricht oder bereits voll im Regelunterricht.
Mit dem kommenden Schuljahr aber fällt diese Erstförderung weg: Die ukrainischen Schülerinnen und Schüler nehmen ab dann ganz normal am Regelunterricht teil. So wird es auch an der Ludwig-Uhland-Realschule in Lünen ablaufen. Hier betreut die Schule aktuell 24 ukrainische Schülerinnen und Schüler. „Unsere ukrainischen Schülerinnen und Schüler haben den größeren Teil des Unterrichts in einer Deutschklasse verbracht, in der auf unterschiedlichen Niveaustufen die deutsche Sprache erlernt wurde“, erklärt Schulleiter Benjamin Müller auf Anfrage unserer Redaktion.
„Einen Teil der Schulzeit verbringen sie zudem in ihren Regelkassen, unter anderem um Anschluss an die anderen Schülerinnen und Schüler zu bekommen. Zwei sehr leistungsstarke Schülerinnen arbeiten komplett (und erfolgreich) im Unterricht der Regelklassen mit“, so Müller weiter. Dabei hänge der Lernerfolg auch sehr davon ab, ob die Schüler perspektivisch in Deutschland bleiben möchten oder nicht, erklärt der Schulleiter: „Diejenigen, die mittel- bis langfristig in Deutschland bleiben wollen, haben eine größere Motivation. Grundsätzlich klappt es jedoch gut.“
16 von 24 Schülern sollen bleiben
16 dieser 24 Schüler, so schätzt Müller, werden an der Realschule bleiben. Das heißt jedoch nicht, dass die Schule nicht noch mehr ukrainische Schüler zugewiesen bekommt. Denn die in Deutschland in der Erstförderung betreuten Schüler sind bisher keinem Bildungsgang zugeordnet. Das heißt, dass bisher noch nicht feststeht, wer auf eine Hauptschule, eine Realschule, ein Gymnasium oder eine Gesamtschule geht. Entsprechend dieser Zuteilungen werden am Ende mehr oder weniger Schüler auch an der Ludwig-Uhland-Realschule Teil der Regelklassen.
Im Laufe der kommenden Monate werde sich zeigen, mit wie vielen ukrainischen Schülern die Lüner Realschule rechnen müsse, so Müller. „Wir rechnen jedoch mit wesentlich mehr Schülerinnen und Schülern, die zum Schuljahreswechsel von den Gymnasien zu uns wechseln, als in den Vorjahren. Wir sind hier jedoch mit den beiden Lüner Gymnasien und mit der Bezirksregierung im Austausch, um möglichst gut vorbereitet zu sein.“
Deutsch-Lehrkraft kann bleiben
Müller rechnet mit einer Herausforderung, da die Klassen „pickepacke voll“ sein werden, erklärt er. „Aber wir können uns ja bereits jetzt darauf einstellen und werden das Beste daraus machen.“ Ein weiterer Lichtblick: Die Lehrkraft, die aktuell die Deutschklasse leitet und ursprünglich nicht Lehrerin an der Schule gewesen sei, werde vermutlich ein weiteres Jahr an der Schule beschäftigt sein. Fehlt es an weiterer Unterstützung durch Land und Bund? „Luft nach oben ist immer“, sagt Müller. „Aber es könnte schlechter sein.“